Die Bahn wird bestreikt, die Straßen besetzt: Berliner Pendlern steht ein schwieriger Freitag ins Haus
© picture alliance / Geisler-Fotopress/Jean MW Update Die Bahn wird bestreikt, die Straßen besetzt: Berliner Pendlern steht ein schwieriger Freitag ins Haus
Die EVG will am Freitag zwischen 3 und 11 Uhr die Deutsche Bahn bestreiken, auch die Berliner S-Bahn fährt nicht. Doch es gibt Alternativen.
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Berliner Pendlern steht ein schwieriger Freitag bevor. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will zwischen 3 Uhr am Freitagmorgen und 11 Uhr am Vormittag die Deutsche Bahn bestreiken, also auch die Berliner S-Bahn und den Regional- und Fernverkehr.
Die Bahn kündigte am Mittwoch an, wegen des Warnstreiks den Fernverkehr am Freitag von 3 bis 13 Uhr einzustellen. Man rechne mit einem schrittweisen Hochlauf der Fernverkehrszüge ab 13 Uhr. Der DB-Regionalverkehr falle vormittags weitgehend aus.
Die Berliner S-Bahn teilte mit, dass bis 11 Uhr keine Züge fahren werden: „Bitte rechnen Sie auch nach Streikende mit Einschränkungen.“ Beim letzten Streik im März war der S-Bahn-Verkehr relativ schnell wieder angelaufen. Schon nach einer Stunde fuhren die Züge wieder weitgehend nach Plan.
Von dem Warnstreik sind auch private Unternehmen wie die Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg) betroffen. Denn der Streikaufruf gilt ebenso für die Eisenbahner in den Stellwerken der DB Netz – und die stellen auch die Signale für die Odeg auf Rot. Die Odeg betreibt in der Region mehrere wichtige Regionalexpress-Linien, darunter den RE1.
Klimaaktivisten hatten Blockaden angekündigt
Ebenfalls für den Freitag haben Klimaaktivisten massive Blockadeaktionen auf den Straßen angekündigt. Wer also vom Regionalzug ins Auto wechselt, wird vermutlich in Berlin im Stau stehen. Im Vorfeld hatten die Aktivisten die Autofahrer aufgefordert, auf Bus und Bahn umzusteigen. Ob die Klimagruppen nun am Freitagmorgen auf Aktionen verzichten, blieb zunächst unklar. Die Sprecherin der „Letzten Generation“ war nicht zu erreichen, eine Anfrage per Mail blieb unbeantwortet. Am Morgen hatte Carla Hinrichs via Twitter mitgeteilt, dass sie am Mittwoch wegen einer Blockadeaktion vor Gericht erscheinen müsse.
Als Rettung stehen wieder die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bereit – das landeseigene Unternehmen wird nicht bestreikt. Wie beim Streik im März wird es voll werden. Da die BVG keine Personal- und Fahrzeugreserven hat, können nur in geringem Umfang zusätzliche Wagen fahren. Sollten die Aktivisten auch am Freitag ihre Aktionen fortsetzen, würden Busse und Straßenbahnen noch mehr im Stau stehen als normal. Ein Sprecher sagte dazu: „Wir stehen im ständigen Austausch mit der Berliner Polizei. Umleitungen oder Linienänderungen bei Demonstrationen, Staus etc. erfolgen in der Regel operativ aus der Leitstelle entsprechend der aktuellen Verkehrssituation.“
Wie beim großen Streik im März will die BVG vor allem die Leitstellen stärken, „um die erwartbar größere Nachfrage bestmöglich zu managen“. Dann folgt das große Aber: „Natürlich können wir auch bei vollem Einsatz größere Ausfälle bei der S-Bahn nicht in vollem Umfang kompensieren.“ Die BVG bat ihre Fahrgäste „um Verständnis und etwas Geduld“. Wer kann, sollte die Hauptverkehrszeit am Morgen meiden, alle Fahrgäste sollten für ihre Fahrt vorsorglich mehr Zeit einplanen, so die BVG.
Bundesweit werden auch drei Flughäfen bestreikt
Der Flughafen BER ist nicht betroffen, die Gewerkschaft Verdi will nur die drei westdeutschen Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn bestreiken.
Bundesweit sind neben der Bahn etwa 50 weitere Verkehrsbetriebe betroffen. „Wir müssen den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen, die glauben, die Forderungen ihrer Beschäftigten ignorieren zu können, und stattdessen Tarifverhandlungen nach Gutsherrenart führen wollen“, teilte die EVG mit. Durch die Befristung bis 11 Uhr wolle die EVG zeigen, „dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen“.
Deutsche Bahn wirft EVG Maßlosigkeit vor
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler griff die Gewerkschaft am Mittwoch bei einer improvisierten Pressekonferenz im Berliner Hauptbahnhof scharf an. „Die EVG hat Maß und Mitte völlig verloren.“ Hunderttausende Pendler würden unnötig in Mitleidenschaft gezogen. Seiler warf der EVG vor, nur wegen ihres Konkurrenzkampfes mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zu streiken. Nach Seilers Angaben werde vor allem der Fernverkehr nach dem angekündigten Streikende länger betroffen sein. ICE könnten nicht so schnell wieder starten wie der Regional- und S-Bahnverkehr.
Erst Ende März war der Verkehr mit Zügen, Bussen und Flugzeugen in Berlin weitgehend zum Erliegen gekommen in Folge eines bundesweiten großen Warnstreiks. Von dem 24-stündigen Arbeitskampf waren Millionen Berufspendler und Reisende sowie der Güterverkehr betroffen.
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de