Wissenschaft und soziale Medien: Rein ins Haifischbecken!
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Wissenschaft und soziale Medien: Rein ins Haifischbecken!
Unsere Autorin wollte die Plattform X verlassen. Doch jetzt bleibt sie – und das Wissenschaftszentrum Berlin will sie auch auf TikTok positionieren, selbst wenn es Nerven kostet.
Eine Kolumne von
Es geht mir besser als noch vor wenigen Wochen. Mit den Demonstrationen für eine offene Gesellschaft, für Rechtsstaatlichkeit und die Prinzipien von Gleichheit und Freiheit ist die Hoffnung zurück, und auch die Energie.
Die vielen Menschen um mich herum auf den Straßen machen Mut. Und auch die Wissenschaft positioniert sich. Viele Gespräche, Veranstaltungen, deutliche Stellungnahmen der großen Einrichtungen. Auch auf LinkedIn findet sich vieles.
Vor kurzem bin auch ich dort beigetreten, ursprünglich mit der Absicht, X zu verlassen. Deren Governance hat mich irritiert, die mir wichtigsten Menschen haben sich ausgeklinkt, mittlerweile auch viele Stiftungen. Angekommen bei LinkedIn, erlebe ich ein Wohlfühlbad. Nette Kommentare, wunderbare Texte, hoch informativ. Jene aber, mit denen ich die Auseinandersetzung suche, sind dort nicht zu finden.
Ich bleibe auf X. Und wir bereiten am WZB nun Reels für TikTok vor, zu den Triggerpunkten, die Steffen Mau mit seinem Team herausarbeitete. Wir möchten die jungen Menschen erreichen, die Unentschlossenen, politisch Uninteressierten. Von den 16- bis 19-Jährigen nutzten bereits 2022 (!) 73 Prozent TikTok, von den 20- bis 29-Jährigen 60 Prozent.
Ihre politische Bildung erfolgt durch die AfD, der wir das Feld überlassen. Sie zählt 18 Millionen Likes für ihre Accounts, unfassbar mehr als alle anderen Parteien zusammen.
Unsere Reels werden positive Botschaften tragen, die Hetze nicht kopieren. Sie werden Fakten vermitteln und Emotionen nicht scheuen. Einen Unterschied aber machen sie nur dann, wenn sich viele andere Einrichtungen in dieses Becken begeben, wir gemeinsam gegensteuern, verbunden durch das hohe Gut unserer politischen Werte. Aber neben der Straße brauchen wir das Netz. Ich weiß, das kostet Nerven. Aber die haben wir.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de