Aufträge aus dem Kanzleramt: 9000 Euro für „Tagesschau“-Sprecherin Zervakis
© Tsp Aufträge aus dem Kanzleramt: 9000 Euro für „Tagesschau“-Sprecherin Zervakis
Schon vor ihrem Scholz-Interview, noch als NDR-Mitarbeiterin, war Linda Zervakis als Moderatorin für die Bundesregierung tätig. Ein Sprecher nennt jetzt Details.
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Die frühere „Tagesschau“-Sprecherin Linda Zervakis hat noch während ihrer Tätigkeit bei der reichweitenstärksten deutschen Nachrichtensendung mehr als 9000 Euro für Nebenjobs beim Bundeskanzleramt erhalten. Das teilte ein Regierungssprecher dem Tagesspiegel auf Anfrage mit. Demnach wurden Zervakis, damals noch beschäftigt beim Norddeutschen Rundfunk (NDR), in der Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für Moderationen bei der Verleihung des „Nationalen Integrationspreises der Bundeskanzlerin“ in den Jahren 2018, 2019 und 2020 Honorare in Höhe von insgesamt 9.081 Euro gezahlt.
Nach ihrem Wechsel zum Privatsender ProSieben war Zervakis noch zwei weitere Male für das Bundeskanzleramt tätig. Für ein Interview mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Digitalmesse „re:publica“ im Juni 2022 erhielt sie eine als „Kostenpauschale“ bezeichnete Zahlung von 1130 Euro. Für die Moderation zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Deutschland. Einwanderungsland. Dialog für Teilhabe und Respekt“ einige Monate später zahlte das Bundeskanzleramt nach eigenen Angaben dann 10.913 Euro.
Aufgrund des herausgehobenen Veranstaltungsformates war eine qualifizierte Moderation angezeigt.
Ein Regierungssprecher zur Zahlung von fast 11.000 Euro an Linda Zervakis
Zervakis’ Scholz-Gespräch hatte Kritik hervorgerufen, weil die amtliche Bestellung der Interviewpartnerin für Zuschauerinnen und Zuschauer nicht als solche erkennbar war. Nach außen wirkte es, als habe Zervakis, die 2021 auch das „Triell“ der Spitzenkandidaten vor der Bundestagswahl mitmoderiert hatte, den Kanzler in ihrer Eigenschaft als unabhängige Journalistin befragt. Nach Angaben des Regierungssprechers habe vor dem Interview-Termin auf Fachebene ein „allgemeines Gespräch“ mit Zervakis stattgefunden, bei dem „Themenideen“ besprochen worden seien. „Es gab keine abgesprochenen Fragen.“
Kanzleramt bewertet Kosten als angemessen
Die vergleichsweise hoch erscheinende Zahlung von fast 11.000 Euro für Zervakis’ vorerst letztes Kanzleramts-Engagement Ende November 2022 erklärte der Regierungssprecher mit dem „herausgehobenen Veranstaltungsformat“, für das eine „qualifizierte Moderation“ angezeigt gewesen sei. „Die damit verbundenen Kosten werden angesichts ihrer Expertise und der notwendigen Qualität der Leistung von Frau Zervakis – auch im Marktvergleich – als angemessen bewertet“, hieß es.
5Stunden dauerte Linda Zervakis’ Auftritt im November 2022 für das Bundeskanzleramt.
Zu der fünfstündigen Tätigkeit vor Ort gehörte unter anderem eine erneute Begegnung mit Scholz im Rahmen einer „Moderation einer Gesprächsrunde mit dem Bundeskanzler und den Gästen“. Ungeachtet der Anreise- und Vorbereitungszeit erhielt die Journalistin damit ein Stundenhonorar von rund 2200 Euro.
Auf Anfrage bei Zervakis, wie diese mögliche Konfliktlagen im Zusammenhang mit ihrem öffentlichen Auftritt für die „Tagesschau“ und den Jobs beim Kanzleramt bewerte, verwies ihr Management auf eine frühere Aussage, wonach sich die Journalistin und „selbstständige Moderatorin“ von keiner Seite habe vereinnahmen lassen. Der NDR hat auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme abgegeben.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de