„Stille Gesundheitskrise“: 12 Milliarden Dollar für Behebung von Umweltschäden in Nigeria gefordert
© dpa/EPA/ANP/Marten Van Dijl „Stille Gesundheitskrise“: 12 Milliarden Dollar für Behebung von Umweltschäden in Nigeria gefordert
Im nigerianischen Bundesstaat Bayelsa wird Öl gefördert. Um die damit im Zusammenhang stehenden Schäden zu beseitigen, wird die internationale Gemeinschaft um Hilfe gebeten.
Die Umweltkommission des nigerianischen Bundesstaats Bayelsa fordert mindestens 12 Milliarden US-Dollar (11 Mrd. Euro), um die jahrzehntelange Verschmutzung der Region durch die Ölförderung zu beheben.
Laut einem Bericht der Kommission, der am Dienstag veröffentlicht wurde, seien allein die beiden Großkonzerne Shell und Eni für drei Viertel der Verschmutzung verantwortlich. Insgesamt seien 47 Ölfirmen in Bayelsa tätig, heißt es.
Der Bundesstaat an der Atlantikküste im Süden Nigerias ist wie das gesamte Nigerdelta ein Zentrum für die Ölproduktion des Landes. Laut dem Kommissionsbericht bringt das in Bayelsa geförderte Öl der nigerianischen Regierung jährlich etwa 10 Milliarden Dollar (9,2 Mrd. Euro) ein.
Für die Beseitigung der Umwelt- und Gesundheitsschäden appelliert die Kommission an die internationale Gemeinschaft. Diese solle in einer „konzertierten Aktion“ das benötigte Geld über die kommenden zwölf Jahre sammeln. Die Untersuchungen für den Bericht der Kommission dauerten insgesamt vier Jahre.
Geringe Lebenserwartung, hohe Säuglingssterblichkeit
Die Ergebnisse zeichnen ein düsteres Bild – sowohl für die Anwohner als auch für das Ökosystem der Region. So seien Hunderttausende Menschen in Bayelsa gezwungen, auf verseuchtem Boden zu leben.
An einigen Orten seien Schadstoffe aus der Ölproduktion wie Chrom im Grundwasser nachgewiesen worden, die die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um mehr als das Tausendfache überträfen. Die Konzentrationen anderer Verbindungen, etwa der in Rohöl enthaltenen Kohlenwasserstoffe, übersteige stellenweise die sicheren Werte sogar um das Millionenfache.
Entsprechend spricht die Kommission in ihrem Bericht von einer „stillen Gesundheitskrise“, die bisher kaum Beachtung finde. Allein 2012 seien rund 16.000 Säuglinge kurz nach ihrer Geburt an den Folgen der Ölverschmutzung gestorben. Die durchschnittliche Lebenserwartung in Bayelsa liege bei lediglich rund 50 Jahren. (dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de