Neu-Datierung: Amerika war wohl viel früher besiedelt als vermutet

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Neu-Datierung: Amerika war wohl viel früher besiedelt als vermutet

© NATIONAL PARK SERVICE Neu-Datierung: Amerika war wohl viel früher besiedelt als vermutet

Der Lehrmeinung nach wurde Amerika erst nach dem Maximum der letzten Eiszeit besiedelt – vor 16.000 Jahren. 2021 fanden Forscher dann über 20.000 Jahre alte Fußspuren. An dem Befund gab es Zweifel. Nun legen die Forschenden nach.

Von Walter Willems, dpa

Menschen haben Amerika wohl tatsächlich schon wesentlich früher besiedelt als bisher angenommen. Das bestätigen neue Datierungen von Funden im US-Bundesstaat New Mexico. Dort hatte ein Forschungsteam 2021 menschliche Fußspuren auf ein Alter von mehr als 20.000 Jahre datiert. Demnach hätten die ersten Amerikaner den Kontinent nicht erst deutlich nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit betreten, sondern schon Jahrtausende früher, schrieb das Team damals im Fachblatt „Science“.

Zwar bescheinigten unabhängige Experten der Gruppe sorgfältige Arbeit, angesichts des spektakulären Resultats forderten sie aber eine Bestätigung des Alters durch andere Datierungsverfahren. Die präsentiert nun eine Gruppe um Jeffrey Pigati vom US Geological Survey, der auch an der damaligen Studie beteiligt war, ebenfalls in „Science“.

Neu-Datierung: Amerika war wohl viel früher besiedelt als vermutet

Untersuchungen im White Sands-Nationalpark im Süden von New Mexico. © NATIONAL PARK SERVICE

Dass der Mensch Amerika von Sibirien aus erreichte, gilt als sicher, nicht aber die Frage, wann. Weil während des Letzteiszeitlichen Maximums (LGM) vor grob 20.000 Jahren ein Eispanzer den Zutritt nach Nordamerika versperrte, gingen Experten davon aus, dass der Kontinent erst deutlich später besiedelt wurde – ab vor grob 16.000 Jahren.

Doch der Studie von 2021 zufolge waren Menschen zum Maximum der Kaltzeit schon in Amerika. Hinweise darauf liefern acht Gruppen von insgesamt etwa 60 Fußabdrücken, die im White Sands-Nationalpark im Süden von New Mexico gefunden wurden. Das dortige Tularosa-Becken, heute ein von Dünen überzogenes Gipsfeld, war damals von Seen bedeckt, deren Sedimente die Fußspuren konservierten.

Die Abdrücke stammen eindeutig von modernen Menschen, die meisten von Jugendlichen und Kindern. Datiert wurden die Fundschichten per Radiokarbon-Methode (C14) anhand der darin reichlich vorhandenen Samen der Wasserpflanze Ruppia cirrhosa.

Schon auf dem Höhepunkt der Eiszeit in Amerika?

Mit der neuen Studie reagiert das Team auf Kritik, dass die Samen ursprünglich aus älteren Bodenschichten gestammt haben könnten. Nun datierte die Gruppe, darunter der damalige Hauptautor Matthew Bennett von der englischen Universität Bournemouth, das Alter der Abdrücke anhand von Nadelbaum-Pollen aus derselben Fundschicht ebenfalls per C14-Verfahren. Zudem bestimmte das Team das Alter per Optisch Stimulierter Lumineszens (OSL) von Quarzkörnern. Dies zeigt, wann die Erdschicht zuletzt dem Sonnenlicht ausgesetzt war.

Neu-Datierung: Amerika war wohl viel früher besiedelt als vermutet

Die Fußabdrücke stammen eindeutig von modernen Menschen, die meisten von Jugendlichen und Kindern, berichten die Forschenden. © NATIONAL PARK SERVICE

Die C14-Datierung von drei verschiedenen Pollenproben ergab ein Alter von etwa 23.000 Jahren, dem OSL-Verfahren zufolge sind die Abdrücke mindestens 21.500 Jahren alt. Damit hätten nunmehr insgesamt drei verschiedene Datierungen unabhängig voneinander einen ähnlichen Zeithorizont ergeben, betont die Gruppe. Das stütze den Schluss, dass Menschen bereits auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit in Amerika lebten.

In einem „Science“-Kommentar schreibt Bente Philippsen vom Nationalen Labor für Altersbestimmung der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim, Radiokarbon-Datierungen seien zwar gängig, allerdings gebe es verschiedene mögliche Fehlerquellen, etwa wenn die Samen aus einer Erdschicht in eine andere gelangten oder wenn sie durch Grundwasser älteren Kohlenstoff aufgenommen hätten. Auch OSL-Datierungen könnten Fehlern unterworfen sein.

Aber: „Es ist höchst unwahrscheinlich, dass verschiedene Methoden mit verschiedenen Materialien stets zu systematischen Fehlern in die gleiche Richtung und in gleicher Größenordnung führen“, schreibt sie. Daher deuteten die Gesamtdaten stark darauf hin, dass Menschen auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit tatsächlich schon in Amerika lebten. Wann Menschen den Kontinent erstmals betraten, ist offen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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