Mehrere Verdachtsstellen: Ex-Wirtschafts-Staatssekretär Graichen lässt seine Doktorarbeit überprüfen
© IMAGO/photothek/Nico Lepartz Mehrere Verdachtsstellen: Ex-Wirtschafts-Staatssekretär Graichen lässt seine Doktorarbeit überprüfen
Die „Bild“-Zeitung hatte den Plagiats-Experten Jochen Zenthöfer auf die Arbeit angesetzt. Graichen weist die Kritik zurück.
Der in dieser Woche entlassene Wirtschafts-Staatssekretär Patrick Graichen will seine Doktorarbeit einem Medienbericht zufolge überprüfen lassen. Grund seien Untersuchungen seiner Dissertation durch den Plagiats-Experten Jochen Zenthöfer, berichtet die „Bild am Sonntag“.
Demnach hatte Zenthöfer Graichens Doktorarbeit für die Zeitung unter die Lupe genommen und mehrere Verdachtsstellen gefunden. Die Arbeit trägt den Titel „Kommunale Energiepolitik und die Umweltbewegung“.
30 verdächtige Stellen
„Es handelt sich um 30 Plagiatsfragmente, die teilweise aus mehreren Sätzen bestehen“, sagte Zenthöfer der „Bild am Sonntag“. Sie würden aus zwei Aufsätzen des Umweltsoziologen Karl-Werner Brand stammen. Der werde zwar grundsätzlich zitiert, „aber nur an sehr wenigen Stellen, mindestens 30 Quellenangaben fehlen“. Verstöße gegen die „gute wissenschaftliche Praxis sind evident, auch Täuschungsabsicht ist naheliegend“.
Zenthöfer verglich den Umfang der Stellen mit der Doktorarbeit von CSU-Generalsekretär Huber. Dessen Münchner Universität hatte nachträglich erheblich wissenschaftliche Mängel beanstandet, aber keine nachgewiesene Täuschung gesehen und den Titel nicht entzogen. Huber verzichtet gleichwohl darauf, ihn zu führen.
Graichen weist Vorwurf zurück
Graichen selbst weist diesen Vorwurf laut der Zeitung zurück. Die beanstandeten Stellen würden alle aus dem „ersten Teil der Arbeit, der eine historische Hinleitung zum eigentlichen wissenschaftlichen Kernthema der Arbeit darstellt“, stammen. „Der wissenschaftliche Kern der Arbeit ist damit von der geäußerten Kritik nach meiner Ansicht nicht betroffen“, sagte Graichen der Zeitung. Er habe die Universität Heidelberg jedoch um eine Überprüfung der Doktorarbeit gebeten.
Graichen musste in dieser Woche wegen Vorwürfen der Vetternwirtschaft seinen Posten im Wirtschaftsministerium räumen. Minister Robert Habeck (Grüne) hatte ihm zunächst Rückendeckung gegeben, sich am Mittwoch dann aber doch von seinem engen Mitarbeiter getrennt.
Graichen war im Ministerium maßgeblich an der Ausarbeitung des geplanten Heizungsgesetzes beteiligt. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin läuft. Als mögliche Kandidaten gelten Klaus Müller (Präsident der Bundesnetzagentur), Frank Mastiaux (Ex-Chef von EnBW Energie Baden-Württemberg) und Kerstin Andreae (Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft). (Tsp/AFP/dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de