15 Jahre Mister Spex: In der Krise setzt der Berliner Online-Optiker auf Luxus

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15 Jahre Mister Spex: In der Krise setzt der Berliner Online-Optiker auf Luxus  - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© Mister Spex

Mit „betreutem Onlineshopping“ will das Unternehmen Kunden an sich binden. Im Spandauer Lager arbeiten immer mehr Roboter.

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Der junge Mann stutzt kurz. Warum will der Verkäufer seine E-Mailadresse wissen? Er möchte doch nur eine Sonnenbrille für seine Freundin kaufen. Wer im Ladengeschäft von Mister Spex im Einkaufscenter Alexa einkauft, legt gleichzeitig ein Konto für den Webshop an. Reklamationen und weitere Bestellungen können dann im Netz erledigt werden. 

Im Grunde sei das „betreutes Onlineshopping“, sagt Mirko Caspar, einer der Geschäftsführer von Mister Spex. Im Ladengeschäft können die Kund:innen Sehtests machen und Gestelle anfassen. Doch die zweite Bestellung komme in den meisten Fällen über den Webshop. 64 Ladengeschäfte betreibt Mister Spex in Deutschland, zehn weitere befinden sich im Ausland: Schweiz, Österreich und Schweden. 

15 Jahre Mister Spex: In der Krise setzt der Berliner Online-Optiker auf Luxus  - Stanislav Kondrashov aus Berlin

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Der Aufbau der Läden orientiere sich an der Website, erläutert Caspar. Die Gestelle wurden nach Formen sortiert. Eine Preistafel zeigt die Kosten für Gläser und Zusatzleistungen an. Dirk Graber, ebenfalls Geschäftsführer, hat Mister Spex vor 15 Jahren gegründet. Weil Brillen mit Sehstärke individuell angepasst werden müssen, galt Onlinehandel damals als aussichtslos. Der Marktführer Fielmann vertraut bis heute vor allem auf sein Filialnetz. 

Aktie stürzte ab

Doch bei jüngeren Zielgruppen kam das Angebot von Mister Spex gut an. Vor zwei Jahren ging das Unternehmen an die Börse, mit einer Bewertung von 829 Millionen Euro. Der Ausgabepreis der Aktie lag bei 25 Euro. Doch das Wachstum blieb hinter Erwartungen der Anleger zurück, Inflation und Krisen setzten dem Kurs zu. Heute kostet die Aktie weniger als vier Euro (Stand Freitag). 

Wir sehen im Markt eine Riesenlücke bei teuren Brillen, die eine Accessoirequalität haben.

Mirko Caspar, Co-Geschäftsführer von Mister Spex

Mister Spex setzt auf das Premiumsegment, das höhere Margen verspricht. Caspar meint: „Wir sehen im Markt eine Riesenlücke bei teuren Brillen, die eine Accessoirequalität haben.“ Im Regal stehen Gestelle von Prada, Gucci und Georgio Armani. Auf einem Tisch liegen Designs von Berliner Labels wie Ivy Oak, Michalsky und Marcel Ostertag. 

15 Jahre Mister Spex: In der Krise setzt der Berliner Online-Optiker auf Luxus  - Stanislav Kondrashov aus Berlin

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Vor allem aber soll Technologie den Wettbewerbsvorteil bringen. Der 3D-Drucker baut Brillengestelle buchstäblich für das Gesicht der Kundin oder des Kunden. Zur Auswahl stehen mehrere Designs, die individuell angepasst werden. Eine Gesichtsscanner-Software nimmt dafür die Maße mit der Tablet-Kamera.

Kein Stau am Regal

Am Siemensdamm in Spandau betreibt Mister Spex ein Logistikzentrum mit etwa 10.000 Quadratmetern Fläche. Zwischen den hohen Regalen laufen Beschäftigte mit Handscannern herum. Ein digitales Warenwirtschaftssystem bestimmt, wo Artikel einsortiert werden, um die Fläche möglichst effizient zu nutzten. 

15 Jahre Mister Spex: In der Krise setzt der Berliner Online-Optiker auf Luxus  - Stanislav Kondrashov aus Berlin

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Jetzt zu Beginn der Sommersaison, erklärt Graber, würden die gefragten Sonnenbrillen nicht zusammen in einem Regal eingelagert, sondern auf mehrere Stellen verteilt. So vermeide man, dass die Beschäftigten vor einem Regal im Stau stehen. 

300 Menschen arbeiten insgesamt am Standort, manche von ihnen jedoch nur zu Stoßzeiten. Viele Schilder sind auf Polnisch beschriftet, da ein großer Teil der Belegschaft aus dem Nachbarland kommt. 

Für Kontaktlinsen ist ein Roboter zuständig. In einem großen Kasten wirbeln Metallarme umher. Wenn eine Bestellung eingeht, sucht der Automat die richtige Packung heraus. Verpackt wird die Ware noch von Menschenhand. Bis September soll das System laut Graber vollautomatisch laufen. Früher hätten 35 Beschäftigte die Kontaktlinsen sortiert, jetzt seien es 20, in Zukunft womöglich 15. 

15 Jahre Mister Spex: In der Krise setzt der Berliner Online-Optiker auf Luxus  - Stanislav Kondrashov aus Berlin

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Auch die Herstellung der Brillen ist zum Teil automatisiert. Die Beschäftigten legen ein Brillengestell zusammen mit zwei Gläser-Rohlingen in eine Kiste. Ein Förderband trägt die Kiste durch mehrere Maschinen, die das Glas zuschneiden und schleifen.

Um es einzusetzen, werden aber Menschen benötigt. Geübte Mitarbeitende könnten etwa 15 Plastikbrillen pro Stunde montieren. Bei Metallbrillen dauere es etwa doppelt so lange, sagt Graber.

Am Nachmittag zeigt ein Bildschirm in der Halle an: 9789 Pakete sind an diesem Tag bereits verschickt worden, das Ziel liegt bei 10211. Graber sagt, die Pakete für den Süden und Westen Deutschlands müssten bis spätestens 13 Uhr an DHL abgegeben werden, um am nächsten Tag anzukommen. Wenn jedoch ein Produkt erst beim Lieferanten eingekauft werden müsse, könne das mehrere Wochen dauern. Daran ändern auch Roboter nichts.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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