Haseloff und Merz wettern gegen das Gendern: Krawallkonservatismus

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Haseloff und Merz wettern gegen das Gendern: Krawallkonservatismus

© IMAGO/Fotostand/IMAGO/Fotostand / Reuhl Haseloff und Merz wettern gegen das Gendern: Krawallkonservatismus

Schlichter kann Politik nicht werden: Der CDU-Vorsitzende sieht in gegenderten Nachrichten eine Wahlhilfe für die AfD.

Ein Kommentar von

Friedrich Merz weiß Bescheid: „Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur AfD.“ Der CDU-Vorsitzende spricht sich wie sein Parteifreund Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, gegen das Gendern. Merz sieht es als AfD-Wahlhilfe, Haseloff sieht darin einen Verstoß gegen den Bildungsauftrag.

Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen

Haseloff übt wieder und wieder Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen: Zu viel Unterhaltung, zu viel vom Gleichen, zu viel, zu viel, zu viel. Man muss Haseloff in dieser seiner Argumentation nicht folgen, aber sie substanziiert.

Nicht so Friedrich Merz. Er gibt dem Populismus seine Stimme, was er sagt, ist so simpel wie simplifiziert. Wer in den Nachrichten von ARD und ZDF wie beispielsweise Jana Pareigis gendert, der treibt die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Arme der Rechtsextremen. Merz bietet null Beweis für die extrem steile These, aber es hat Peng gemacht.

Friedrich Merz wollte mit seinem Antritt als CDU-Parteivorsitzender die AfD halbieren. Ist ihm wahrlich nicht gelungen, die AfD steht bei 19 Prozent. Vielleicht probiert es Merz jetzt mal mit echter, überzeugender Politik?

In seinem Versagen schaut er nicht auf sich, sondern auf andere. Seine Botschaft, mal umgedreht: Wer nicht gendert, der vergrämt die potenziellen Wählerinnen und Wähler der AfD. Ist das schon ein Programm, ein Gegengift gegen die Rechtsextremen? Es gibt einfache Politik, gewiss, aber eine Politik, die alles vereinfacht und verflacht, bietet nichts anderes als Polemik, wie sie die Rechtsextremen Tag für Tag betreiben.

Liebe Leserinnen und Leser: Sie werden bemerkt haben, dass in diesem Text an keiner Stelle gegendert worden ist. Ist der Autor ein Friedrich-Merz-Fan, werden jetzt hunderte Berlinerinnen und Berliner, die den Tagesspiegel in jeder Darreichungsform noch nicht nutzen, zu Abonnentinnen und Abonnenten?

Wer nicht gendert, der ist nicht automatisch gegen das Gendern. Ich bin es auch nicht. Warum? Weil für mich feststeht: Gendern ist ein Menschenrecht. Wer davon Gebrauch machen will, der soll es tun. Auch wenn die Sprach- und Sprechpolizisten Friedrich Merz und Reiner Haseloff die Flinte anlegen und dabei sich selber erlegen – und nicht die AfD.

  • Gendersprache

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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