Vor Pressekonferenz der Umweltministerin: Landkreistag fordert erleichterten Abschuss von Wölfen

© dpa/Christian Charisius Vor Pressekonferenz der Umweltministerin: Landkreistag fordert erleichterten Abschuss von Wölfen

Die Umweltministerin wird am Donnerstag ein Programm zum Umgang mit Wölfen vorstellen. Der Landkreistag möchte die Ausbreitung von Wölfen durch mehr Jagd einhegen.

Kurz vor der geplanten Pressekonferenz von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) zum Umgang mit dem Wolf hat der Landkreistag die Bundesregierung aufgefordert, die Entnahme von Wölfen auf Basis von Abschussplänen möglich zu machen. Auf nationaler Ebene müssten die Naturschutz- und jagdrechtlichen Bundesgesetze geändert werden, sagte Landkreistag-Präsident Reinhard Sager dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag).

„Dabei sollte geregelt werden, dass Wölfe auf Grundlage eines Abschussplans gejagt werden dürfen“, forderte er. Vor allem in Gebieten, in denen ein guter Erhaltungszustand bestehe, müsse ein regionales Bestandsmanagement ermöglicht werden, sagte Sager. „Das heißt, wir müssen den Wolf dort in seiner Ausbreitung einhegen können.“

Schutzstatus des Wolfs ändern

Sager forderte eine Änderung des Schutzstatus’ auf EU-Ebene. „Die Wolfsbestände sind in Deutschland in den letzten Jahren stark angestiegen. Das führt immer mehr zu Ängsten in der Bevölkerung. Wir haben mehr Angriffe auf Weidetiere“, warnte Sager.

„Wir halten den bisherigen absoluten Schutz des Wolfs, der einen bürokratisch aufwändigen Abschuss nur bei Problemwölfen zulässt, deshalb nicht mehr für erforderlich.“ Die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass auf europäischer Ebene der Schutzstatus des Wolfs geändert werde, betonte er.

Wir müssen den Wolf in seiner Ausbreitung einhegen können.

Reinhard Sager, Präsident des Landkreistages

Der Landwirtschafts- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), bekräftigte seinerseits seine Forderung nach einem erleichterten Abschuss von auffälligen Wölfen. „Ich sehe den Bund hier ganz klar in der Pflicht, den Ländern nun endlich ein vereinfachtes und rechtssicheres Verfahren zur Entnahme von auffälligen Tieren zu ermöglichen“, sagte der Minister dem RND.

„Der Wolf muss zielgerichtet und schnell entnommen werden dürfen, wenn er Schaden anrichtet, um die Weidetierhaltung, die auch wichtige ökologische Funktionen erfüllt, zu entlasten.“

Wir müssen dringend zu praxistauglichen Regelungen kommen.

Till Backhaus (SPD), Landwirtschafts- und Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern

Der SPD-Politiker kritisierte die aktuelle Regelung, nach der ein Wolf nur entnommen werden darf, wenn er „mehrfach einen 1,20 Meter hohen Elektrozaun überwindet und Schafe reißt“. Dies müsse geändert werden, fügte Backhaus hinzu. „Wir müssen dringend zu praxistauglichen Regelungen kommen.“

Vorschläge des Umweltministeriums werden erwartet

Lemke will am Donnerstag die neuen Vorschläge ihres Hauses zum Umgang mit dem Wolf vorstellen. Die Ministerin hatte Anfang September bereits angekündigt, dass Abschüsse von Wölfen schneller und unbürokratischer möglich sein müssten. Sie kündigte auch „mehr Unterstützung und Sicherheit“ für betroffene Weidehalter an.

Landwirte in Deutschland klagen über zunehmende Schäden durch Wolfsrudel. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr mehr als 4000 Weidetiere durch Wolfsangriffe verletzt oder getötet oder wurden anschließend vermisst.

4000Weidetiere wurde 2022 in Deutschland durch Wolfsangriffe verletzt oder getötet oder anschließend vermisst

Erwartet wird, dass Lemke den Abschuss von jenen Tieren erleichtern will, die trotz Herdenschutzzäunen mehrmals Tiere reißen. Bereits heute können einzelne Problem-Wölfe abgeschossen werden. Allerdings gelten anderem gelten genetische Untersuchungen anhand von Riss- und Fraßspuren als Voraussetzung. Deutschland ist nach nationalem und europäischem Recht verpflichtet, den wildlebenden Wolf streng zu schützen.

Anstieg der Wolfspopulation

Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) gab es 2022/2023 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Wolfspaare sowie 22 sesshafte Einzelwölfe. Im Vorjahr waren es noch 162 Rudel, 58 Paare und 25 Einzelwölfe.

Das Wolfsvorkommen konzentriert sich laut DBBW auf das Gebiet von Sachsen über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Auch in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Thüringen wurden Wölfe nachgewiesen.

Von der Leyen für eine Änderung des Schuztstatus

Auch auf EU-Ebene wird über neue Regeln für den Umgang mit den Raubtieren beraten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte in Aussicht, gegebenenfalls den Status des Wolfsschutzes in der EU zu ändern. Sollte der Schutzstatus herabgestuft werden, wäre ein Abschuss deutlich leichter. Die Kommission will dafür aber zunächst aktuelle Daten über die Wolfspopulationen und mögliche Gefahren sammeln. Von der Leyen forderte die lokalen und nationalen Behörden auf, schon jetzt „Maßnahmen zu ergreifen, wo immer es erforderlich ist“.  (AFP/dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de