Umstrittener Investorendeal: Wird die Bundesliga jetzt verscherbelt?

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Umstrittener Investorendeal: Wird die Bundesliga jetzt verscherbelt?

© IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel/Bearbeitung Tagesspiegel

Umstrittener Investorendeal: Wird die Bundesliga jetzt verscherbelt?

Am Montag hat die Mehrheit der 36 Erst- und Zweitligisten für den Einstieg eines Investors in der Bundesliga gestimmt. Experten schätzen ein, was das für den deutschen Fußball bedeutet.

Von

  • Misha Yantian
  • Jakob Rosenberg
  • Kit Holden

Im zweiten Anlauf hat der deutsche Profifußball den Weg für den Einstieg eines Investors freigemacht. Am Montag ist die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit für Verhandlungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) mit potenziellen Geldgebern zustande gekommen. Doch es gibt erhebliche Widerstände von Fans und auch einigen Klubs.

In unserer Serie „3 auf 1“ schätzen drei Experten ein, welche Folgen der Einstieg eines Investors hätte. Alle Folgen von „3 auf 1“ finden Sie hier.

Die kleineren Vereine werden weiter abgehängt

Ich befürchte definitiv, dass der Investorendeal den Fußball verscherbelt. Das knappe Abstimmungsergebnis zeigt ja auch, dass es sowohl in der ersten als auch in der zweiten Bundesliga erhebliche Vorbehalte gibt – ich hatte auch im Vorfeld schon große Bedenken.

Es ist zu befürchten, dass man mit einem Investor viel Entscheidungskraft aus der Hand gibt. Alles soll größer und internationaler werden, aber das wird uns auf die Füße fallen. Das Geld eines Investors wird auch viel in die Vermarktung und in die internationale Vermarktung fließen. Kleinere Vereine wie Fürth oder Wehen Wiesbaden werden davon überhaupt nicht profitieren. Was zur Folge hat, dass die Kluft zwischen den finanziell starken und nicht so betuchten Klubs immer weiter auseinandergeht.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass mein Verein Hertha BSC gegen den Investor gestimmt hat. Das passt zu der Entwicklung des Vereins. Die Belange der Fans werden wieder ernst genommen. Fans sind ein riesiger Faktor im Fußball. Entsprechend groß ist der Widerstand. In meinem Fanumfeld gibt es niemanden, der diesem Deal Positives abgewinnen kann.

Eine europäische Lösung muss gefunden werden

Für den deutschen Fußball ist die Frage um einen Investoreneinstieg bei der DFL zu einer Gretchenfrage gemacht geworden. Sie wurde zuletzt oft, und zwar von allen Seiten, als ideologische Dichotomie dargestellt, als Nullsummenspiel zwischen Realismus und Idealismus, Tradition und Fortschritt. Was für einen Fußball wollen wir? In welche Richtung wollen wir gehen?

Dabei liegt das wahre Problem nicht auf deutscher, sondern auf europäischer Ebene. Solange rote Linien wie 50+1 und wirksame Mitbestimmung der Fans respektiert werden, wird der deutsche Fußball seine Seele mit dem Einstieg von Investoren nicht verlieren. Gleichzeitig wird er seine eigene Wettbewerbsfähigkeit nicht nur durch Investoren retten, solange andere Ligen wie die englische Premier League weiter das Spielzeug von Ölstaaten und US-Milliardären bleibt. 

Nicht umsonst sprach DFL-Geschäftsführer Marc Lenz im Kicker-Interview von einer „besseren Regulierung internationaler Fehlentwicklungen“. Nur mit europäischen Lösungen wie Salary-Caps und fairerer Umverteilung der Champions-League-Gelder kann der deutsche Fußball am Ende seinen bisherigen Spagat zwischen Seele und Wohlstand bewahren. Und das sind am Ende genau jene Lösungen, die Fangruppen nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa seit Jahren verlangen.

Die DFL macht falsche Versprechen

Die DFL macht falsche Versprechen und sich falsche Hoffnungen. Denn so wie alle anderen Ligen müsste sie wissen, dass sie mit der Premier League nicht mithalten kann. Daran werden ein paar Marketingideen und ein paar Auslandsreisen nichts ändern. Eine Erkenntnis, die sich in den meisten Ligen Europas schon längst herumgesprochen hat, schlägt jetzt in vier der Top-Fünf-Ligen auf. Nach dem ernüchternden TV-Rechte-Vertrag in Italien ist nun Deutschland an der Reihe.

Die DFL hat ihren Investorendeal im zweiten Anlauf durchgebracht, für die Klubs kommen dafür zwei Motive infrage: schnelles Geld, auf das man angewiesen ist, und das egoistische Kalkül, zu den wenigen Gewinnern des Deals zu zählen. Beide sind für die DFL katastrophal. Sie ist offenbar nicht in der Lage, Marketingmaßnahmen umzusetzen, ohne 20 Jahre dafür zu bezahlen. Und sie hat es offenbar mit Mitgliedern zu tun, die das eigene Interesse vor das gemeinsame stellen.

Im Ergebnis wird nicht die Schere zwischen Premier League und Bundesliga kleiner, sondern die zwischen den Klubs der DFL größer werden. Wenn sie die Liga attraktiver machen will, müsste sich die DFL eine ganz andere Frage stellen. Nämlich, ob ihr Wettbewerb nicht jetzt schon unter einem Ungleichgewicht leidet.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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