Wetterbilanz für Berlin: Dieser Winter war nicht normal

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Wetterbilanz für Berlin: Dieser Winter war nicht normal

© IMAGO/Christian Spicker

Wetterbilanz für Berlin: Dieser Winter war nicht normal

Seit mehr als 100 Jahren war kein Berliner Winter so nass wie der jetzt endende. Und der extrem milde Februar ist ein Resultat des Klimawandels.

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Etwa 123 Liter Regen und Schnee fallen in einem normalen Winter auf jeden Quadratmeter Berlins. Aber der am Donnerstag zu Ende gehende meteorologische Winter war nicht normal, sondern mit 252 Litern pro Quadratmeter mehr als doppelt so nass. „Damit war es mit Abstand der niederschlagsreichste Winter seit Beginn der Aufzeichnungen 1908“, sagt Jörg Riemann. Der Chefmeteorologe des Dienstes „Wettermanufaktur“ hat den Winter für den Tagesspiegel ausgewertet und dabei einiges Ungewöhnliche gefunden.

Während die Niederschlagsmenge – wie alle anderen Daten an der Wetterstation in Berlin-Dahlem gemessen – den bisherigen Rekordwinter 1950/51 gleich um zehn Liter pro Quadratmeter übertraf, reichte es bei der Wärme nur für den zweiten Platz. Den teilt sich die aktuelle Saison mit dem Wendewinter 1989/90, der ebenfalls eine Durchschnittstemperatur von 4,3 Grad erreichte. Das sind fast vier Grad mehr als im langjährigen Mittel, aber ein halbes Grad weniger als in den bisherigen Rekordwintern 2006/07 und 2019/20.

Dieselbe Wetterlage vor 50 Jahren wäre nicht so warm gewesen.

Meteorologe Jörg Riemann über den extrem milden Berliner Februar

Selbst der Dezember und der Januar, in denen an insgesamt 18 Tagen eine geschlossene Schneedecke lag, waren etwas milder als langjährig üblich. Der Februar pulverisierte dann den Rekord: Mit durchschnittlich 7,2 Grad in Dahlem übertraf er nicht nur den bisher wärmsten Februar (1990 mit 6,2 Grad), sondern war sogar wärmer als ein durchschnittlicher März.

Während sich einzelne Wetterkapriolen nur selten direkt mit dem Klimawandel in Verbindung bringen lassen, ist sich Riemann in diesem Fall sicher: „Dieselbe Wetterlage vor 50 Jahren wäre nicht so warm gewesen.“ Die Luft kam meist aus West bis Südwest, also vom deutlich wärmer gewordenen Atlantik.

0,7Liter Regen pro Quadratmeter fielen im März 2022, als ein Hoch alle Wolken fernhielt.

Langfristvergleiche ergeben nach Auskunft des Meteorologen, dass die mit Nordostwind verbundenen Wetterlagen, „die das ganz kalte Wetter bringen“, seltener geworden sind. Die wärmsten dagegen, mit Luft aus Nordafrika, seien keineswegs häufiger geworden – aber noch wärmer.

Zugenommen haben laut Riemann stationäre Hoch- und Tiefdruckgebiete direkt über Mitteleuropa. Die äußern sich durch wochenlange Trockenphasen oder anhaltendes Schmuddelwetter. Ein Extrembeispiel für den Effekt eines Hochs war der März 2022, in dem fast kein Tropfen fiel und die Sonne länger schien als in einem normalen Sommermonat.

In diesem Jahr hat die Natur dank regensatter Böden gute Startbedingungen. Nach dem extrem verregneten Dezember brachte auch der Februar doppelt so viel Regen wie üblich und füllte die Gewässer und Grundwasserspeicher weiter auf.

Manche Brandenburger Bauern klagen bereits über unbefahrbare Felder. Aber denen verspricht die Prognose für März Besserung: Bis auf wenige Tropfen soll es vorerst trocken bleiben und dabei mild, sodass die Oberflächen trocknen können. Dazu wird es tendenziell auch sonniger. Vor allem der erste meteorologische Frühlingssonntag am kommenden Wochenende verspricht schönes Ausflugswetter.

Wetterbilanz für Berlin: Dieser Winter war nicht normal

© imago/Jürgen Ritter

Eine Umstellung hin zu wieder kühlerem und durchwachsenen Wetter deutet die Langfristprognose nach Auskunft von Riemann für die zweite Märzhälfte an. Wie anders es kommen kann, hat der Februar erwiesen, für den die Modelle vorab eine Rückkehr des Winterwetters berechnet hatten. Doch dann positionierten sich Hochs und Tiefs anders als erwartet, lenkten warme Luft nach Deutschland und hielten die durchaus vorhandene Frostluft über Skandinavien und Russland auf.

Die unangenehme Folge der Winterwärme spüren Allergiker, die seit Wochen von Hasel- und Erlenpollen geplagt werden. Die Birken dürften – ebenfalls ungewöhnlich früh – demnächst folgen. Fatal für Obstbauern und Gärtner wäre eine Fortsetzung des viel zu milden Wetters, auf die just zur Baumblüte Frost folgt. Der kann schon in einer klaren Nacht zuschlagen. Je früher im Jahr die Bäume blühen, desto höher ist das Risiko.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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