Novak Djokovic als fairer Verlierer: Wenn schon keine Liebe, dann wenigstens Respekt
© Imago/Hasenkopf Novak Djokovic als fairer Verlierer: Wenn schon keine Liebe, dann wenigstens Respekt
Er hat alles gewonnen, was es im Tennis zu gewinnen gibt. Wenn Novak Djokovic dann doch einmal verliert wie jetzt in Wimbledon, dann zeigt er auch dabei Größe.
Von Jörg Leopold
Dass Novak Djokovic nicht der allerbeliebteste Tennisspieler der Welt ist, wurde auch am Sonntag beim spektakulären Finale in Wimbledon gegen Carlos Alcaraz einmal mehr deutlich. Als der junge Spanier seinen ersten Punkt gewann, brandete lauter Beifall auf. Bei Djokovic war der Applaus anfangs eher höflicher Natur.
Immer wieder war der 36 Jahre alte Serbe während des Turniers mit Gesten in Richtung Publikum aufgefallen. Mal gefiel ihm nicht, dass bei einem Fehlschlag von ihm geklatscht wurde, mal war vielleicht auch nur seine Box gemeint. Aber so ist ein Novak Djokovic nun einmal, er ist der letzte Verbliebene aus dem Superstar-Trio und so führt er sich dann eben zuweilen auch auf.
Die Kritik an seinem mitunter divenhaften Gehabe muss er sich gefallen lassen, auf der anderen Seite darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass Djokovic stets ein fairer Verlierer war. Interviews, wie jenes direkt nach dem Endspiel am Sonntag, zeugen von Reife und Größe. Auch deswegen haben Tenniskollegen kaum Probleme damit, immer wieder in höchsten Tönen von ihm zu sprechen.
Anders als bei Roger Federer oder Rafael Nadal ist es bei großen Matches von Djokovic häufiger so, dass zumindest ein Teil der (nichtserbischen) Zuschauer kommt, um ihn verlieren zu sehen. Weil er einfach zu viel Angriffsfläche bietet. Inzwischen scheint ihm sein Image aber einigermaßen egal zu sein, anders als noch vor einigen Jahren will er nicht mehr um jeden Preis von allen gemocht werden.
Djokovic hat seinen Platz gefunden, in den Tennisgeschichtsbüchern sowieso. Für ihn sprechen die sportlichen Fakten, er muss niemandem mehr etwas beweisen. Und wenn er nach seinen vielen gewonnenen Matches oder den seltenen Niederlagen zum Publikum spricht, dann ist das oft unterhaltsamer als bei anderen Stars der Szene. Dafür verdient Djokovic, wenn schon keine Liebe, dann zumindest Respekt. Denn den hat er sich mehr als verdient.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de