„Riesiges Freiheitsgefühl“: Sängerin Luna über ihre Liebe zu Musik, Motorrädern und Berlin

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„Riesiges Freiheitsgefühl“: Sängerin Luna über ihre Liebe zu Musik, Motorrädern und Berlin

© Robin Schmidt „Riesiges Freiheitsgefühl“: Sängerin Luna über ihre Liebe zu Musik, Motorrädern und Berlin

Der Song „Verlierer“ verhalf Luna 2020 via TikTok zum Durchbruch. Inzwischen ist die 20-Jährige von Bayern nach Berlin gezogen, um sich hier ein neues Umfeld aufzubauen.

Von Robin Schmidt

Wenn nur die zerzausten Haare nicht wären. Alina Striedl würde mit „Schwammal“ zu sämtlichen Auftritten und Terminen fahren. „Schwammal“, so nennt die 20-jährige Sängerin, die besser bekannt unter dem Namen Luna ist, ihr Motorrad – eine schwarze Chopper, Marke Honda, Modell „Shadow 125“. In der bayrischen Provinz, genauer gesagt in Otterskirchen bei Passau, lernte Striedl nicht nur im Alter von 15 Jahren das Motorradfahren lieben. Striedl war eine Zeit lang auch Tutorin an ihrer Schule. Die Kids in ihrer Klasse hätten Striedls Chopper dann, angelehnt an das bayrische Wort für Pilz, „Schwammal“ getauft.

In Berlin dagegen, wo Striedl nun schon seit zwei Sommern lebt, muss die Musikerin auf die ersten Ausfahrten in die Natur verzichten. Ausgerechnet jetzt, in der Hochsaison, springt „Schwammal“ nicht mehr an. Als Striedl von ihrer letzten Tour zurückkam, habe sie dies bemerkt. Ein Besuch in der Werkstatt ist also fällig. Dafür wird die Chopper von Mario, einem Mitarbeiter eines Motorradhändlers in Marienfelde, abgeholt. Mario tippt für die erste Diagnose auf eine leere Batterie, einen notwendigen Öl- und Filterwechsel, zudem sei der Reifen vorne platt.

Striedl und die Verkehrsmittel – lässt sich da eine besondere Verbindung finden? An Motorradläden – das wird auch in jenem in Marienfelde deutlich – kann sie nicht vorbeigehen, ohne zu schauen, welches Modell ihr gefällt. „Obwohl ich aufgrund meiner Größe nicht alle fahren kann“, sagt Striedl. Mario entgegnet, dass man einige Modelle auch umbauen könne. Striedl bleibt skeptisch.

Das Schönste für mich ist, wenn ich auf Konzerten sehe, was meine Musik mit den Leuten macht.

Alina Striedl, als Sängerin genannt Luna

Dann doch lieber die „Letzte Bahn“ nehmen? So heißt eine kürzlich erschienene Ballade von ihr, die vom letzten gemeinsamen Moment eines langen Abends handelt. In ihrem neuesten Video zum Song „Tut nicht mehr weh“ fährt sie dagegen mit einem Cabrio durch die Gegend. Striedl sagt, das mit den Verkehrsmitteln in ihrer Kunst sei eher Zufall, die Motorradliebe natürlich echt.

Ihre Laufbahn als Musikerin dagegen ist kein Zufall. Als Zehnjährige geht sie zum Klavierunterricht. Jedes Jahr zu Weihnachten bekommt sie neues Equipment geschenkt und lernt selbst, wie man Songs aufnimmt und abmischt. Die Ergebnisse stellt Striedl auf dem Videoportal TikTok ein. Doch der Durchbruch bleibt ihr verwehrt. Bis zum Dezember 2020, als Striedl den Song „Verlierer“ hochlädt.

Deutschland befindet sich in dieser Zeit in einem Lockdown, die Menschen vertreiben sich ihre Zeit größtenteils im digitalen Universum. „Verlierer“, das Stück, in dem Striedl eine toxische Beziehung thematisiert, gewinnt rasch Hörer und schafft es bis auf Platz drei der deutschen Singlecharts.

Ein Erfolg, hinter dem jahrelange Mühen stecken, der dann aber doch urplötzlich über Nacht kam. Striedl telefoniert fortan jeden Tag nach Schulschluss mit Labels, Verlagen und Managements. Zahlreiche Songs in der Hinterhand oder einen Plan davon, wie man eine Tour spielt, hat sie zu diesem Zeitpunkt nicht.

Ihr Dasein als Künstlerin in der Öffentlichkeit beginnt von einem auf den anderen Tag. Wichtig bei alldem ist Striedl, „dass es nicht nur um Business geht, sondern auch um Werte und Menschlichkeit“, sagt sie. „Das Schönste für mich ist, wenn ich auf Konzerten sehe, was meine Musik mit den Leuten macht.“

Striedl wird konkreter und erzählt nun von einem Moment auf Tour, der ihr viel bedeutet. „Ein Kind kam mit seiner Mutter zu mir und hat mir erzählt, dass es durch meinen Song „Blau“ geschafft hat, sich als Transgender zu outen.“ Striedl kennt dieses Gefühl. Sie selbst hat mehrere Anläufe gebraucht, um sich im Familien- und Freundeskreis zu outen. Sie ist lesbisch und setzt sich mit ihrer Musik besonders für die LGBTQ-Community ein. Im vergangenen Sommer spielte sie ihre Songs auf einem Wagen beim CSD in Berlin.

Auf dem Boden vor der Werkstatt krabbelt ein Haufen Ameisen. Striedl nutzt diese Gegebenheit, um auf die Frage, wie sie in Berlin angekommen sei, zu antworten, dass das Freiheitsgefühl natürlich riesig sei. Die Größe der Stadt könne einen aber durchaus überfordern: „Da fühlt man sich manchmal schon ein bisschen wie eine kleine Ameise.“

Einen engen Draht hat Striedl zur Sängerin Lea, die man als so etwas wie ihre Mentorin bezeichnen könnte. Striedl steht bei Leas Treppenhaus-Label unter Vertrag. Die beiden waren bereits gemeinsam auf Tour. Wie geht man damit um, plötzlich in der Öffentlichkeit zu stehen? Wann sollte man mal abschalten? In diesen Fragen könne sie von Leas Erfahrungen profitieren.

Striedl, die nach dem Bunte New Faces Award Music kürzlich auch den Deutschen Musikautorinnenpreis in der Nachwuchs-Katagorie gewinnen konnte, hat sich als Ziel gesetzt, eines Tages in der Mercedes-Benz-Arena zu spielen. Falls ihr das gelingt, könnte sie mit „Schwammal“ auf die Bühne fahren.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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