Halbe Ecstasy-Pille reicht für Überdosis: Was bislang über die tödliche „Blue Punisher“ bekannt ist
© Landeskriminalamt Niedersachsen Halbe Ecstasy-Pille reicht für Überdosis: Was bislang über die tödliche „Blue Punisher“ bekannt ist
Die Ecstasy-Pille „Blue Punisher“ soll für den Tod zweier junger Mädchen verantwortlich sein. Was macht die Pillen so gefährlich? Und wie erkennt man die „Blue Punisher“?
Von
Zwei Todesfälle junger Mädchen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern beunruhigen gleichermaßen Politiker und Ermittler. Die Tode sollen in Zusammenhang mit chemischen Drogen stehen.
Eine besonders gefährliche und hochdosierte Ecstasy-Variante namens „Blue Punisher“ ist offenbar auf dem Vormarsch. Was macht die Pillen so gefährlich? Und welche Todesfälle werden bislang mit der Droge in Verbindung gebracht? Wir klären die wichtigsten Fragen.
Was genau ist „Blue Punisher“?
Bei den blauen Pillen mit dem Namen „Blue Punisher“ (deutsch: „blauer Bestrafer“) handelt es sich um eine besonders starke Variante von Ecstasy. Diese rein synthetische Droge wird ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt. Wegen ihrer hohen Wirkstoffkonzentration kann laut Experten schon eine halbe Pille zu einer Überdosis führen.
„Blue Punisher“: Wie sehen die Pillen aus?
Pillen des Typs „Blue Punisher“ haben die Form eines Diamanten. Das auf der Tablette eingravierte Logo in Form eines Totenkopfes ist an das Emblem der Comic-Charakters „The Punisher“ von Marvel angelehnt. Wie der Name schon verrät, sind „Blue Punisher“ meist blau, allerdings sind mittlerweile auch schon lilafarbene „Punisher“-Pillen erhältlich.
Für gewöhnlich werden Ecstasy-Pillen mit einer kleinen Bruchrille versehen, sodass die Tabletten vor dem Konsum geteilt werden können. Das ist auch bei der „Blue Punisher“ der Fall.
Achtung: Experten warnen davor, dass Logo, Farbe, Gewicht und Größe von Ecstasy-Tabletten keinen Rückschluss auf die konkrete chemische Zusammensetzung geben können. Der Internetseite „Drugchecking Berlin“ zufolge bedarf es hierfür immer einer chemischen Analyse. „Identisch aussehende Tabletten können völlig unterschiedlich zusammengesetzt sein“, heißt es auf dem Informationsportal.
Welche Todesfälle sind bisher bekannt?
Am vergangenen Wochenende ist ein 15-jähriges Mädchen aus Rathenow im Krankenhaus gestorben. Die Ermittlungsbehörden vermuten, dass der Tod in Zusammenhang mit dem Konsum chemischer Drogen steht. Frühestens am Freitag rechnet die Staatsanwaltschaft in Potsdam mit dem vorläufigen Obduktionsergebnis.
Die Ermittler prüfen eigenen Angaben zufolge einen möglichen Zusammenhang mit einem Todesfall einer 13-Jährigen aus Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern. Das Mädchen war laut Polizei am Montag im Klinikum in Neubrandenburg gestorben. Sie hatte den Angaben zufolge die blaue Ecstasy-Pille „Blue Punisher“ eingenommen.
Eine 14-Jährige soll ebenfalls die besonders starke Ecstasy-Variante genommen haben. Sie wird derzeit in einem Krankenhaus in Neubrandenburg behandelt und liegt momentan auf der Intensivstation. Ihr Zustand soll sich stabilisieren.
Warum sind diese Ecstasy-Pillen besonders gefährlich?
„Blue Punisher“ gehört in die Gruppe der Ecstasy-Pillen. Mit dem Sammelbegriff Ecstasy sind synthetische Drogen in Tabletten-, Pulver- oder in Kristallform gemeint, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt werden. Jede Ecstasy-Pille ist gefährlich.
Ecstasy führt zu Höhenflügen, Kontaktfreudigkeit und Verlust des Zeitgefühls. Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet. Beim Einsatz als Partydroge kann es bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen.
Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Die Droge kann zudem Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.
„Drogen sind immer gefährlich“, warnte der Schweriner Innenminister Christian Pegel (SPD). „Aktuell haben wir aber mehrere Fälle mit lebensbedrohlichem Verlauf feststellen müssen. Diese Ecstasy-Pillen sind ganz unmittelbar lebensgefährlich!“
Warum sind „Blue Punisher“-Pillen besonders gefährlich? Das liegt an ihrer hohen Wirkstoffkonzentration. Daher kann laut Experten schon eine halbe Pille zu einer Überdosis führen.
Kann man seine Ecstasy-Pillen irgendwo testen lassen?
In Berlin können Konsumierende ihre Drogen neuerdings in drei verschiedenen Beratungsstellen anonym, legal und kostenlos testen lassen. Dazu gehören die Suchtberatungsstellen „Vista“ und „Fixpunkt“ sowie die Schwulenberatung Berlin.
Das Modellprojekt „Drugchecking“ richtet sich an Süchtige, die täglich konsumieren, aber zum Beispiel auch an Menschen, die nur am Wochenende Drogen nehmen.
Die Analyse der Substanzen soll unter anderem Aufschluss darüber geben, ob die Drogen gegebenenfalls falsch deklariert, mit weiteren gefährlichen Stoffen verunreinigt oder besonders hochdosiert sind.
Und in den anderen Bundesländern? Einem jüngsten Bericht des Portals „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ zufolge wollen Hessen und Baden-Württemberg künftig ebenfalls „Drugchecking“-Angebote einführen, nachdem Pilotprojekte aus Berlin und Thüringen als erfolgreich eingestuft wurden. (mit Agenturen)
Zur Startseite
- Brandenburg
- Drogen: Alle News & Hintergründe zum Thema
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de