Auf den Spuren uralter DNA: Eine neue Geschichte der Seuchen
© Michel Serre
Lange war unklar, woher Pest, Tuberkulose und andere Seuchen stammen und wann sie die Menschheit heimsuchten. Nun analysieren Forschende uralte Erbgutspuren der Erreger – und kommen zu überraschenden Erkenntnissen.
Von Hermann Feldmeier
Selten hat ein Stück Knochen ähnlich Wissenschaftsgeschichte geschrieben wie der Unterkiefer, den Didier Raoult, Professor für Mikrobiologe an der Universität Marseille, auf einem mittelalterlichen Kirchhof nahe der südfranzösischen Stadt Montpellier 2010 exhumierte. Der Knochen lag in einem Grab mit mehr als 200 Skeletten, das um 1350 angelegt worden war. In seinem Labor extrahierte der Forscher unter sterilen Bedingungen aus dem Unterkiefer einen Zahn und suchte in der Pulpahöhle, dem Teil des Zahns, aus dem ein vitaler Zahnnerv Schmerzinformationen in das Gehirn sendet, nach Überresten von DNA. Die DNA-Fragmente wurden sequenziert, und das Ergebnis war sensationell: In der Zahnpulpa des Verstorbenen steckte die DNA von Yersinia pestis, dem Bakterium, das die Pest verursacht.
Lesen Sie weiter mit Tagesspiegel Plus
für 14,99 € 0,00 €
Nie waren verlässliche Informationen wichtiger
Stark werbereduziert
in der Tagesspiegel App
Exklusive Inhalte für
Tagesspiegel Plus-Leser
Ohne Risiko:
Jederzeit kündbar
Schon Digital-Abonnent? Hier anmelden
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de