Wiarda will’s wissen: Zinsen für Studienkredite steigen weiter und der Bund schaut zu
© Tagesspiegel/Nassim Rad/Tagesspiegel Wiarda will’s wissen: Zinsen für Studienkredite steigen weiter und der Bund schaut zu
Ab Oktober ändert die KfW die Konditionen zu ihrem Studienkredit. Er steigt auf 8,34 bis 9,18 Prozent. Die Bundesregierung steuert nicht gegen – und spricht zeitgleich von Bildungschancen für alle.
Eine Kolumne von
Es ist ein unwiderstehliches Angebot. Familien können von Oktober an bei der KfW-Bankengruppe mindestens 170.000 Euro beantragen, wenn sie klimafreundlich bauen oder kaufen wollen, 30.000 Euro mehr als bislang, Zinssatz weiter ab 0,01 Prozent. Der Staat kann das mit der sozial verträglichen Zinssubvention also, wenn er will.
Ebenfalls ab Oktober ändert die KfW die Konditionen zu ihrem Studienkredit. Er steigt auf 8,34 bis 9,18 Prozent. Grund sei, wie die staatliche Bank mitteilt, dass der europäische Referenzzinsatz Euribor gestiegen sei. Der eigentliche Grund aber ist, dass die Bundesregierung nicht gegensteuert.
Jan-Martin Wiarda ist Journalist für Bildung und lebt in Berlin. Auf seinem Blog www.jmwiarda.de kommentiert er aktuelle Ereignisse in Schulen und Hochschulen.
Das hat Folgen, wie das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) schon im Juni warnte: „Der Markt für Studienkredite in Deutschland kollabiert in Zeitlupe“, sagte CHE-Finanzexperte Ulrich Müller. Schon da hatte ausgerechnet die KfW den höchsten Zinssatz aller Studienkredit-Anbieter. Ihr Argument: Dafür nehmen wir ja auch die, die anderswo kein Geld bekommen.
Also die Ärmsten. Die dann auch noch am meisten Zinsen zahlen – bei den geltenden Konditionen am Ende oft mehr, als sie überhaupt an Kredit erhalten haben.
Die Ampel rühmt sich gerade – zu Recht – dafür, dass mit dem Beschluss der Kindergrundsicherung jetzt auch die Studien- und Ausbildungsfinanzierung unabhängiger werde, weil der sogenannte Garantiebetrag künftig direkt auf das Konto der anspruchsberechtigten Studierenden und Auszubildenden fließe.
Doch gleichzeitig ist das BAföG derart heruntergewirtschaftet, dass weniger als ein Achtel der Studierenden es erhält, und von dem zusätzlichen Geld für die im Koalitionsvertrag versprochene weitere Strukturreform ist zumindest im Haushaltsentwurf für 2024 keine Spur.
So wird auch der KfW-Zinssatz für Studierende immer mehr zu einem Gradmesser für die Bedeutung, welche die Politik gleichen Bildungschancen für alle zugesteht. Die Bundesregierung sollte ihn schleunigst drücken.
- Wiarda will’s wissen
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de