Zustand der Berliner Wälder: Alle Eichen sind krank – aber die Kiefern erholen sich
© dpa/Sebastian Gollnow
Zustand der Berliner Wälder: Alle Eichen sind krank – aber die Kiefern erholen sich
Den Berliner Waldbäumen geht es nicht mehr ganz so schlecht wie noch 2022. Die Chancen für eine Erholung der Gebiete steigen – unter einer Bedingung.
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Für Pessimisten beschreibt der neue Waldzustandsbericht für Berlin eine Katastrophe. Positiv betrachtet kann man ihn auch als Hoffnungsschimmer verstehen.
Die gute Nachricht ist, dass der Anteil der gesunden Bäume in den Berliner Wäldern binnen Jahresfrist von vier auf sechs Prozent gestiegen ist. Der Anteil der deutlich geschädigten Exemplare sank sogar von 40 auf 30 Prozent.
Die schlechte Nachricht: Die Verbesserung ist ausschließlich den Kiefern zu verdanken; mit den ökologisch besonders wertvollen Eichen ging es seit dem Vorjahr aber noch weiter abwärts.
Für den am Mittwochmorgen veröffentlichten Bericht wurden wie in jedem Jahr knapp 1000 ausgewählte Waldbäume im Sommerhalbjahr begutachtet und in fünf Schadensklassen einsortiert. Kriterium dafür ist die Verlichtung ihrer Kronen.
Bei den Kiefern ist der Witterungsverlauf der vergangenen Jahre deutlich ablesbar: Nach dem Beginn der jahrelangen Trockenzeit – die 2018 mit dem trockensten Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen angefangen hatte – sank der Anteil der rundum intakten Kiefern von 25 auf sieben Prozent und ging in den ebenfalls zu trockenen Folgejahren weiter abwärts bis aufs Allzeittief von zwei Prozent im Jahr 2022.
„Beginn der Regeneration“ scheint möglich
Aus diesem Tal ging es nun wieder aufwärts, was mit dem Regen zusammenhängen dürfte, der seit dem vergangenen Winter wieder reichlicher fiel. Die Umweltverwaltung hält „den Beginn einer Regeneration“ für möglich, die aber auch bei günstigen Wetterbedingungen mehrere Jahre dauern werde.
936Bäume wurden für den Waldzustandsbericht begutachtet
Dagegen ist der Anteil der gesunden Eichen in diesem Jahr auf null gesunken – zum ersten Mal seit Beginn der Dokumentation im Jahr 1992. In den beiden Vorjahren waren immerhin noch fünf Prozent intakt. Der Anteil der deutlich geschädigten Exemplare stieg binnen Jahresfrist von 49 auf 60 Prozent.
Einziger Trost: Vor rund 20 Jahren waren die Werte bei den Eichen ähnlich schlecht. Ihre beste Zeit hatten die Eichen im Jahr 2016, als 37 Prozent ohne Schäden waren.
Besonders kritisch ist laut Umweltverwaltung die Situation der Stieleichen, während die Traubeneichen weniger betroffen sind. Verstärkte Beobachtung, gezielte Beseitigung von „bedrängenden Pflanzen“ und besonders sorgsame Auswahl neuer Setzlinge sollen helfen, den Bestand zu stabilisieren.
Einen Negativrekord erreichte auch die sogenannte jährliche Absterberate. Sie zeigt den Anteil der seit der letzten Erhebung abgestorbenen Bäume und lag im langjährigen Mittel über alle Baumarten bei 0,41 Prozent. In diesem Jahr stieg die Absterberate auf 1,56 Prozent, wobei Kiefern mit 0,52 Prozent wiederum besser abschnitten als Eichen mit 3,09 Prozent.
Die klimatischen Bedingungen verändern sich zu schnell für eine natürliche Anpassung unserer Waldökosysteme.
Aus dem Waldzustandsbericht für Berlin 2023
Als dritte Baumart wird im Waldzustandsbericht auch die Buche betrachtet, die im langjährigen Vergleich ebenfalls so schlecht dasteht wie noch nie. Für valide statistische Aussagen ist laut den Autoren des Berichts aber die Stichprobe zu klein.
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Diese aus 936 Bäumen gebildete Stichprobe ist repräsentativ für die Struktur der Berliner Wälder: Kiefern dominieren noch immer mit 63 Prozent vor Eichen mit 18 Prozent. Buchen machen fünf Prozent des Bestandes aus, andere Laubbäume zusammen zehn, andere Nadelbäume fünf Prozent.
Kiefern machen mehr als 60 Prozent des Bestandes in Berlin aus – noch
Gründe, den 2012 begonnenen systematischen Umbau der Berliner Wälder zu Mischwäldern infrage zu stellen, sehen Forsten und Umweltverwaltung nicht, im Gegenteil: Senatorin Manja Schreiner (CDU) kündigte an, die Zahl der neu gepflanzten Laubbäume in diesem Jahr auf rund eine halbe Million zu erhöhen: Traubeneichen, Buchen, Hainbuchen, Winterlinden, Ulmen, Ahorne.
Im vergangenen Herbst und Winter seien rund 283.000 Laubbäumchen gepflanzt worden. Mit dem steigenden Laubbaumanteil nehme die Artenvielfalt zu. Bekannt ist außerdem der bessere sommerliche Kühlungseffekt von Laub- und Mischwäldern gegenüber reinen Kiefernforsten.
Ein weiterer, für Berlin als Trinkwasser-Selbstversorger besonders wichtiger Aspekt ist die Stabilisierung des Wasserhaushaltes: Während Kiefern ganzjährig Wasser aus dem Boden saugen und verdunsten, kann sich unter den im Winter ruhenden Laubbäumen deutlich besser neues Grundwasser bilden. Da 2023 seit 2017 das erste Jahr mit überdurchschnittlichem Niederschlag ist, dürften sich die Startbedingungen zur nächsten Saison für den Wald verbessert haben.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de