„Kampf gegen jede Form von Antisemitismus“: Spitzenpolitiker rufen zum heutigen Holocaust-Gedenken auf
© Doris Spiekermann-Klaas/Tagesspiegel
„Kampf gegen jede Form von Antisemitismus“: Spitzenpolitiker rufen zum heutigen Holocaust-Gedenken auf
Am Tag des Auschwitz-Gedenkens mahnt der Kanzler zur Wachsamkeit. Nancy Faeser ordnet Trauerbeflaggung an. Stark-Watzinger will das Erinnern an Schulen digitaler machen.
Anlässlich des Holocaust-Gedenktags ruft Bundeskanzler Olaf Scholz zum entschlossenen Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus auf. „„Nie wieder“ ist jeden Tag“, sagt der SPD-Politiker in seinem wöchentlichen Video „Kanzler kompakt“, das am Samstag veröffentlicht wird.
„Nie wieder Ausgrenzung und Entrechtung, nie wieder Rassenideologie und Entmenschlichung, nie wieder Diktatur“, heißt des im Video des Kanzlers. Dafür zu sorgen, sei die zentrale Aufgabe des Staates. „Deswegen bekämpfen wir jede Form von Antisemitismus, Terrorpropaganda und Menschenfeindlichkeit.“
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ordnete zum Holocaust-Gedenktag Trauerbeflaggung an, wie ihr Ministerium am Morgen auf der Plattform X (vormals Twitter) mitteilte. Bundesweit wird an diesem Samstag mit zahlreichen Veranstaltungen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.
Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz befreit. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen, die Vereinten Nationen haben das Datum 2005 zum Gedenktag ausgerufen.
„Der 27. Januar ruft uns zu: Bleibt sichtbar! Bleibt hörbar! Gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Menschenhass – und für unsere Demokratie.“ Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb am Samstag auf der Plattform X (vormals Twitter), Nazi-Deutschland habe „die Welt in den Abgrund der Menschlichkeit schauen lassen. Es ist an uns Lebenden, aus der Verantwortung für unsere Vergangenheit heraus unsere Gegenwart zu gestalten. Nie wieder ist jetzt.“
Holocaust-Erinnerung müsse auch digitaler werden
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht beim Gedenken auch eine Verantwortung bei den Schulen. „Wir müssen die Erinnerung an den Holocaust lebendig halten, gerade in Schulen. Dafür sind engagierte Lehrkräfte und zeitgemäße Zugänge wie durch soziale Medien zentral“, sagte sie den Funke-Zeitungen.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, mahnte neue Formen für das Holocaust-Gedenken an. „Wir müssen neue Formate finden, um die breite Bevölkerung und insbesondere die junge Generation emotional anzusprechen“, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).
„ … denn so hat es ja damals auch angefangen“
Es gebe nur noch wenige Überlebende des Holocaust, die persönlich Zeugnis ablegen und von den Verbrechen der Schoah berichten könnten. Erinnerung sei daher eine Herausforderung, sagte Klein. Gedenkstätten müssten etwa „digitaler und auch mobiler werden, um gerade junge Menschen da „abzuholen“, wo sie sich gerne aufhalten – und zwar nicht nur in den Sozialen Medien, sondern auch ganz real im Sportverein oder in der Musikschule“, sagte Klein.
Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer zeigte sich besorgt über den Anstieg antisemitischer Vorfälle in Deutschland. „Ich hätte es nie gedacht, dass es wieder so kommen würde, denn so hat es ja damals auch angefangen“, sagte die 102-Jährige am Freitag den ARD-„Tagesthemen“. Kritisch äußerte sie sich mit dem Umgang der Deutschen mit Erinnerung und Gedenken an den Holocaust: „Sie wissen zu wenig.“
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de