Sparta Lichtenberg will das Double: Die größte Herausforderung wird der Platz im Mommsenstadion
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Sparta Lichtenberg spielt bisher eine denkwürdige Saison, feierte die Meisterschaft und den Aufstieg in die NOFV-Oberliga. Der Gewinn des Berliner Pokals würde das Ganze krönen.
Von Bernd Karkossa
Die Flucht vor den Häschern mit den dicken Sektflaschen ging daneben. Pitschnass stand Dragan Kostic am 20. Mai im Volkspark Mariendorf und sagte später: „Ich hasse Sektduschen wie die Pest. Man stinkt, es klebt und man kann nicht gleich duschen.“ An jenem Sonnabend aber stand der Trainer des SV Sparta Lichtenberg trotz des klebrigen Zeugs auf der Sonnenseite. Mit einem 7:0-Sieg beim TSV Mariendorf hatte seine Elf die Meisterschaft in der Berlin-Liga und damit Spartas erstmaligen Aufstieg in die NOFV-Oberliga am vorletzten Spieltag der Saison unter Dach und Fach gebracht.
Das war aber erst Teil eins des Endes einer unglaublichen Spielzeit für den Verein von der Fischerstraße. Am Sonnabend könnte es noch einmal unangenehm feucht werden für den 42-jährigen Kostic. Um 12.15 Uhr treffen die Lichtenberger im Berliner Pokalfinale im Mommsenstadion auf den TuS Makkabi, Spartas Vorgänger als Meister der Berlin-Liga und Oberliga-Aufsteiger 2022, und könnten das Double perfekt machen. Das Endspiel wird im Rahmen des Finaltags der Amateure in Ausschnitten live in der ARD zu sehen sein.
„Auf die Frage, was mir wichtiger ist, also Berliner Meisterschaft oder Pokalsieg, habe ich gesagt: der Meistertitel“, sagt Kostic. „Nachdem wir den in der Tasche haben, sage ich: natürlich der Pokal.“ Sparta geht allerdings als Außenseiter ins Finale. Makkabi hat ebenfalls eine glänzende Saison hingelegt und ist einen Spieltag vor Schluss in der Oberliga von Rang drei nicht mehr zu verdrängen. Damit ist der Aufsteiger der beste Berliner Oberligist hinter Meister Hansa Rostock U23 und Vize Rostocker FC.
Der Respekt vor Sparta aber dürfte groß sein, schließlich hat die Kostic-Truppe auf dem Weg ins Endspiel mit den Regionalligisten BFC Dynamo und Berliner AK sowie den Oberligisten Hertha 06 und Eintracht Mahlsdorf hohe Hürden aus dem Weg geräumt. Im Halbfinale setzte sich Sparta in einem denkwürdigen Spiel 5:1 gegen den BFC durch.
Die größten Probleme bereitete in der dritten Runde überraschend ein Bezirksligist: Der 1. FC Lübars zwang Sparta in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen, das Sparta schließlich mit 3:1 für sich entschied. Die Erfolge über die klassenhöheren Konkurrenten wollte Kostic nicht überbewerten: „Die sind alle bei uns auf dem kleineren Platz zustande gekommen. Wir müssen sehen, wie wir das Finale auf dem großen Spielfeld im Mommsenstadion hinbekommen.“
8Siege konnte Sparta Lichtenberg gegen Makkabi feiern in den bisherigen 16 Duellen.
Zehnmal erreichte ein Berlin-Ligist seit der Pokal-Zusammenlegung 1992 bisher das Finale, nur einmal konnte sich der Underdog durchsetzen: 2016 schaffte der BFC Preussen mit einem 1:0-Sieg über Lichtenberg 47 den Coup. 2001 hatte mit dem SV Yesilyurt sogar ein Landesligist mit einem 2:1 über Türkiyemspor den Pokal geholt. Letzter Sechstligist im Endspiel war 2018 der Berliner SC, der dem BFC Dynamo knapp 1:2 unterlag. BSC-Coach damals: der von Kostic geschätzte Wolfgang Sandhowe, der Makkabi im Sommer 2019 übernahm und nun wieder im Finale steht.
Mit Makkabi hat Sparta in der Vergangenheit schon öfter die Klingen gekreuzt. In der letzten gemeinsamen Berlin-Liga-Saison gab es ein 2:2 und eine 0:2-Niederlage aus Sparta-Sicht. Und in den letzten Hop-oder-Top-Spielen in der Aufstiegsrelegation von der Landes- in die Berlin-Liga 2016 hatte Makkabi in der Addition beider Spiele mit 3:1 und 3:4 das bessere Ende für sich. In der Gesamtbilanz aller Punktspiele inklusive Relegation hat wieder Sparta die Nase vorn: Acht Siegen stehen bei drei Unentschieden fünf Niederlagen gegenüber.
Immer mit dabei war Dragan Kostic, ein Dauerbrenner im meist so unruhigen Trainergeschäft der Hauptstadt. In der Winterpause der Saison 2012/13 kam der damals 32-Jährige zu Sparta, führte den Verein auf Anhieb in die Berlin-Liga und nach dem Abstieg 2015 zwei Jahre später erneut in die höchste Berliner Spielklasse. Vereinspräsident Werner Natalis gab Kostic damals im Überschwang der Gefühle eine Jobgarantie auf Lebenszeit. Sollte nun die Überraschung gelingen, könnte man vielleicht über ein Denkmal nachdenken. Und wenn nicht? „Dann dürfen wir nicht traurig sein, sondern stolz auf die gesamte Saison“, sagt Kostic. Und immerhin würde die verhasste Sektdusche ausfallen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de