Vier Spieler verabschieden sich: Emotionaler Abschied bei den Füchsen
© dpa/Andreas Gora Vier Spieler verabschieden sich: Emotionaler Abschied bei den Füchsen
Die Berliner Handballer haben bei ihrem letzten Heimspiel am Mittwochabend ihre vier scheidenden Spieler verabschiedet. Vorbei ist die Saison aber noch nicht.
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Am Ende gab es sogar noch einmal Applaus der Gegner. Neben den knapp 8000 Zuschauenden, die sich am Mittwochabend in der Max-Schmeling-Halle eingefunden hatten, blieben auch die Gäste vom HSV Hamburg nach dem 36:32-Heimsieg der Füchse noch in der Arena, um die vier Spieler zu verabschieden, die nach dieser Saison die Berliner verlassen werden. Allen voran Rechtsaußen Robert Weber, der erst im Februar nach der Verletzung von Hans Lindberg verpflichtet worden war, sich aber schnell in die Herzen der Fans gespielt hat.
Bei ihm war das Publikum am lautesten, wenngleich das vorangegangene Spiel nicht unbedingt zu seinen besten gehörte. Doch das war nach dem Abpfiff egal. Da lagen sich der 37-Jährige und seine Mannschaftskollegen in den Armen, da gab es stehende Ovationen für den sympathischen Österreicher, der sich ohne Probleme in Berlin eingefunden hat. „Das ist schon der Wahnsinn, dass ich nochmal die Chance bekommen habe, bei einem Topteam in der Bundesliga zu spielen. Da stellen sich mir die Haare auf“, sagte Weber und sorgte dabei gleichzeitig für einen kurzen Lacher, da ein Kahlkopf schon seit einiger Zeit zu seinen Charakteristika gehört.
Doch so ist Robert Weber eben auch. Humorvoll aber wenn nötig selbstkritisch, mannschaftsdienlich und trotzdem ehrgeizig. Und vor allem: sportlich immer noch auf höchstem Niveau. Das hat nicht nur jedes einzelne seiner 56 Tore in den 30 Bundesliga-Begegnungen für die Füchse gezeigt, das demonstrieren genauso seine insgesamt 2510 Tore in der Bundesliga – was vor ihm erst vier Spieler geschafft haben. Wohin es den gebürtigen Bregenzer verschlägt, ist noch nicht bekannt. Bei der Werbung, die er handballerisch für sich betrieben hat, wäre ein Topverein in der Liga aber durchaus wahrscheinlich. Ein Wiedersehen in Berlin ist also nicht ausgeschlossen.
Ähnlich sieht es bei Moritz Ende aus, der zwischenzeitlich aus der zweiten Mannschaft aufgerückt war, um erst Lindberg und dann Weber auf der Außenbahn zu unterstützen. Er wechselt zum THSV Eisenach, der am Mittwoch den Aufstieg ins Oberhaus perfekt machte. Ebenfalls in der Bundesliga verbleibt Milos Vujovic, der flinke Linksaußen, der gegen den HSV noch einmal seine Schnelligkeit und Spielfreude unter Beweis stellte. Doch ein lebensgefährlicher Unfall, eine langwierige Covid-Erkrankung und eine komplizierte Fußverletzung verhinderten, dass er sein Potenzial bei den Füchsen komplett ausschöpfen konnte. Er versucht sein Glück ab der kommenden Spielzeit beim VfL Gummersbach.
Am bewegendsten war derweil der Abschied von Marc Walter. Der Kreisläufer hatte vor der Saison 2021/22 seinen ersten Profivertrag bei den Berlinern bekommen, durch mehrere Knieverletzungen aber kein einziges Spiel bestreiten können. Mit nur 21 Jahren musste er sein Karriereende verkünden und hatte mit den Tränen zu kämpfen.
Auf den Flügeln gibt es künftig neue Gesichter
Bei all der Emotionalität, die solche Abschiede mit sich bringen, bleibt objektiv gesehen aber der Großteil des Teams zusammen, ist die Mannschaft für die kommende Saison gut aufgestellt. Die meisten Leistungsträger wurden ohnehin schon langfristig gebunden, einzig auf den Flügeln gibt es mit dem Färinger Hákun West av Teigum und dem ehemaligen Mannheimer Jerry Tollbring neue Gesichter.
Insofern kann Vorstand Sport Stefan Kretzschmar relativ entspannt auf die kommende Spielzeit blicken, wenngleich sicherlich noch eine Nachverpflichtung für den Langzeitverletzen Kapitän Paul Drux im Raum steht. Aber eben nur relativ. Denn personell betrachtet hätte seine Mannschaft in diesem Jahr schon die anvisierte Champions League erreichen können, wenn nicht sogar müssen.
Umso erleichterter waren die Berliner nach dem Heimsieg am Mittwoch. „Die Situation gerade ist nicht einfach. Jeder weiß, dass es tabellarisch um nichts mehr geht“, erklärte der ehemalige Linksaußen. „Die Spieler hatten andere Ziele und Träume in dieser Saison. Dass wir uns das in der Schlussphase verbaut haben, ist desillusionierend. Da ist die Mannschaft am Boden und auch körperlich fertig.“
Die Spannung hochzuhalten, ist daher aktuell keine leichte Aufgabe. Gerade weil am Sonntag beim TBV Lemgo Lippe (15.30 Uhr/Sky) am letzten Spieltag nicht mehr viel möglich ist, außer sich mit einem guten Gefühl aus der Saison zu verabschieden. Den Heimvorteil als Motivationsfaktor wird es dann nicht geben. Und viel Applaus seitens der Gegner werden die Berliner ebenfalls nicht erwarten dürfen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de