Hertha BSC und das letzte Mal Bundesliga: Ein Abschied unter ungewöhnlichen Bedingungen

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Hertha BSC und das letzte Mal Bundesliga: Ein Abschied unter ungewöhnlichen Bedingungen - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© imago images/Matthias Koch Hertha BSC und das letzte Mal Bundesliga: Ein Abschied unter ungewöhnlichen Bedingungen

Gegen den VfL Wolfsburg muss Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, improvisieren. Nach dem Spiel entscheidet sich dann, ob der Ungar seinen Job behalten darf.

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Die wenig erbauliche Saison kann für Hertha BSC an diesem Samstag noch mit einem Rekord zu Ende gehen. Natürlich wäre es ein trauriger Rekord. Denn sollten die Berliner ihr finales Ligaspiel beim VfL Wolfsburg an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) verlieren, wäre es das siebte Mal hintereinander, dass Hertha eine Saison mit einer Niederlage beendet. Das hat in nunmehr 60 Jahren Fußball-Bundesliga noch kein Verein geschafft.

Es würde schon passen zu einer Spielzeit, in der sich Herthas Mannschaft allzu oft historisch schlecht angestellt hat – und wäre letztlich doch egal. Der Abstieg steht seit dem vergangenen Wochenende fest. Für Hertha geht es nur noch darum, zum Abschied nach zehn Jahren Bundesliga einen halbwegs guten Eindruck zu hinterlassen. „Es wäre nicht schön, mit einem richtig schlechten Spiel in Urlaub zu gehen“, sagte Trainer Pal Dardai. „Wir lassen nicht nach.“

Dabei hat sogar der Ungar die aktuellen Umstände als schwierig empfunden. „Eine richtige Scheiß-Woche“ sei das gewesen, sagte er. Im Saisonfinale geht es um nichts mehr, sieht man mal davon ab, dass sich der VfL Wolfsburg noch den Platz im Europapokal sichern will. Die Spieler seien zwar zuverlässig und pünktlich gewesen, berichtete Dardai, aber „die letzte Aggressivität“ in den Übungen auf dem Trainingsplatz, die habe er nicht gesehen.

Das vorerst letzte Bundesligaspiel findet für Hertha unter ungewöhnlichen Bedingungen statt. Auch personell. Dardai muss auf etliche Spieler verzichten, möglicherweise auf die komplette Innenverteidigung. Marton Dardai (Wadenprobleme) und Filip Uremovic (Gehirnerschütterung) fallen definitiv aus. Marc Kempf (Rippenprellung) und Agustin Rogel (muskuläre Probleme) sind fraglich.

„Wir sind vorbereitet“, sagte Trainer Dardai. „Wir haben genug gute Jugendspieler. Wir werden gut verteidigen.“ Pascal Klemens, 18 Jahre alt und bisher Kapitän von Herthas U 19, könnte in Wolfsburg sein Bundesligadebüt feiern. Im Januar war er bereits mit den Profis im Trainingslager in den USA. An seiner Seite würde im Zweifelsfall Joel da Silva Kiala spielen, 19 Jahre alt und sonst Verteidiger der U 23 in der Regionalliga. „Wir haben keinen anderen“, sagte Dardai.

In der neuen Saison werden die Talente aus dem eigenen Nachwuchs bei Hertha eine wichtigere Rolle spielen. Aber das heißt nicht, dass Dardai sie schon gegen Wolfsburg alle aufbieten wird, um mal zu schauen, wie sie sich auf diesem Niveau so schlagen. „Eine andere Musik“ sei das, sagte der Ungar. Vielleicht aber ergebe sich im Verlauf des Spiels die Gelegenheit, den einen oder anderen Jugendspieler einzuwechseln.

Wir setzen uns zusammen und besprechen es gemeinsam – alles nach dem letzten Spiel.

Herthas Sportdirektor Benjamin Weber über die Entscheidung, wer das Team nächste Saison trainiert

Ibrahim Maza, zum Beispiel, erst 17 Jahre alt und aktuell wohl eines der begabtesten Talente aus Herthas Akademie. Unter der Woche im Training forderte Trainer Dardai die Mannschaft sogar zu Szenenapplaus für den jungen Offensivspieler auf. Einen langen Ball hatte Maza mit der Hacke hinter seinem Rücken aus der Luft angenommen, ihn sich selbst in den Lauf weitergeleitet und dann mit einem präzisen Schuss ins Tor getroffen.

Bisher kommt der Teenager auf einen Kurzeinsatz für die Profis. In Wolfsburg hat er nun gute Chancen erneut vorzuspielen, wieder als Joker. Dardai denkt an eine Art Jobsharing mit Stevan Jovetic, der allerdings in der Offensive anfangen wird. „Bei mir hat er alles gegeben“, sagte Herthas Trainer über den Montenegrier, dessen Vertrag ausläuft und der Hertha nach zwei Jahren definitiv verlassen wird. Das Gleiche gilt für den von ZSKA Moskau ausgeliehenen Chidera Ejuke.

Bei Hertha ist vieles in der Schwebe

Sonst ist vieles noch in der Schwebe. Peter Pekarik, fast 37 inzwischen, soll bei Hertha bleiben; zunächst eine weitere Saison als Spieler bei den Profis und anschließend, so er das will, in anderer Position.

Auch für Kevin-Prince Boateng, der wegen Knieproblemen für das Spiel in Wolfsburg ausfällt, „wird es definitiv einen Platz bei Hertha geben“, kündigte Sportdirektor Benjamin Weber an. Ab wann Boateng seine neue Tätigkeit im Klub ausüben wird, ist noch offen. Es hängt davon ab, ob er sich für eine Fortsetzung seiner Karriere als Fußballer (allerdings nicht bei Hertha) entscheidet.

Von den ausgeliehenen Spielern kehren Marten Winkler (Waldhof Mannheim) und Linus Gechter (Eintracht Braunschweig) sicher zurück; Santiago Ascacibar (Estudiantes de la Plata) bleibt in Argentinien, Omar Alderete wohl beim FC Getafe. „Bei den anderen ist die Situation noch offen“, sagte Weber.

Das gilt auch für die Trainerposition, von deren Besetzung die anderen Personalentscheidungen maßgeblich abhängen. Pal Dardai bleibt weiterhin aussichtsreicher Kandidat. Der zuletzt als Alternative gehandelte Florian Kohfeldt spielt in Herthas Überlegungen nach Informationen des Tagesspiegels keine Rolle.

Dardai hat bereits – so wie nach dem 1:1 gegen Bochum vor einer Woche angekündigt – eine schriftliche Analyse seiner kurzen Amtszeit vorgelegt. „Wir setzen uns zusammen und besprechen es gemeinsam – alles nach dem letzten Spiel“, kündigte Weber an. Viel Zeit zu verlieren hat Hertha nicht.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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