„Das war unprofessionell“: Frust bei Alba nach verpatztem Play-off-Start
„Das war unprofessionell“: Frust bei Alba nach verpatztem Play-off-Start
Die deutliche Niederlage hinterließ erst mal Spuren. Zeit, sich davon zu erholen, bleibt Alba Berlin nicht. Was besser werden muss am Mittwoch gegen Ulm, wissen Spieler und Trainer auch so.
Von Nicolas Sowa, dpa
Untergegangen. Es lief nicht gut für Luke Sikma (in Gelb) und Alba zum Play-off-Start. © imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler
Ein wenig unter Schock stand Alba Berlin nach dem Play-off-Auftakt in heimischer Halle. 9134 Menschen waren am Sonntag in die Mercedes-Benz-Arena gekommen, niemand von ihnen hatte sicherlich so eine deutliche Pleite des Favoriten erwartet.
„Ich kann mich gar nicht erinnern, wann wir mal weniger als 70 Punkte gemacht haben. Das war ein wirklich schlechtes Spiel von unserer Seite“, sagte Sportdirektor Himar Ojeda nach dem 64:88 gegen Ulm – die höchste Saisonpleite in der Liga zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt.
In der Best-of-Five-Serie liegt Alba nun 0:1 hinten. „Und mehr auch nicht“, sagte Ojeda. Viel Zeit, etwas zu ändern, bleibt ohnehin nicht. Schon am Mittwoch wartet Spiel zwei in Ulm (19.00 Uhr/Magentasport). „Die Wut und die Frustration müssen wir jetzt in Energie umwandeln“, forderte Flügelspieler Louis Olinde. Aber am Sonntag hatte kaum ein Spieler Normalform. „Viele Spieler hatten nicht ihren besten Tag. Das kann passieren, aber das ist nicht die Normalität“, sagte Ojeda.
Physisch waren die Ulmer den Berlinern überlegen
Vor allem physisch überraschte Ulm den Favoriten. „Das müssen wir in Spiel zwei ändern, ansonsten wird es schwer für uns“, sagte Guard Jonas Mattisseck. Der versucht sein Team wachzurütteln. „Wir müssen härter spielen. Es sind Play-offs, da wird anders agiert, die Teams spielen anders, sind deutlich aggressiver, deutlich physischer“, sagte er.
Ein wenig erschreckend war es aber doch, wie die Berliner im letzten Viertel einbrachen. „In so einem Play-off-Spiel geht es nicht irgendwie um Punktedifferenz. Du verlierst einfach das Spiel. Aber das war unprofessionell von uns, das darf uns nicht passieren. Da müssen wir weiterspielen und weiterkämpfen“, sagte Mattisseck. Eigentlich ist Alba dafür bekannt, bis zum Ende eines Spiels am Limit zu bleiben.
Die Berliner machten durchweg einen gehemmten Eindruck. Im dritten Viertel mochte kaum ein Ball im Korb landen. Bezeichnend war ein im Grunde perfektes Alley-oop-Anspiel von Blatt auf Thiemann. Statt mit einem krachenden Dunk abzuschließen, legte der deutsche Nationalspieler den Ball komplett am Korb vorbei.
Möglicherweise ist es ein Zeichen, dass die Berliner nach einer langen, komplizierten Saison kaum noch Kraftreserven haben. „Wir sind in dieser Saison deutlich erschöpfter als in den Jahren zuvor. Da haben wir die Playoffs immer mit viel Energie erreicht. Aber dieses Jahr ist es für uns deutlich schwieriger, diese Energie zu finden“, sagte Ojeda.
Vielleicht war bei Alba zuletzt die Belastung einfach zu hoch
Die Belastung von Euroleague, Bundesliga, Europameisterschaft und Olympia sei einfach zu hoch gewesen. Selbst die zehn Tage Pause vor Play-off-Start konnte daran nichts ändern. „Wir hatten gehofft, es hilft ein bisschen, aber es hat nicht viel geholfen“, sagte der Sportdirektor.
Trotzdem ist die Situation absurd für die Berliner. Da haben sie die beste Hauptrunde in der Klubhistorie hinter sich, haben nur drei Punktspiele verloren und nun stehen die Berliner schon nach einem Spiel in den Play-offs unter Druck.
„Es ist schwer, ein gutes Team wie Ulm dreimal hintereinander zu schlagen“, sagte Israel González am Sonntag. „Unser Gegner hat heute mit mehr Einsatz gespielt und besser verteidigt als wir. 19 Ballverluste für uns und 14 Ulmer Steals sprechen eine deutliche Sprache. Wir müssen aus dieser Partie lernen und uns schnell an die Intensität der Play-offs gewöhnen“, sagte Albas Trainer weiter. Zwar liegen wir jetzt in der Serie hinten, aber es steht erst 0:1. Am Mittwoch können wir es in Ulm besser machen. Darauf liegt unser Fokus.“
Vorteil für die Berliner ist wohl, dass sie nun immerhin etwas Zeit haben vor dem zweiten Spiel, um die Situation zu analysieren. Noch sollte man den Favoriten in der Serie keinesfalls abschreiben.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de