Vatermord in Gatow?: Was über den Fall des getöteten Syrers aus Berlin bekannt ist
© dpa/Dominik Totaro Vatermord in Gatow?: Was über den Fall des getöteten Syrers aus Berlin bekannt ist
Ein 40-Jähriger soll von seinen Kindern getötet worden sein. Vier Teenager sind tatverdächtig, zwei sitzen in U-Haft. Fakten und offene Fragen zu dem rätselhaften Fall.
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Ein rätselhafter Mord, der einer Exekution glich, erschüttert Berlin. Am vergangenen Dienstag ist im Spandauer Ortsteil Gatow ein 40-jähriger Syrer mit mehreren Schüssen tödlich verletzt worden. Die Polizei hat vier minderjährige Verdächtige festgenommen, es handelt sich dabei um einen Sohn und eine Tochter des Opfers sowie Bekannte der Jugendlichen. Ein Überblick über die Fakten, die bisher von der Tat und den Verdächtigen bekannt sind, sowie die noch offenen Fragen.
Die Tat
Es war etwa 11.50 Uhr am Dienstag, als der Mann mit seinem VW Touran auf den Parkplatz im Waldschluchtpfad, an der Ecke Breithornweg, fuhr. Dort befindet sich das frühere Krankenhaus Hohengatow, das seit Jahren für Flüchtlinge genutzt wird. Die Kinder des Syrers sollen das Opfer unter einem Vorwand zu diesem Parkplatz gelockt haben. Unmittelbar nachdem er ausgestiegen war, feuerte nach Angaben der Polizei eine unbekannte Person mehrere Schüsse auf den 40-Jährigen ab.
Das Opfer soll eine tödliche Schussverletzung am Hinterkopf erhalten haben und starb noch am Tatort. Im Zusammenhang mit der Tat könnte ein dunkles Fahrzeug eine Rolle gespielt haben, das Zeugen gesehen haben wollen. Zeugen wollen auch gesehen haben, wie ein mit Sturmhaube maskierter Verdächtiger vom Tatort flüchtete.
Ein Reporter der „Berliner Morgenpost“ hatte einen Zeugen des Vorfalls befragt. Dieser Mann berichtete, er habe nach der Tat zwei Frauen auf dem Parkplatz neben dem Waldschluchtpfad angetroffen. Eine von ihnen habe ihm, dem Zeugen, gesagt: „Mein Vater wurde erschossen.“
Die Polizei leitete nach der Tat eine Großfahndung nach den Tätern ein und setzte dafür auch einen Hubschrauber ein, allerdings erst mal ohne Erfolg. Zudem bat die Polizei Zeugen um Aussagen. Sie erhielt rund ein halbes Dutzend Hinweise.
Die Verdächtigen
Auf die Spur der Verdächtigen kam die Polizei nach ihren Angaben aufgrund von Ermittlungen und Zeugenaussagen. Ob es auch Hinweise aus den Familien der Verdächtigen gab, ist nicht bekannt. Am Samstagmorgen nahmen Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) den 16- und den 17-Jährigen fest. Der Vorwurf lautet: gemeinschaftlich begangener, heimtückischer Mord.
Für diese Jugendlichen erließ ein Haftrichter Untersuchungshaft. Die 14- und die 15-Jährige sind dagegen in der Obhut ihrer jeweiligen Familie, weil wegen ihres Alters die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Haftbefehl nicht gegeben sind.
„Die Verdächtigen sind alle strafmündig“, sagt Karen Sommer, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, „aber bei Personen unter 16 Jahren gelten nach dem Jugendgerichtsgesetz andere Regeln als älteren Jugendlichen.“ Wenn jemand einen festen Wohnsitz hat und keine Fluchtgefahr besteht, gibt es keine Möglichkeit, einen Jugendlichen unter 16 Jahren in Untersuchungshaft zu nehmen.
Der 16-Jährige und die 14-Jährige sind Sohn und Tochter des Opfers. Die 15-Jährige ist eine Freundin der Tochter, der 17-Jährige ein Bekannter der Jugendlichen. Der 17-Jährige besitzt nach Behördenangaben die rumänische Staatsangehörigkeit, die 15-Jährige einen deutschen Pass. Die Staatsangehörigkeiten der verdächtigten Kinder des Opfers sind bisher nicht bekannt.
Unklar ist auch, ob der Getötete weitere Kinder hatte. „Dazu werde ich erst am Montag neue Informationen bekommen“, sagte Sommer am Sonntag dem Tagesspiegel.
Das Motiv
Der Grund oder die Gründe für diese Tat liegen im Moment völlig im Dunkeln. „Den Tatverdächtigen wurde rechtliches Gehör gegeben“, sagte die Behördensprecherin, „aber sie haben sich bisher nicht zu den Vorwürfen eingelassen.“ Ob sie auf Rat ihrer Verteidiger schweigen oder aus eigenem Antrieb, ist nicht bekannt. „Aber sie können jederzeit Aussagen machen“, sagte Sommer.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de