„Der Erbonkel“: Die DNA des ESC und warum dabei sein selbst für Null-Punkte-Deutschland gut ist
© Lisa Rock für den Tagesspiegel „Der Erbonkel“: Die DNA des ESC und warum dabei sein selbst für Null-Punkte-Deutschland gut ist
„England zwölf, Deutschland null Punkte“ – kann das an den Genen liegen? Vielleicht, aber ein Grund, nicht dabei zu sein, ist das nicht…
Eine Kolumne von
Jahr für Jahr treten sie in trällernde Konkurrenz, geben ihr Bestes mit bunten Kostümen und coolen Choreographien – ja, Singvögel haben so einiges gemeinsam mit den Interpreten, die beim Eurovision Song Contest alljährlich antreten. Zwar geht es beim ESC nicht um Fortpflanzung, jedenfalls nicht unmittelbar, eine gewisse Anlage zur Musikalität ist bei beiden Events aber sicher nicht abträglich.
Nun kann man beim Binge-Watching des ESC hin und wieder den Eindruck gewinnen, dass der eine oder die andere Künstler:in ein wenig Pech beim Verteilen der Genvarianten hatten, die über Rhythmusgefühl, Stimmumfang und Gesangstalent mitbestimmen. Tatsächlich fand eine Studie des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik mit Hilfe von Erbgutanalysen von 2824 Zwillingspaaren, deren Rhythmusgefühl und Musikalität abgefragt und gemessen wurde, dass manche Menschen Genvarianten haben, die sie musikalischer als andere macht.
Sie schneiden beim Polygenic Score für Rhythmusgefühl besser ab, wodurch sich ihre allgemeine Musikalität vorhersagen lässt, so Verhaltensgenetikerin Laura Wesseldijk. Welche Gene Musikalität steuern, ist noch offen, aber sicher sind es viele und evolutiv „alte“, die auch Kakadus tanzen und Vögel singen lassen.
Gene hin oder her – klar ist, dass ohne Üben, Üben, Üben niemand beim ESC landet und am Ende eher dieser Fleiß den Ausschlag gibt. Für uns, die wir zuhören, ist es in jedem Fall gut, dass überhaupt eine deutsche Delegation teilnimmt, selbst wenn sie nur null Punkte einfährt. Denn 2018 hat eine – der Erbonkel vermutet: nicht so ganz ernstgemeinte – Studie des University College London, die den Zusammenhang zwischen Auftritten beim Eurovision Song Contest und Lebenszufriedenheit und Suizidrate in 33 europäischen Ländern untersucht hat, folgendes herausgefunden:
Je besser ein Land zwischen 2009 und 2015 abschnitt, umso besser war dort die Lebenszufriedenheit. Aber für Deutschland am wichtigsten: Eine schlechte Leistung war im Vergleich zum Nichtteilnehmen mit einer signifikant höheren Lebenszufriedenheit verbunden. Dabei sein macht also glücklich. Notfalls halt mit Ohropax.
Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne des Wissenschaftsjournalisten und Genetikers .
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de