Russische Sport-Ikone setzt sich nach Teneriffa ab: Jelena Issinbajewa – von der Heldin zur Verräterin

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Russische Sport-Ikone setzt sich nach Teneriffa ab: Jelena Issinbajewa – von der Heldin zur Verräterin

© Christian Charisius/dpa Russische Sport-Ikone setzt sich nach Teneriffa ab: Jelena Issinbajewa – von der Heldin zur Verräterin

Jelena Issinbajewa war die beste Stabhochspringerin ihrer Zeit und eine Getreue von Wladimir Putin. Jetzt fällt der Star für die russische Propaganda aus.

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Gestern noch Heldin, heute Verräterin. Die Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa war zwei Jahrzehnte eine der Ikonen des russischen Sports: zweifache Olympiasiegerin, mehrfache Weltmeisterin, seit dem Ende ihrer Karriere Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Der Weltrekord von 5,06 Metern, den sie 2009 aufstellte, hat noch heute Bestand.

Jetzt ist die 41-Jährige in ihrer Heimat heftigen Angriffen in sozialen Netzwerken ausgesetzt. Auslöser der Schmähungen ist eine Veröffentlichung der spanischen Lokalzeitung „El Digital Sur“, die auf Teneriffa erscheint. Dorthin, suggeriert der Artikel, habe sich die frühere Sportlerin, eine Majorin der russischen Armee, mitten in Russlands Krieg gegen die Ukraine abgesetzt. Auf der Kanareninsel soll Issinbajewa nur Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine noch zwei Villen gekauft haben.

Issinbajewa reagierte, auf Instagram schrieb sie, man solle den Lügen nicht glauben – um dann indirekt den Zeitungsbericht zu bestätigen. In Spanisch schrieb sie: „Ich lebe dort, wo ich arbeite, esse das, was ich liebe und verkehre mit denjenigen, die ich schätze und verehre.“ Sie betrachte sich als „Weltbürgerin“.

In der Ukraine steht sie auf der Sanktionsliste

Ihren Dienstrang in der russischen Armee spielt Issinbajewa herunter. Major sei sie nur auf dem Papier: „Der Dienstrang, von dem jetzt gesprochen wird, hat nominellen Charakter, ich diene nicht und ich habe nicht in den Streitkräften Russlands gedient.“ Tatsächlich zeigt ein Foto aus dem Jahr 2015 eine sichtlich stolze Issinbajewa mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu, der ihre Vereidigung zur Majorin persönlich vorgenommen hatte. Im Armeesportklub ZSKA wurde sie Instrukteurin für Leichtathletik.

Dieses Foto habe „keine Verbindung zur gegenwärtigen Realität“, schrieb Issinbajewa jetzt. So sieht es offenbar auch das Internationale Olympische Komitee (IOC). Dessen Ethikkommission war im März beauftragt worden, den Status der russischen IOC-Mitglieder vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges zu überprüfen. Es fand in Issinbajewas Fall nichts zu beanstanden.

Sie werde ihre Tätigkeit im IOC im September wieder aufnehmen, teilte die Sportfunktionärin selbst erfreut mit. Die Ukraine führt sie jedoch auf ihrer Sanktionsliste, weil sie „versucht, den Sport im Dienste der russischen Aggression zu nutzen“. Tatsächlich ist bisher nicht bekannt, dass sie sich explizit zum Krieg geäußert hätte.

Lange Zeit loyal auf der Seite von Präsident Putin

Unübersehbar war bisher allerdings ihre Unterstützung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Bei den „Wahlen“ 2012 gehörte sie zum Kreis seiner „Vertrauenspersonen“. 2017 schloss sie sich dem Putin-Team an, das der in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) tätige Eishockeyspieler Alexander Owetschkin zusammenstellte.

2013 unterstützte Issinbajewa öffentlich das russische Gesetz zum Verbot der „Homosexuellen-Propaganda“. „Die Ausländer sollten sich zu unseren Gesetzen respektvoll verhalten und nicht diese Ideen über nicht-traditionelle Orientierungen propagieren“, erklärte sie damals. „Wenn wir diese Kultur erlauben, wird es furchtbar für Russland.“ 2020 wurde Issinbajewa dann in die Kommission für eine neue Verfassung berufen, die Putin das Präsidentenamt faktisch auf Lebenszeit sicherte.

„Wieder eine, die die russische Sprache vergessen hat“, „So eine brauchen wir nicht, verzieh dich noch weiter weg“, werden derzeit von russischen Medien „erzürnte Russen“ zitiert. Der vierfache Biathlon-Olympiasieger Alexander Tichonow ereifert sich: „Den Rang eines Majors muss man mit Stolz tragen, umso mehr als Vertreterin von ZSKA, dem prestigeträchtigsten Klub der Sowjetunion und auch heute.“ Russland habe Issinbajewa alles gegeben, das müsse sie abarbeiten. Und der frühere Fußballer Wladimir Ponomarjow erklärte Issinbajewa zur Verräterin: „Wir müssen sie vergessen.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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