Jahresbilanz der Pressefreiheit 2023: Fast jede Woche stirbt ein Journalist oder eine Reporterin
© Reuters/Emilie Madi
Jahresbilanz der Pressefreiheit 2023: Fast jede Woche stirbt ein Journalist oder eine Reporterin
2023 sind bislang 45 Medienschaffende bei ihrer Arbeit getötet worden, so wenige wie seit 2002 nicht mehr. Im Nahostkrieg starben schon 17 Journalisten – doch Dutzende Fälle werden noch untersucht.
Von
2023 sind bislang 45 Medienschaffende im Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet worden. Das sind so wenige bestätigte Fälle wie seit 2002 nicht mehr, damals hatte die Zahl bei 33 gelegen.
Das berichtet die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) in ihrer am Donnerstag vorgelegten Jahresbilanz der Pressefreiheit. 2022 waren 61 Journalistinnen und Journalisten bei der Arbeit ums Leben gekommen.
Von den 2023 getöteten Medienschaffenden starben den Angaben zufolge 23 in Kriegsgebieten. Im Nahostkrieg zwischen Israel und der Hamas wurden demnach bislang mindestens 17 Journalistinnen und Journalisten mit klarem Bezug zu ihrer Arbeit getötet. Dutzende weitere Fälle werden nach Angaben von RSF derzeit überprüft. Mit Blick auf Gaza sprach die Organisation von einer „erschreckend hohen Zahl“ von Getöteten.
Bei den seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober getöteten Medienschaffenden im Gazastreifen (13), in Israel (1) und im Libanon (3) konnte RSF nach eigenen Angaben mit hinreichender Sicherheit feststellen, dass ihr Tod mit ihrer journalistischen Arbeit zusammenhing.
„Insgesamt kamen in der Region 61 Journalistinnen und Journalisten ums Leben. RSF hat Strafanzeige beim Internationalen Strafgerichtshof eingereicht, um wegen möglicher Kriegsverbrechen seitens der Hamas und der israelischen Armee zu ermitteln“, heißt es in der Mitteilung.
Fast jede Woche stirbt ein Journalist
„Wer aus Kriegen und bewaffneten Konflikten berichtet, bezahlt diesen Mut immer noch viel zu oft mit dem eigenen Leben. Besonders gefährlich ist es derzeit im Gazastreifen“, sagte RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger.
„Wir denken aber auch an die Berichterstatterinnen und Berichterstatter in anderen Kriegen und Konflikten, etwa in der Ukraine oder in Mali.“ Ihre Arbeit bleibe gefährlich, auch wenn die öffentliche Aufmerksamkeit gesunken sei. Gloger rechnete vor, dass noch immer im Schnitt fast jede Woche ein Journalist oder eine Reporterin getötet werde.
Auch die Zahl der inhaftierten Journalistinnen und Journalisten ist der Jahresbilanz zufolge weiter hoch. „Wir fordern deshalb die Regierenden in den Demokratien auf, sich noch stärker für das Menschenrecht auf Pressefreiheit einzusetzen“, sagte Gloger.
264 Inhaftierte allein in China
Am 1. Dezember 2023 saßen insgesamt 521 Medienschaffende wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent gesunken.
264 Journalistinnen und Journalisten sind alleine in China (einschließlich Hongkong), Myanmar, Belarus und Vietnam inhaftiert. „Jahr für Jahr behauptet China seinen Status als das Land, in dem die Behörden die meisten Journalistinnen und Journalisten einsperren lassen“, so RSF.
In Russland befinden sich 28 Medienschaffende im Gefängnis, unter ihnen der US-Bürger und „Wall Street“-Korrespondent Evan Gershkovich, der seit dem 29. März 2023 wegen des Vorwurfs der Spionage in Untersuchungshaft ist.
Zur Startseite
- Menschenrechte
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de