Demo gegen Schulschließung in Berlin-Schöneberg: Katholische Grundschule steht zur Disposition
© Susanne Vieth-Entus Demo gegen Schulschließung in Berlin-Schöneberg: Katholische Grundschule steht zur Disposition
Eltern werfen dem Erzbistum Berlin mangelnde Transparenz vor. Und: Es würde nur zögerlich auf Fragen reagieren. An diesem Mittwoch wird protestiert.
Von Susanne Vieth-Entus
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Die bevorstehende Sanierung und Teilschließung der Katholischen Schule Sankt Franziskus in Schöneberg mit 800 Schülern an Grund- und Oberschule hat nach Elternangaben zu erheblicher Verunsicherung geführt. An diesem Mittwoch soll um 18.30 Uhr vor der Schule demonstriert werden, kündigten Eltern gegenüber dem Tagesspiegel an.
Zeitlicher Anlass der Demonstration ist demnach eine außerordentliche Sitzung des Elternrats, zu der sich auch Vertreter des Erzbistums angekündigt hätten.
Die Kommunikation der Schule und des Erzbistums zu der Schließung der Schule empfinde sie als „unterirdisch“ angesichts der „enormen“ Auswirkungen, die vermutet würden, teilte eine Mutter mit. Als Beispiel nannte sie umliegende Schülerläden, die ohne Grundschule „nicht überleben würden“.
Die Schließung wird den Kiez verändern.
Eine Mutter der Katholischen Schule Sankt Franziskus
Auch die Gemeinde der St. Matthias Kirche werde dies massiv spüren, denn viele Kinder der Grundschule seien auch in der Kirche aktiv. Die Schließung werde den Kiez verändern.
Was die Schließung überdies in die Kritik bringe, sei die Tatsache, dass Berlin dringend mehr Grundschulplätze brauche. „Über das ,Warum’ könne man nur spekulieren“, denn des gebe „trotz vielfacher Bitte keine Information seitens der Schulleitung und des Bistums. Dieser Umgang irritiert sehr“. Auf der Homepage der Schule suchte man noch an diesem Mittwoch Hinweise vergebens.
Offiziell geht es nur um den Sanierungsbedarf
Die Schließung der Grundschule war, wie berichtet, vor drei Wochen unter der Elternschaft kolportiert worden. Eine Tagesspiegel-Anfrage im Erzbistum als Träger der Schule ergab dann, dass ein „erheblicher und dringender Sanierungsbedarf“ bestehe. Im laufenden Betrieb seien die Bauarbeiten nicht zu organisieren. Um mit der Sanierung beginnen zu können, müsse die Schülerzahl reduziert werden.
Dies geschehe nach und nach, um Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern möglichst große Sicherheit zu bieten. Zum Schuljahr 2023/24 werden demnach zunächst letztmalig Schülerinnen und Schüler für die Grundschule aufgenommen. Es sei „garantiert, dass sie alle die Grundschule bis zur sechsten Klasse der Grundschule durchlaufen können“. Ob es danach wieder eine Grundschule geben wird, konnte der Sprecher noch nicht sagen.
Laut Gerüchten soll ein Gymnasium entstehen
Unter den Eltern kursieren Gerüchte, wonach an dem Standort nahe Winterfeldtplatz statt Grund- und Sekundarschule ein Gymnasium entstehen soll. Manche Eltern sind in Sorge, weil das Erzbistum in Hamburg vor einigen Jahren aus finanziellen Gründen Schulen schließen musste. Für Berlin wurde damals Entwarnung gegeben, aber das ist fünf Jahre her.
Offenbar wird das Geld inzwischen auch bei den Berliner Katholiken knapp. Allein dieses Jahr fehlen ihr 400.000 Euro Landeszuschuss . Ursache dieser Entwicklung ist die Systematik der Berliner Privatschulfinanzierung. Die Schulen erhalten vom Land 93 Prozent der „vergleichbaren Personalkostenn“.
Die Kopplung der Privatschulzuschüsse an die Gehaltsausgaben der staatlichen Schulen bedeutet, dass — wenn das Land weniger Geld ausgibt als im Vorjahr — , die freien Träger automatisch weniger Zuschüsse erhalten, und zwar unabhängig davon, ob bei ihnen alle Stellen besetzt sind und was ihre Lehrkräfte kosten.
Ein Grund für die aktuell geringeren Ausgaben der Bildungsverwaltung an den öffentlichen Schulen könnte darin bestehen, dass Berlin infolge der Verbeamtung nicht mehr die höchste Gehaltsstufe an Anfänger zahlen darf. Eine aus Sicht der freien Schulen weitere negative Auswirkung der Verbeamtung besteht darin, dass sie Lehrkräfte an die öffentlichen Schulen verlieren.
Die AGFS beziffert die Verluste gegenüber 2022 je nach Schultyp auf 0,5 Prozent bis 1,5 Prozent und rechnet auch in den nächsten Jahren mit weiter sinkenden Zuschüssen. Dem gegenüber stehen höhere Kosten infolge der Inflation und der gestiegenen Energiekosten.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de