Anstieg des Meeresspiegels: Schelfeis-Verluste in der Westantarktis unabwendbar

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Anstieg des Meeresspiegels: Schelfeis-Verluste in der Westantarktis unabwendbar

© Nasa Anstieg des Meeresspiegels: Schelfeis-Verluste in der Westantarktis unabwendbar

Unabhängig von Klimaschutzmaßnahmen ist das Abschmelzen des Schelfeises in Teilen der Westantarktis unabwendbar, so eine Studie. Der Meeresspiegel wird deutlich ansteigen.

Von Walter Willems, dpa

Selbst mit ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen lässt sich einer Studie zufolge in der Westantarktis das Abschmelzen großer Schelfeis-Areale nicht mehr abwenden. Warme Meeresströmungen dürften im Laufe des 21. Jahrhunderts in der Amundsensee das Schelfeis – also die auf dem Wasser treibenden Ausläufer des Inlandeises – von unten ausdünnen, schreibt eine Gruppe um Kaitlin Naughten vom British Antarctic Survey im Fachblatt „Nature Climate Change“. Da dieses Schelfeis Inlandgletscher stütze, werde das Ausdünnen wahrscheinlich deren Abfließen zum Meer verstärken, heißt es weiter.

Auf einen daraus resultierenden deutlichen Anstieg des Meeresspiegels solle man sich vorbereiten, rät das Team ebenso wie ein unabhängiger Kommentator in der Zeitschrift. Ein vollständiges Abschmelzen des Westantarktischen Eisschilds würde das Meeresniveau um bis zu fünf Meter ansteigen lassen. Die Studie untersuchte allerdings lediglich die Entwicklung des Schelfeises. Klimaschutzmaßnahmen seien dennoch sinnvoll, um wenigstens andere Teile des antarktischen Eisschildes stabil zu halten, betont die Gruppe.

Während das Schelfeis im Osten der Antarktis stabil ist oder teilweise wächst, dünnt es in der Westantarktis seit Jahren aus, vor allem aufgrund warmer Meeresströmungen. Erst kürzlich hatte eine Studie im Fachblatt „Science Advances“ ergeben, dass das antarktische Schelfeis binnen 25 Jahren 7,5 Billionen Tonnen Schmelzwasser verloren hat, einen großen Teil davon in der an die Westantarktis grenzenden Amundsensee.

Das Team um Naughten simulierte nun die Entwicklung in diesem Meeresareal anhand vier verschiedener Klimaszenarien: Diese reichten von dem optimistischen Szenario, in dem sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit nur um maximal 1,5 Grad aufheizt, bis zum Extremszenario RCP8.5 eines ungebremsten Klimawandels. „Alle Szenarien zeigen eine deutliche und weit verbreitete künftige Erwärmung der Amundsensee und ein verstärktes Abschmelzen seines Schelfeises“, stellt die Gruppe fest. Selbst im ehrgeizigsten Szenario erwärme sich die Amundsensee dreimal schneller als im 20. Jahrhundert. Diese Erwärmung gelte für alle vier Szenarien. Das Extremszenario RCP8.5 mache sich ab 2045 zusätzlich bemerkbar.

Der Grund für diesen Trend liege in der Wassersäule, schreibt die Gruppe, und dort vor allem in der sogenannten Thermokline. Diese Schicht trennt in der Region in 100 bis 400 Metern Tiefe höher gelegenes kaltes Wasser von einer tieferen Zone mit etwas wärmerem Wasser. In allen simulierten Klimaszenarien steigt diese Trennschicht an und damit auch die Schicht mit wärmerem Wasser, die das Schelfeis von unten aushöhlt.

Die Folgen davon für den Meeresspiegel hat die Studie nicht eigens untersucht. Doch mit dem Ausdünnen des Schelfeises dürfte dessen Stützfunktion abnehmen, betont die Forschungsgruppe. Dadurch könnten dahinter liegende große Eismassen wie etwa der Thwaites- oder der Pine-Island-Gletscher schneller abfließen und den Meeresspiegel steigen lassen.

„Unsere Simulationen zeigen einen ernüchternden Ausblick für die Amundsensee“, bilanziert das Team. Bis zum Jahr 2100 könnte sie um bis zu zwei Grad wärmer sein als vor der Industrialisierung. Das Team räumt aber auch Schwächen der Studie ein: Sie berücksichtige keine Wechselwirkungen mit einer veränderten Eisgeometrie und konzentriere sich nur auf den Einfluss von Meeresströmungen, nicht aber auf atmosphärische Faktoren. Diese könnten langfristig an Bedeutung gewinnen.

Reinhard Drews von der Universität Tübingen merkt an, dass auch der Kohlendioxid-Ausstoß in Deutschland zu Eisverlust in der Antarktis führt. „Dieser Prozess hat bereits begonnen und eine inhärente Trägheit führt dazu, dass wir einen Teil des Eisverlustes nicht aufhalten können, unabhängig davon, welche Maßnahmen ergriffen werden“, sagt der Experte, der selbst nicht an der Studie beteiligt war. „Das stellt nicht die Notwendigkeit von Klimapolitik in Frage, ganz im Gegenteil. Es ist ein weiterer Hinweis darauf, wie gravierend die Veränderungen sind und lokales Handeln eben doch globale Wirkung entfalten kann. Im Guten wie im Schlechten.“

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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