Kompostierung von Leichen: Auch Kiel stoppt alternatives Bestattungsangebot einer Berliner Firma
© Imago/Bihlmayerfotografie
Kompostierung von Leichen: Auch Kiel stoppt alternatives Bestattungsangebot einer Berliner Firma
„Reerdigung“ nennt das Unternehmen „Meine Erde“ sein Angebot, um Verstorbene zu beizusetzen. In NRW wurde das verboten – nun untersagt auch die Stadt Kiel die Beerdigung kompostierter Leichen auf ihren Friedhöfen.
Das Pilotprojekt hatte viel Wirbel ausgelöst sowie besonders seitens der Kirchen viel Empörung und Kritik hervorgerufen. Nun hat auch die Stadt Kiel in Schleswig-Holstein die geduldete Beerdigung kompostierter Leichen auf ihren Friedhöfen verboten. Dies berichtet der „Spiegel“.
Bei dieser Beisetzungsvariante sind Verstorbene 40 Tage lang in einem Tank mit Grünschnitt einer beschleunigten Verwesung ausgesetzt. Die Überreste werden, gemeinsam mit den anschließend geschredderten Knochen, in einem Tuch begraben.
Bereits Ende Juni hatte das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium die vom Berliner Unternehmen „Meine Erde“ angebotene Bestattungsvariante untersagt, weil die Firma nicht belegt habe, dass dabei „Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung ausgeschlossen werden können“.
Es gibt rein gar nichts, was dieses nicht funktionierende Verfahren rechtfertigt.
Tade Spranger, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bonn
Dem Bericht zufolge war dem Kieler Verbot ein Besuch von Mitarbeitern der städtischen Friedhöfe in einer Pilotanlage des Unternehmens vorangegangen.
Dort hätten sie auf ihre Fragen zu den Themenbereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz von Mitarbeitern des Unternehmens keine oder nur ausweichende Antworten erhalten und sich deshalb an ihre Berufsgenossenschaft gewandt.
Vor rund sechs Wochen hatte das Magazin berichtet, dass das Unternehmen „Meine Erde“, das als einziges in Deutschland diese „Reerdigung“ bezeichneten Bestattungen anbietet, angegeben habe, weder Chemikalien noch Insekten zuzusetzen.
Wie die Nachrichtenagentur KNA berichtete, wurden nach Angaben von „Meine Erde“ bis Mitte September elf Menschen „reerdigt“.
Tade Spranger, Professor für Staats- und Verwaltungsrecht an der Universität Bonn, sagte dem Magazin zu dem Pilotprojekt in Kiel damals, für ihn sei die Kompostierung von Leichen „ein komplett irrer Vorgang“.
Der Professor, zu dessen Arbeitsgebiet das Friedhofs- und Bestattungsrecht gehört, war einer der Experten, die das Ministerium in Kiel um Stellungnahme zu einem geplanten Gesetzentwurf gebeten hatte.
Spranger zufolge bestehen „zahlreiche naturwissenschaftliche und medizinische Bedenken, auch in Bezug auf die biologische Sicherheit“ des Verwesungsprozesses. Sprangers Fazit lautete dem Bericht zufolge: „Es gibt rein gar nichts, was dieses nicht funktionierende Verfahren rechtfertigt.“ (lem)
Zur Startseite
- Schleswig-Holstein
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de