Die Fußball-Woche hofft auf ihre Leserschaft: Wie eine endlose Winterpause

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Die Fußball-Woche hofft auf ihre Leserschaft: Wie eine endlose Winterpause

© imago/Sebastian Wells Die Fußball-Woche hofft auf ihre Leserschaft: Wie eine endlose Winterpause

Kein Ball rollt. Das ist für viele ärgerlich. Für die Berliner „Fußball-Woche“, die 1923 erstmals erschienen ist, könnte es auf Dauer existenzbedrohlich sein.

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An diesem Montag wird in der „Fußball-Woche“ ein Leserbrief von Werner Natalis erscheinen. Der Präsident von Sparta Lichtenberg erklärt darin, dass er dem Blatt 100 Euro spenden will. Außerdem ruft er alle anderen Berliner Fußballklubs dazu auf, es ihm gleich zu tun. „Nicht jeder wird da mitmachen, aber das interessiert mich nicht“, schreibt Natalis. In den Vereinen werde so oft Geld zum Fenster rausgeworfen, da sei die Unterstützung der „Fußball-Woche“ einfach gelebte Solidarität. „So etwas zeigt uns, dass wir doch sehr gut im Berliner Amateurfußball verankert sind“, sagt Heiko Hülsmann, der geschäftsführende Gesellschafter der „Fußball-Woche“.

Die „Fußball-Woche“, kurz FuWo, ist eine Berliner Institution. Jeden Montag berichtet sie über den kompletten Fußball in der Stadt. Und komplett heißt in diesem Fall auch: komplett. Von der Jugend bis zu den Alten Herren, von der Bundesliga bis hinab in die Kreisliga C. Seit 1923 erscheint das Blatt. Das hat die FuWo auch an den vergangenen beiden Montagen getan, obwohl an den beiden Wochenenden zuvor in Berlin – wie überall sonst in Deutschland – gar kein Fußball gespielt wurde.

Der Zeitschrift wurde die Arbeitsgrundlage entzogen

„Praktisch über Nacht ist der Fußball-Woche die Arbeitsgrundlage entzogen worden“, hat Horst Bläsig, Chefredakteur und Mitgesellschafter, in der Ausgabe vor zwei Wochen in seinem Editorial geschrieben. „Das, was jetzt passiert, hat keine Parallelen und bedroht die Existenz der FuWo.“ Das Editorial war überschrieben mit „Wir brauchen Sie!“

Vor zwölf Jahren haben Bläsig, Hülsmann und einige andere die FuWo vom Nürnberger Olympiaverlag übernommen. Die verkaufte Auflage liegt bei knapp 20.000 Exemplaren, was nicht zuletzt an einem festen Stamm an Abonnenten liegt. Und auch wenn es für die neuen Eigentümer nie einfach war: Rote Zahlen habe die GmbH bisher nicht geschrieben, sagt Bläsig. Aber eben auch keine Rücklagen bilden können für schlechtere Zeiten. „Es ist eine sehr schwierige Situation“, sagt Geschäftsführer Hülsmann über die Folgen der Coronakrise.

Vor zwei Wochen, als die Bundesliga noch davon ausging, wenigstens in leeren Stadien spielen zu können, sah es so aus, als gehe es für den Amateurfußball – und damit auch für die FuWo – einfach weiter wie bisher. Welches unterklassige Spiel in Berlin zieht schon mehr als 1000 Zuschauer an? „Aber dann hat sich stündlich eine neue Lage ergeben“, erzählt Bläsig. Dreimal musste der Seitenplan umgeschrieben werden, am Ende wurde der Umfang von den üblichen 48 Seiten auf 32 gekürzt. „Das hat uns ziemlich unvorbereitet getroffen“, sagt Bläsig. „Wir hatten keine Geschichten auf Halde, auf die wir hätten zurückgreifen können.“

Der Umfang wurde auf 24 Seiten halbiert

Für das Blatt ist die Coronakrise so etwas wie eine endlose Winterpause. Wenn kein Fußball gespielt wird und damit in der FuWo auch keine Spielberichte erscheinen, macht sich das sofort im Einzelverkauf bemerkbar. Am Kiosk gehe der Absatz dann um rund ein Drittel zurück, schätzt Bläsig. Und in der Winterpause gibt es immerhin noch Testspiele, Transfergerüchte, Trainingslager. Jetzt aber gibt es gar nichts.

Die Mitarbeiter – meist Freie – arbeiten inzwischen vornehmlich zu Hause. Nur an zwei Tagen ist die Redaktion in Tiergarten noch besetzt, mit drei, höchstens vier Leuten, so dass die nötige räumliche Distanz gewahrt werden kann, wie Bläsig erzählt.

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In normalen Zeiten ist der Sonntag der Hauptkampftag der Redaktion. Abends um halb zwölf werden die Druckmaschinen angeschmissen; vier Stunden zuvor sind von den 48 Seiten oft noch 40 offen. Das ist jetzt anders. Bis zu 80 Prozent der neuen Ausgabe können schon unter der Woche produziert werden.

Die Pandemie zehrt, und das im Wortsinn. Die FuWo hat ihren Umfang auf 24 Seiten halbiert. „Die kriegen wir voll“, sagt Bläsig. „Es ist auch nicht ganz so schwierig, wie es anfangs schien.“ Neben einem ABC der Berliner Vereine gibt es jetzt immer ein Porträt einer Berliner Fußballlegende, und ab April wird in jeder Ausgabe der Nachdruck von vier Seiten aus dem FuWo-Archiv erscheinen.

Für ein paar Wochen, also die übliche Dauer einer Winterpause, wird die „Fußball-Woche“ auf diese Weise überleben können. Aber was, wenn es Monate dauert, wenn tatsächlich bis nde des Jahres kein Fußball gespielt werden kann? „Dann bekommen wir ein existenzielles Problem“, fürchtet Chefredakteur Bläsig.

Viele Leser spenden

Geschäftsführer Hülsmann hofft, dass der Verlag als Kleinstunternehmen Anspruch auf die Soforthilfe des Bundes hat und sogar für die Maximalförderung (9000 Euro für drei Monate) in Frage kommt. Zudem hat er für die beiden festangestellten Redakteure Kurzarbeit angezeigt. Und in der kommenden Ausgabe wird es einen Spendenaufruf in eigener Sache geben.

Gerade in der Krise erweist sich die Treue der Leserschaft als großer Segen. Auf sein Editorial habe er sehr viel Zuspruch und Aufmunterung erhalten, berichtet Horst Bläsig. Ein Leser hat ihm geschrieben, dass er künftig einfach noch eine zweite FuWo kaufen werde. Und Geschäftsführer Hülsmann hat beim Blick aufs Geschäftskonto festgestellt, dass auch ohne Aufforderung schon einige Spenden eingegangen sind. „Das ist super lieb und hilft natürlich“, sagt er. „Wir wollen auf jeden Fall weiter erscheinen.“ Denn eins weiß Heiko Hülsmann schon jetzt: „Wenn wir den Platz in den Regalen einmal hergegeben haben, werden wir ihn nie mehr zurückbekommen.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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