Pergamonmuseum in Berlin schließt: „Ich wollte schon immer hierher, jetzt war der Moment gekommen“
© David Heerde/David Heerde Pergamonmuseum in Berlin schließt: „Ich wollte schon immer hierher, jetzt war der Moment gekommen“
Das Pergamonmuseum schließt seine Räumlichkeiten für Besucher, um die Sanierungsarbeiten fortzusetzen. Viele Touristen und Berliner haben die letzte Besuchschance ergriffen.
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Reisegruppen, einzelne Touristen und Berliner tummeln sich vor dem Ischtar-Tor. Schüler sitzen auf dem Boden und schauen mit offenen Mündern nach oben. Eine ältere Dame hakt sich bei ihrer Begleitung ein und läuft durch das Tor. Vor der Schließung des Pergamonmuseums zieht es die Besucher nochmal ins Pergamonmuseum. Für mindestens vier Jahre soll das Museum für Sanierungen geschlossen bleiben. Bis der Südflügel, und damit das gesamte Museum, wieder öffnet, wird es voraussichtlich bis 2037 dauern.
Daniela Barbach und Jörg Wenzel aus Berlin haben eine der vorerst letzten Gelegenheiten genutzt, um das Museum vor der Sanierung nochmal von Innen zu sehen. Vor drei Wochen haben sie ihre Tickets gebucht, um noch ihren bevorzugten Zeitslot auswählen zu können. „Ich bin überwältigt von der Detailliebe der Steinmetze damals. Dass vor Tausenden von Jahren schon so gearbeitet werden konnte – und das ohne das Equipment von heute – das ist schon erstaunlich“, sagt Barbach. Als Kind habe sie das Museum das letzte Mal besucht.
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Meine Mutter hat mir geraten, ich solle schnell noch ins Museum, bevor es schließt.
Lara Wolters, Studentin
Lara Wolters schwenkt ihr Smartphone von links nach rechts, um das rekonstruierte Markttor von Milet zu filmen. „Es sind Stücke unserer Vergangenheit, die hier greifbar gemacht werden“, sagt die 22-jährige Studentin. Wolters ist zum ersten Mal hier. Sie ist frisch für ihr Studium nach Berlin gezogen. „Meine Mutter hat mir geraten, ich solle schnell noch ins Museum, bevor es schließt“, sagt sie. Das hätte sich gelohnt. Insbesondere die Tore findet sie imposant anzusehen. „Aber bei der Sanierung müssen sie schon echt was leisten, um die lange Schließzeit zu rechtfertigen“, sagt sie.
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Für das Pergamonmuseum nach Deutschland gereist
„Als ich gehört habe, dass das Pergamonmuseum für einige Jahre schließen will, habe ich mir schnell einen Flug nach Deutschland gebucht und ein Ticket fürs Museum gesichert“, erzählt die Italienerin Liliana Setti. Sie ist zum ersten Mal im Pergamonmuseum und überhaupt erstmals in Berlin.
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Liliana Setti sei sehr interessiert an Archäologie und alter Kunst. „Ich wollte schon immer hierher. Jetzt war der Moment gekommen, wo das noch möglich ist.“ Von ihrer Nichte, die im August da war, hat sie erfahren, dass das Museum für Sanierungen erstmal schließen wird. Einen Monat vor dem Besuch hat sie sich dann das Ticket – wie auch den Flug – gesichert.
Auch eine spanische Reisegruppe hat eine viertägige Reise nach Berlin organisiert, als sie von der Schließung des Museums erfahren haben. Sie wollten das Museum vor der Sanierungszeit nochmal von Innen sehen. Maite Gonzalez und ihrer Mutter Mapilal Fuentes habe vor allem die Geschichte vom Ischtar-Tor fasziniert.
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Erinnerungen an das Museum
„Ich war das letzte Mal hier, da habe ich noch in der DDR gelebt“, erzählt der 66-jährige Berliner Michael Graul. Er habe unbedingt nochmal ins Museum gewollt. „Wer weiß, ob ich die komplette Wiedereröffnung überhaupt noch mitbekomme.“ Allerdings fände er es schade, dass der Pergamonaltar schon nicht mehr zu sehen ist.
