„Schwerwiegende Vorwürfe“: Interner Bericht sieht Vertuschung von Missbrauch und Betrug bei SOS-Kinderdorf

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„Schwerwiegende Vorwürfe“: Interner Bericht sieht Vertuschung von Missbrauch und Betrug bei SOS-Kinderdorf - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© Peter Kneffel/dpa „Schwerwiegende Vorwürfe“: Interner Bericht sieht Vertuschung von Missbrauch und Betrug bei SOS-Kinderdorf

SOS-Kinderdorf soll Vorfälle von sexueller Gewalt und Betrug in ihren Einrichtungen über Jahrzehnte hinweg vertuscht haben. Teilweise soll ein „Klima der Angst“ geherrscht haben.

Von Blaise Gauquelin, AFP

Die internationale Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf hat nach Erkenntnissen eines internen Untersuchungsberichts jahrzehntelang Vorfälle von sexueller Gewalt und Betrug in ihren Einrichtungen von Lateinamerika bis Asien vertuscht.

Wie aus einem am Dienstag auf der Webseite der Organisation veröffentlichten Bericht hervorgeht, verschwieg sie seit den 1980er Jahren „schwerwiegende Vorwürfe des Missbrauchs“ von Minderjährigen in mehreren Ländern. Demnach wurden „Skandale verschleiert, Beweise vernichtet und Mitarbeiter eingeschüchtert“, die auf die Missstände hinwiesen.

Unter anderem dokumentiert der Bericht „zahlreiche Fälle von Kinderschwangerschaften“, die insbesondere auf Vergewaltigungen zurückzuführen seien. Mädchen seien zu „Zwangsabtreibungen“ gedrängt worden, ohne dass die „Zustimmung der Familien nachgewiesen“ worden sei, heißt es in dem Bericht.

Darüber hinaus ist die Rede von einer „erheblichen Anzahl“ von Unterschlagungen, Machtmissbrauch und Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Aufträgen.

200 Interviews, 300 Seiten Bericht

Der rund 300 Seiten umfassende Bericht ist das Ergebnis der Untersuchung einer Unabhängigen Sonderkommission (ISC). Die Kommission war im Jahr 2021 von der Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf International, Ingrid Johansen, bei ihrem Amtsantritt eingerichtet worden, um Vorwürfen in 20 Ländern nachzugehen. Johansen hatte sich bereits damals für „schweres Fehlverhalten“ entschuldigt.

Unter der Leitung des früheren kenianischen Obersten Richters Willy Mutunga sichtete die ISC in mehreren Ländern Tausende Dokumente und führte rund 200 Interviews mit mutmaßlichen Opfern, ehemaligen Verantwortlichen und derzeitigen Betreuern.

Großspender missbrauchte Minderjährige

So war dem Bericht zufolge einem Großspender in Nepal „entgegen den Regeln“ Zugang zu einer Einrichtung gewährt worden, in welcher er zwischen 2010 und 2014 mehrere Minderjährige missbrauchte. In Einrichtungen in Panama herrschte nach Erkenntnissen der Kommission ein „Klima der Angst“.

Neben Nepal und Panama stellten die Ermittler erhebliche Vergehen in Kambodscha, Kenia, Sierra Leone und Syrien fest. Sie kommen zu dem Schluss, dass es den dortigen Mitarbeitern wichtiger gewesen sei, „die Organisation zu schützen“ als die Interessen der Kinder. Noch immer behindere die „alte Struktur“ etliche Reforminitiativen.

Kommission fordert Reformen

Die Kommission rief SOS-Kinderdorf zu „grundlegenden Reformen“ auf. Der Bericht sei „für unsere Mitarbeiter schwer zu lesen“, sagte die SOS-Kinderdorf-Geschäftsführerin Johansen am Mittwoch im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Er zeuge aber von einem Willen zu „umfassender Transparenz“.

SOS-Kinderdorf wurde in Österreich gegründet und ist weltweit unter dem Dach von SOS-Kinderdorf International organisiert. Das erste Kinderdorf wurde 1949 im österreichischen Imst errichtet, 40 Kinder wurden damals betreut.

Inzwischen ist SOS-Kinderdorf nach eigenen Angaben in 137 Ländern tätig; mehr als 1,2 Millionen Kinder und Jugendliche werden von mehr als 40.000 Mitarbeitern in mehr als 550 Einrichtungen betreut. (AFP)

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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