Muschel-Attacke: Krakenweibchen gehen gegen Grabscher vor
© Getty Images by wildestanimal Muschel-Attacke: Krakenweibchen gehen gegen Grabscher vor
Das Abwerfen von Artgenossen kennt man von Säugetieren. Jetzt zeigen Videos aus Australien, dass auch Kraken mit Muscheln und Schlamm zielen. Aber warum?
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Können Kraken wütend werden? Das zumindest legt eine Studie in „Plos One“ nahe. Ein Biologenteam um Peter Godfrey-Smith von der University of Sydney filmte eine Krakengruppe, die sich in knapp 20 Metern Meerestiefe vor der südaustralischen Küste tummelte. Bei der Auswertung der Filmmaterials hat sich herausgestellt, dass sich die Tiere offenbar immer wieder mit Schlamm, Steinen oder Muschelschalen bewerfen. Den Begriff „Werfen“ muss man jedoch etwas weiter fassen.
Haut verfärbt sich
Denn die Achtfüßler sammeln das Wurfmaterial in ihren Armen und halten es dann vor ihr Trichterorgan, aus dem normalerweise Wasser zu Fortbewegungszwecken herausgepresst wird. Nur dass es in diesem Falle dazu genutzt wird, die gesammelten Gegenstände gezielt in Richtung Artgenossen zu schleudern. Es handelt sich also mehr um eine Spuckaktion, wirkt aber auf den ersten Blick wie ein Wurf, weil der Krake zuvor einen seiner Arme beugt.
Die Trefferquote dieser Aktionen ist jedenfalls mäßig, in der Studie lag sie bei 17 Prozent. Sind sie also gar nicht so aggressiv gemeint, wie sie aussehen? Dagegen spricht, dass die Haut der Tiere besonders vor heftigen Würfen eine dunkle und einheitliche Farbe annimmt. „Das kennt man von ihnen, wenn sie wütend sind“, erklärt Godfrey-Smith. Präsentieren sie sich hingegen fleckig, sind sie friedlich gestimmt. Sie werfen dann zwar auch hin und wieder, aber weniger gezielt und vor allem mit weniger Wucht.
5Mal so häufig „warfen“ Weibchen um sich
Weibchen versteigen sich zu den Spuck-Wurf-Aktionen bis zu fünf Mal so oft wie die Männchen. Was aber vermutlich nicht an einem generell größeren Aggressionspotential liegt, sondern daran, dass sie öfter einen Grund zum Zorn haben. Denn als Hauptursache für das Abwerfen identifizierten die Forscher, dass die betreffenden Tiere von einem Artgenossen begrabscht wurden, mit deutlich sichtbarer Paarungsabsicht. Und das geht meistens von den Männchen aus.
Wobei die darauffolgenden Würfe am Ende nicht unbedingt den Grabscher treffen müssen. „Wir hatten ein Weibchen, das in einer Stunde neun andere Kraken abwarf“, so Godfrey-Smith. „Einer davon war ein überaus aktives Männchen, und die anderen acht waren andere Weibchen, die sich zufällig in der Nähe befanden.“
Aber vielleicht liegt diese Blindwütigkeit auch daran, dass Kraken eigentlich Einzelgänger sind und keine Routine im sozialen Umgang haben. Nicht umsonst kennt man das gezielte Abwerfen eines Artgenossen sonst nur von sozial lebenden Säugetieren. Dass der Single-Krake als ein Vertreter der Wirbellosen so etwas macht, ist die absolute Ausnahme.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de