Zoff zwischen Fußballprofi Vinicius und spanischem Liga-Chef: Real Madrid erstattet Anzeige nach Rassismusskandal
© IMAGO/Jose Breton Zoff zwischen Fußballprofi Vinicius und spanischem Liga-Chef: Real Madrid erstattet Anzeige nach Rassismusskandal
Vinicius Junior wurde von Fans rassistisch beleidigt. Nun bekommt er Zuspruch, unter anderem von seinem Verein. Liga-Chef Javier Tebas wehrt sich gegen Vorwürfe des Spielers.
Nachdem der brasilianische Fußball-Nationalspieler Vinicius Junior erneut rassistisch angefeindet wurde, hat sein Club Real Madrid Anzeige erstattet. Die Anzeige sei bei der für Hassverbrechen und Diskriminierung zuständigen Staatsanwaltschaft in Madrid eingebracht worden, teilte der spanische Rekordmeister am Montag mit.
Im Match der Königlichen beim FC Valencia (0:1) am Sonntag war der 22 Jahre alte Profi am Sonntag laut Spielbericht von mindestens einem Zuschauer rassistisch beleidigt worden. Der Spieler warf der spanischen Profi-Liga nach dem Vorfall auf Twitter vor, Rassismus als „normal“ zu betrachten.
Daraufhin entbrannte ein heftiger Streit zwischen dem Stürmer und Javier Tebas, dem Chef der spanischen Profi-Liga. Tebas entgegnete, Vinicius müsse sich besser informieren.
Am Montag reagierte Vinicius mit einer erneuten Kritik an Tebas. „Anstatt Rassisten zu kritisieren, erscheint der Liga-Präsident wieder einmal in den sozialen Medien, um mich anzugreifen“, schrieb der 22-Jährige auf Twitter. Tebas stelle sich „mit den Rassisten auf eine Stufe“. „Ich will Taten und Strafen“, forderte er.
Rassistische Angriffe auf Vinicius sind keine Einzelfälle
Die Antwort von Tebas ließ nicht lange auf sich warten. Weder Spanien noch LaLiga seien rassistisch, betonte er. Rassismus-Vorfälle würden „mit aller Härte verfolgt“. Diese Saison habe man neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt, acht davon gegen Vinicius.
Dem von Medien veröffentlichten Spielbericht zufolge war Vinicius in der 73. Minute von einem Fan beleidigt worden. Daraufhin sei das dreistufige Rassismus-Protokoll eingeleitet worden, das in letzter Instanz zum Spielabbruch hätte führen können. Kurz vor Abpfiff sah Vinicius nach einer Rudelbildung die Rote Karte.
In den vergangenen Monaten ist es immer wieder zu rassistischen Beleidigungen gegen Vinicius gekommen. Der Spieler schrieb in seinem ersten Tweet, in Brasilien gelte Spanien deshalb als „Land der Rassisten“. Tebas warf ihm daraufhin vor, LaLiga zu verleumden.
Welche Bestrafungen er fordert, sagte Vinicius nicht. Tatsächlich werden rassistische Vorfälle im spanischen Fußball verfolgt und geahndet. Der FC Valencia kündigte am Sonntagabend an, man werde den oder die Täter von allen Heimspielen ausschließen. Ähnlich hatten in der Vergangenheit andere Clubs der Primera División reagiert.
Neben Anzeigen bei der Justiz veranstaltet LaLiga mehrere Aktionen gegen Rassismus. Auch nach dem jüngsten Zwischenfall kündigte die Liga eine Untersuchung an. „Sollte ein Hassverbrechen festgestellt werden, werden wir die entsprechenden rechtlichen Schritte einleiten“, hieß es. Laut Medien wurde ein Täter bereits von der Polizei identifiziert.
Vinicius erhielt unterdessen zahlreiche Solidaritätsbekundungen, unter anderem von Mannschaftskollege Toni Kroos, der auf Twitter schrieb: „Immer bei Dir, mein Freund.“
Auch Real-Trainer Carlo Ancelotti, der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, Nationalmannschaftskollege Neymar und viele andere Prominente gaben ihm Rückendeckung. Der Präsident des Weltverbandes FIFA, Gianni Infantino, erklärte sich ebenfalls mit Vinicius solidarisch und wies auf das Drei-Stufen-Protokoll hin. (dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de