Bundespresseball in Berlin: „Wir haben gesehen, wie schnell die Freiheit verloren gehen kann“
© dpa/Monika Skolimowska Bundespresseball in Berlin: „Wir haben gesehen, wie schnell die Freiheit verloren gehen kann“
Der Bundespresseball steht unter einem neuen Motto – und dem Eindruck von Krieg und mangelnder Pressefreiheit.
Das Schaulaufen auf dem roten Teppich im Hotel Adlon zeigt, wie groß der Nachholbedarf nach Glamour immer noch ist. Gefeiert wird der 70. Bundespresseball, traditionell eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse im Jahresreigen, das zum siebten Mal an diesem Ort stattfindet. Bundeskanzler Olaf Scholz ziert sich zwar auch in diesem Jahr noch und fehlt. Aber unter den ersten Gästen des ausverkauften Balls sind diesmal wieder mehr Spitzenpolitiker.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender erscheinen pünktlich, andere Gäste stecken noch im Stau. Und auch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey ist dabei in einer Robe mit roten, schwarzen und grünen Elementen. Leuchtende Farben dominieren diesmal, fuchsia- und fliederfarbene Kleider, rote, grüne, eisblaue. Staatsministerin Claudia Roth ist in einem glitzrig schwarzen Abendkleid erschienen.
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Die erste Rede des Balls, der von nun an mit verschiedenen Schwerpunkten immer unter dem Motto „Für die Pressefreiheit“ stehen soll, hält vor den Gästen des gesetzten Dinners im Palais-Saal Can Dündar, der Chefredakteur von Özgürüz („Wir sind frei“), der aus seiner türkischen Heimat fliehen musste. Er wurde dort zu einer langen Haftstrafe verurteilt. „Journalismus ist kein Verbrechen“, konstatiert Gastgeber Mathis Feldhoff in seiner Begrüßung.
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Can Dündar nennt Beispiele für den Verlust von Freiheit in vielen Ländern der Welt, spricht von einer „politischen Pandemie“, die nicht durch Grenzschließungen eingedämmt werden könne. Der Impfstoff sei aber bekannt: „Das ist die Demokratie“, fügt er im festlich geschmückten Ballsaal hinzu. „Wir haben gesehen, wie zerbrechlich die Demokratie ist, wie schnell die Freiheit verloren gehen kann“, sagt er und lässt immer wieder Hoffnung aufblitzen, dass bei den anstehenden Wahlen in der Türkei die Demokratie doch noch siege. Er wünscht sich nächstes Jahr wiederzukommen auf den Ball – dann auf einem Flug von Istanbul.
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Die Schaulustigen draußen haben diesmal wegen der aus Sicherheitsgründen erfolgten weiträumigen Absperrung des Eingangsbereichs kaum eine Chance, mit den Politikern ins Gespräch zu kommen oder um Autogramme zu bitten.
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de