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Exklusiv Aktuelle Studie : CDU/CSU-Wähler verlieren Vertrauen in Demokratie
Nur noch gut jeder Dritte Deutsche ist mit der Demokratie zufrieden. Bei den Unions-Wählern steigt das Misstrauen – bei Grünen-Fans der Optimismus.
Von Daniel Friedrich Sturm
Nur noch eine Minderheit der Unionswähler ist mit der Demokratie in Deutschland zufrieden. Entsprechend äußern sich 39 Prozent der Befragten, wie eine aktuelle Studie im Auftrag der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung ergibt. Die Studie liegt dem Tagesspiegel exklusiv vor.
Im Dezember 2022 waren noch 61 Prozent und im Juni 2023 53 Prozent der Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU mit der Demokratie zufrieden. Nur unter Nichtwählern und AfD-Anhängern ist die Unzufriedenheit mit der Demokratie größer. Für die Studie waren Ende November und Anfang Dezember 1543 erwachsene Bundesbürger interviewt worden.
Insgesamt nimmt die Zufriedenheit mit der Demokratie abermals leicht ab. Nur noch gut jeder Dritte Deutsche (36 Prozent) ist mit der Demokratie zufrieden. Im Juni 2023 waren es 38 Prozent, im Dezember 2022 noch eine Mehrheit von 52 Prozent.
Polizei genießt hohes Vertrauen
Auffällig sind die Unterschiede zwischen Ost und West: 28 Prozent der Ostdeutschen und 39 Prozent der Westdeutschen sind (sehr) zufrieden mit der Demokratie. Anhänger von SPD und Grünen sind jeweils zu zwei Dritteln mit der Demokratie zufrieden. Bei den AfD-Anhängern sind es 11 Prozent.
Das Vertrauen der Bürger in die Institutionen von Demokratie und Rechtsstaat ist generell relativ stabil. Der Polizei vertrauen 75 Prozent der Bürger, den Gerichten 63 Prozent und der Bundeswehr 53 Prozent. Von den befragten Bürgern äußern 53 Prozent Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien wie ARD und ZDF, 50 Prozent in die Arbeit des Verfassungsschutzes. Ostdeutsche zeigen dabei generell weniger Vertrauen als Westdeutsche.
Optimismus überwiegt
Mit 53 Prozent blickt gut die Hälfte er Bürger optimistisch in die Zukunft, dieser Wert ist, verglichen mit Ende 2023, stabil. Anhänger von SPD und Grünen zeigen sich deutlich optimistischer als noch Ende 2023. So stimmen 73 Prozent der SPD-Anhänger und 66 Prozent der Grünen-Anhänger der Aussage zu: „Man weiß ja nicht, was die Zukunft bringt, aber ich glaube, dass alles gut wird.“ Unter den Unions-Anhängern sagen dies 53 Prozent. Bei den Anhängern der AfD überwiegt der Pessimismus. Nur jeder vierte AfD-Wähler (25 Prozent) blickt optimistisch in die Zukunft.
Bundestag und vor allem die Bundesregierung erleben eine Vertrauenskrise. Nur noch 42 Prozent der Bürger haben Vertrauen in den Bundestag (Ende 2023: 44 Prozent, Mitte 2022: 51 Prozent). Dramatisch gesunken ist auch hier das Vertrauen der CDU/CSU-Wähler. Nur 41 Prozent der Unionsanhänger vertrauen dem Bundestag; Ende 2023 waren es noch 47 Prozent und Mitte 2022 63 Prozent.
Die CDU/CSU befindet sich seit Ende 2021 in der Opposition, geführt von CDU-Chef Friedrich Merz. Unter den Anhängern der Grünen vertrauen 85 Prozent dem Bundestag, unter denen der SPD sind es 57 Prozent. 8 Prozent der AfD-Anhänger vertrauen dem Bundestag.
Werte für die Bundesregierung sinken deutlich
Das Vertrauen in die Bundesregierung ist abermals deutlich gesunken. Nur 34 Prozent der Deutschen vertrauen der Ampel-Regierung; Ende 2023 waren es noch 39 Prozent, Mitte 2022 sogar 47 Prozent. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP regiert seit Ende 2021.
Erwartungsgemäß vertrauen die Anhänger von SPD (63 Prozent) und Grünen (78 Prozent) der Ampel-Koalition mehr als die Wähler von Union (33 Prozent) und AfD (1 Prozent). Den Parteien generell vertrauen nur noch 28 Prozent der Bürger. Aufgrund der zu geringen Zahlen der Wähler von Linken und der FDP weist die Studie die Ergebnisse für diese beiden Wählergruppen nicht aus.
Die CDU genießt in Deutschland die höchsten Sympathien. Jenseits der üblichen „Sonntagsfrage“ nach der konkreten Wahlabsicht sagen 45 Prozent der Bürger, sie mögen die CDU. Die CSU kommt bei dieser Frage auf 33 Prozent, die SPD auf 43 Prozent. Die Grünen finden 39 Prozent der Befragten sympathisch, die FDP 25 Prozent und die Linke 22 Prozent.
AfD hat kaum Sympathien bei anderen Parteien
Die AfD wird von 19 Prozent der Befragten gemocht. Damit zeigt sich, verglichen mit den Ergebnissen diverser „Sonntagsfragen“, dass allein die AfD über ihre eigene Anhängerschaft nicht ausgreifen kann. Die Studie zeigt das: Nur 8 Prozent der CDU/CSU-Anhänger mögen die AfD, nur 4 Prozent der SPD-Anhänger und 3 Prozent der Grünen-Anhänger. Zum Vergleich: 40 Prozent der Unions-Anhänger mögen die FDP, 54 Prozent der SPD-Anhänger mögen die Grünen, 34 Prozent der Unions-Anhänger mögen die SPD.
In ihrem Fazit schreibt die Autorin der Studie, Sabine Pokorny: „Die Wählerschaft der Grünen hat ihren Optimismus zurück. Die Zuversicht der Grünen-Wähler für die Zukunft steigt, ihre Demokratiezufriedenheit stabilisiert sich“. Zudem steige das Vertrauen in die Bundesregierung und in den Bundestag unter den Wählerinnen und Wählern der Grünen.
Ein ganz anderes Bild zeigen die CDU/CSU-Wähler. „Für die Wählerschaft der Union gibt es wenig Positives zu berichten“, schreibt Pokorny: „Die Zuversicht für die Zukunft stabilisiert sich zwar auf dem eher niedrigen Niveau der Vorerhebung. Seit der ersten Erhebung im Dezember 2022 ist die Zukunftszuversicht der Unionswählerschaft aber um 11 Punkte gesunken. Die Demokratiezufriedenheit der CDU/CSU-Wählerschaft geht insgesamt um 22 Punkte zurück.“
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de