Neue alte Normalität in Köpenick: Der 1. FC Union ist gegen Köln nicht mehr der Favorit

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Neue alte Normalität in Köpenick: Der 1. FC Union ist gegen Köln nicht mehr der Favorit

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Neue alte Normalität in Köpenick: Der 1. FC Union ist gegen Köln nicht mehr der Favorit

Der 1. FC Union findet sich vor dem letzten Bundesliga-Spieltag in diesem Jahr auf dem Relegationsplatz wieder. Das Heimspiel gegen Köln dürfte die Jahresbilanz maßgeblich beeinflussen.

Von Kit Holden

Am Mittwoch wird alles beim Alten sein. Am S-Bahnhof werden die Programmhefte und die letzten Restkarten von den üblichen Gesichtern verteilt, an der Tanke wird ordentlich getrunken und am Bahndamm wird wohl melancholisch Gitarre gespielt. Das Stadion An der Alten Försterei wird voll sein. Es wird laut sein. Und egal, wie es ausgeht, wird die Mannschaft des 1. FC Union mit bedingungsloser Unterstützung in die Winterpause verabschiedet.

Spieltag eben. Die alten Köpenicker Rituale. Gerade auch zu dieser Jahreszeit sind die Rituale aber auch da, damit man Bilanz ziehen und das Erlebte in Ruhe einordnen kann. Und so bedingungslos unterstützend die Unioner auch sind: 2023 könnte die Jahresbilanz sehr stark vom Ausgang des letzten Bundesliga-Spiels gegen den 1. FC Köln (18:30, Sky) abhängen.

Wie soll man ein solches Jahr schließlich einordnen? Dieses Jahr, das mit sechs Siegen in Folge begann und im sonnigen Mai mit der Qualifikation zur Champions League seinen Höhepunkt erreichte. Damals schien es so, als könnte Union nur noch besser werden. Als würde die Aufstiegsstimmung, die sich seit 2019 immer weiter fortgesetzt hatte, endgültig zur neuen Normalität werden.

Doch es kam bekanntlich anders. Am Ende des Jahres 2023 steht Union mit zehn Punkten auf dem Relegationsplatz. Der Erfolgstrainer ist weg, der Neue nicht lang genug da, um einen echten Eindruck hinterlassen zu haben. Die Champions League ist schon wieder vorbei, und auch die kurz aufgeblühte Hoffnung der letzten Wochen ist seit dem 0:3 in Bochum verpufft. Das schönste Jahr der Vereinsgeschichte ist zu einem Albtraum geworden.

10Jahre ist der letzte Sieg des 1. FC Köln in Köpenick her.

Wobei das eigentlich immer auch Interpretationssache ist. Sollte man nach den Maßstäben von vor fünf Jahren messen oder mit jenen von vor fünf Monaten? Instinktiv würden die Union-Fans immer den langfristigen Blick bevorzugen. „Eisern ist, nie zu vergessen, wo man herkommt“, hieß es vor wenigen Wochen beim Heimspiel gegen den Italienischen Meister SSC Neapel.

Und doch ist es für viele nicht so ganz mit einem Schulterzucken hinzunehmen, was in den letzten Wochen passiert ist. Mittlerweile hat man sich doch ein wenig an den Erfolg gewöhnt, tatsächlich auch die eigenen Erwartungen angepasst. „Union ist wieder da“ haben die Fans nach dem Sieg gegen Gladbach gesungen. Als ob Siege gegen Borussia Mönchengladbach irgendwie den Normalzustand darstellen würden.

Vom Dauererfolg zum Abstiegskampf

Das dürfte jetzt sogar stimmen. Und auch ein Gegner wie der 1. FC Köln lässt einsehen, wie sehr sich die Ansprüche in Köpenick zuletzt verändert haben. Der FC ist ein Verein, der zweimal so viele Mitglieder und siebenmal so viele große nationale Titel hat wie Union. Ein Gegner, bei dem man sich auch an verheerende 0:7-Niederlagen erinnern kann, die nur noch mit Selbstironie hinzunehmen waren. Und trotzdem ein Verein, der seit zehn Jahren nicht mehr in Köpenick gewonnen hat, und gegen den man eigentlich nicht verlieren darf.

Nach fünf Jahren Dauererfolg redet niemand mehr von einem „Urlaub“ in der ersten Liga, wie Dirk Zingler das 2019 noch getan hat. Auch der Präsident selbst hat zuletzt immer wieder ganz stolz von neuen Plateaus gesprochen. Die Champions League mag nicht Unions Anspruch sein. Der Verein mag nach eigener Darstellung wirtschaftlich mehr als gewappnet sein, um einen möglichen Abstieg zu verkraften. Aber dieser Abstieg passt nicht in den Plan, den man inzwischen vor Augen hat, wenn über die nähere Zukunft von Union gesprochen wird.

Und auch deshalb wird das Fazit des vergangenen Jahres sehr stark von diesem einen Spiel abhängen. Einerseits wird dieses Jahr immer eines der allergrößten sein in der Geschichte des 1. FC Union, der Höhepunkt der goldenen Zwanziger. Die Frage ist aber nun: Was waren diese goldenen Zwanziger? Der Beginn eines neuen Zeitalters? Oder doch nur der Tanz auf dem Vulkan? Das wird sich wohl in diesem Abstiegskampf entscheiden. Und deswegen ein Stück weit auch am Mittwoch.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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