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Viele würden das griechische und römische Altertum unterschätzen. Michael Graul sei fasziniert davon, was künstlerisch früher möglich war. Besonders angetan sei er von der Prozessionsstraße und ihren Farben. Hier fühle er sich in das Babylon von vor tausenden Jahren versetzt. Er interessiert sich für Archäologie und besonders für die kleinen Kunstwerke. „Sie sind nur wenige Zentimeter groß, aber trotzdem mit so einer Liebe fürs Detail gestaltet, das ist schon überwältigend“, sagt er.
Das Pergamonmuseum ist einer der schönsten Orte Berlins, es wird mir die nächsten Jahre fehlen.
Ernesto Herrea Orta, Berliner Künstler
Mit einem Stift und einem Zeichenblock läuft Ernesto Herrera Orta von Raum zu Raum der islamischen Kunst. Er kommt aus Mexiko Stadt und wohnt inzwischen in Berlin. Mehrmals im Jahr kommt er ins Pergamonmuseum, um zu zeichnen. Von einzelnen Figuren oder Kalligrafien lässt er sich inspirieren und hält diese in seinem Block fest.
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Ernesto Herrera Orta sei bedrückt davon, dass das Museum für mehrere Jahre geschlossen bleibt. „Das Pergamonmuseum ist einer der schönsten Orte Berlins, es wird mir die nächsten Jahre fehlen“, sagt der selbstständige Künstler. Er hofft, dass die Sanierung das Museum verschönere und vielleicht neue Ausstellungsstücke mit sich bringe.
Vor der Schließung zum ersten Mal zu Besuch
Ein weiterer Zeichenblock findet seinen Einsatz im Museum. Nao Vu ist aus Frankreich und mit ihrer Schulklasse macht sie eine Reise durch Berlin. Mit ihrem Mäppchen unterm Arm und dem Stift in der Hand steht sie vor einer Skulptur und hält sie in grünen Farben auf dem Papier fest. Die Statue gefalle ihr von allen Ausstellungsstücken am meisten. Die Schüler haben vor der Reise nicht gewusst, dass das Museum die letzten Tage offen hat.
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Wir haben uns schon gefragt, warum das Museum so lange schließt. Aber wenn es seine Zeit braucht, warum nicht.
Hatice Veit, Berlinerin
Hatice Veit und Erdic Calis leben in Berlin und sind an den letzten Öffnungstagen zum ersten Mal rein ins Museum. Hatice Veit erzählt, sie hätte einen besonderen Bezug zur islamischen Kultur und wollte deshalb ins Museum. „Mir gefällt die Gebetsnische aus Konya am besten. Ich liebe besonders die Farben von ihr“, sagt sie. Oft haben sie und ihr Partner sich schon gefragt, warum das Museum so lange schließe, „aber wenn es seine Zeit braucht, warum nicht“.
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Mit einem Ticket in der Hand läuft eine Dame die Stufen vor dem Museumseingang runter. Sie geht nach links und rechts, spricht Leute an und fragt: „Haben Sie schon ein Ticket?“ Sie selbst könne nicht zu der Zeit ins Museum. Ein Mann kommt ihr entgegen und nimmt das Ticket dankend an. Martin Gojer ist aus Südtirol und gerade beruflich in Berlin.
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Gojer hat am Tag vorher zufällig von der Schließung erfahren. Auch er wollte nochmal ins Museum, habe viel über das Gebäude gelesen. „Ich habe mich aber vorher nicht informiert und wusste gar nicht, dass es eigentlich gar keine Tickets mehr gibt“, sagt er. Ihn fasziniere insbesondere das Ischtar-Tor und die arabische Kunst allgemein, die er vorher nicht so auf dem Schirm gehabt hätte. Für ein relativ kleines Gebäude habe es sehr viel Kunst. Das beeindrucke ihn sehr.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de