Vierter Meistertitel für Spandaus Wasserballerinnen: „Wer ist der FC Bayern München?“
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Souverän gewinnt Spandau 04 zum vierten Mal den Titel. Neben der Freude stehen bereits ambitionierte Ziele für die kommende Saison im Vordergrund.
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Mindestens eine Sache haben der Fußball-Bundesligist FC Bayern München und der Wasserball-Bundesligist Spandau 04 gemeinsam: Beide Vereine haben gleich zweimal in dieser Saison den Meistertitel geholt, sowohl bei den Frauen als auch den Männern. Auf diese Gemeinsamkeit bezog sich auch Spandaus Präsident Hagen Stamm am Samstagabend immer wieder, als er am Mikrofon das Spiel des Frauenteams gegen Bayer Uerdingen kommentierte. Normalerweise hält Stamm sich bei den Spielen zurück, schaut eher vom Beckenrand zu, doch am Samstag übernahm er kurzerhand das Mikrofon und durfte am Ende des Matches das beeindruckende Ergebnis von 15:4 verkünden.
Unter dem Jubel ihrer Teamkolleginnen stemmte Kapitänin Anja Oldenburg die Trophäe in die Luft, während im Hintergrund etwas knarzig Siegeshymnen über Lautsprecher liefen. Für ihr Team war es bereits der vierte Titel in Folge. „Es ist unbeschreiblich“, sagte Ira Deike. „Wir hatten ein engeres Spiel zwar nicht erhofft, aber erwartet.“ Zur Feier des Tages gab eine Bootstour auf der Spree mit Getränken und Musik. „Ein bisschen Alkohol ist auf jeden Fall im Spiel und die ausländischen Spielerinnen sind sehr tanzfreudig, das macht immer Spaß.“
Bereits das erste Spiel in der Serie „Best of three“ hatten die Spandauerinnen auswärts gegen Uerdingen gewonnen. Dass das zweite Spiel so eindeutig ausgehen würde, hatte dennoch niemand erwartet. Doch bei Spandau lief am Samstag einfach alles glatt: Die beiden Spielerinnen Ira Deike und Emmerson Houghton kamen bestens mit ihren Angriffen durch und Torhüterin Jessica Milicich zeigte eine Glanzparade nach der anderen. Die Uerdingerinnen, die mehrmals in Überzahl spielten, hatten hingegen sowohl im Angriff als auch in der Abwehr große Probleme und schossen erst im dritten Viertel das erste Tor.
Ausnahmsweise übernahm Hagen Stamm das Mikrofon. © IMAGO/Nordphoto
Insgesamt war das Spiel eine einzige Machtdemonstration. Während die Männer in der Bundesliga sich spannende Duelle mit Waspo Hannover geliefert hatten und zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder Meister geworden waren, stand der Titelgewinn der Frauen zu keinem Zeitpunkt in Frage. Dieser Aspekt unterscheidet den FC Bayern München und Spandau 04 in dieser Saison grundlegend: Bei Bayern mussten die Männer ausnahmsweise bis zum Schluss zittern und die Frauen mussten bis zum letzten Spiel Vollgas geben, um den Vorsprung gegen Wolfsburg nicht doch noch aus der Hand zu geben.
Bei Spandaus Frauen war es hingegen eine klare Sache. „Wer ist der FC Bayern München“, rief Hagen Stamm daher lachend ins Mikrofon. Aber wäre ein spannungsreicheres Duell nicht wichtig, um attraktiv für Zuschauende zu sein und sich auch auf internationaler Ebene zu steigern? „Definitiv, aber meine Mädels haben so ein Spiel geliefert, dass das Ergebnis verdient war“, sagte Trainer Marko Stamm. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass die gesamte Liga spannender wäre.“ Spandau versuche daher die anderen Vereine mitzuziehen, damit sie ebenso professionell arbeiteten. „Aber wir werden nicht weniger trainieren“, stellte Stamm klar.
Gegen Bayer Uerdingen hatte Spandau keine Probleme zu bestehen. © IMAGO/Nordphoto
Mit dem Titelgewinn qualifiziert sich Spandau als einziger Bundesligist automatisch für die Champions League. Für das Team war diese Saison die erste, in der sie zudem an der Donau League teilnahmen – einem Wettbewerb, an dem Spitzenteams aus Ländern wie Serbien und Ungarn sich miteinander messen. Nur knapp verpasste Spandau eine Medaille, was auch daran lag, dass das Team zu Beginn der Saison zahlreiche Abgänge zu verzeichnen hatte und sich erst einspielen musste. „Wir haben den Schritt in die richtige Richtung gemacht“, lautete Marko Stamms Saisonfazit daher.
In der kommenden Saison will er mit seinem Team aber noch eine Schippe drauflegen und in der selben Konstellation nicht nur national glänzen. Alle Spielerinnen bleiben dem Verein erhalten und einige neue kommen sogar hinzu. „Unser Ziel ist es, wieder alle deutschen Titel zu holen und vielleicht auch einen internationalen“, sagte Stamm.
Die Spielerinnen haben nun ganz unterschiedliche Pläne für den Sommer. Ira Deike etwa will sich auf ihr Medizinstudium konzentrieren und einige sind mit den Nationalteams unterwegs. Aber auch die Regeneration steht im Vordergrund. „Es war eine lange Saison“, sagte Jessica Milicich. „Unsere Philosophie ist es, hart zu arbeiten und danach hart zu feiern.“ Diese Philosophie setzte ihr Team noch am Samstagabend bei sonnigem Wetter auf der Spree um.
- Spandau
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de