Zlatan Ibrahimovic tritt zurück: Ein Großmaul, das die Fußballfans verzückte
© dpa/Antonio Calanni Zlatan Ibrahimovic tritt zurück: Ein Großmaul, das die Fußballfans verzückte
Der Schwede feierte in seiner Karriere nicht die ganz großen Erfolge. Als Unterhaltungsgenie allerdings setzte er Maßstäbe und wird dem Fußball fehlen.
Ein Kommentar von Benedikt Paetzholdt
Der ehemalige englische Nationaltrainer Roy Hodgson sagte einst über einen Gegentreffer seiner Elf gegen Schweden: „Es war, als ob man bei einem Videospiel zuschaut.“ Gemeint ist ein Tor von Zlatan Ibrahimovic, der in rund 30 Metern Entfernung vom Tor zu fliegen scheint, um zu einem Fallrückzieher anzusetzen, der zu einem der schönsten und spektakulärsten Tore in der Fußballgeschichte führen wird.
Über zehn Jahre liegt dieser fußballhistorische Moment nun zurück. Dass dieses Video seit Sonntagabend aber jetzt wieder viral geht, liegt daran, dass Ibrahimovic im Alter von 41 Jahren seine Karriere beendet hat. Tränenreich und voller Pathos, wie es sich gehört, wenn jemand die Bühne verlässt, der über sich selbst sagt: „Ich glaube nicht an Gott, ich glaube nur an mich selbst.“
Im Vergleich zu den ganz Großen der Branche weist sein Lebenslauf einen entscheidenden Makel auf: Ibrahimovic gewann nie die Champions League, obwohl er bei Top-Klubs wie dem FC Barcelona, Paris St. Germain und den beiden Mailänder Vereinen Inter und AC unter Vertrag stand. Auch die schwedische Nationalmannschaft führte er nie zu einem Coup.
Welche große Bedeutung Ibrahimovic für sein Heimatland hat, zeigt sich daran, dass er ein eigenes Wort im schwedischen Wörterbuch erhielt: zlatanieren – als Ausdruck für stark dominieren. Fußballexperte Erik Niva sieht den Fußballstar gar als „bedeutendsten Schweden dieses Jahrtausends“. In der Zeitung „Aftonbladet“ schrieb er: „Zlatan Ibrahimovic hat eine ganze Nation beeinflusst.“
In seinen besten Jahren hat Ibrahimovic als selbstverliebtes Großmaul die Fußballfans auf der ganzen Welt bewegt. Auf Sätze wie „ich muss einfach darüber lachen, wie perfekt ich bin“ warteten seine Anhänger regelrecht. Im immer durchgestylteren Fußballbetrieb wird er eine große Lücke hinterlassen. Zu den besten Fußballern der Geschichte gehört er nicht. Aber zu einem Genie, wenn es darum geht, fußballerisches Genie mit Showbusiness zu vereinen.
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de