Umstrittene Personalpolitik : Habeck äußert sich in Ausschuss zum Fall Graichen

0 42

Umstrittene Personalpolitik : Habeck äußert sich in Ausschuss zum Fall Graichen - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© Reuters/Michele Tantussi Umstrittene Personalpolitik : Habeck äußert sich in Ausschuss zum Fall Graichen

Der Wirtschaftsminister und sein Staatssekretär Patrick Graichen müssen sich am Mittwoch vor Bundestagsabgeordneten rechtfertigen. Der Fall könnte noch größere Kreise ziehen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und sein in die Kritik geratener Staatssekretär Patrick Graichen werden an diesem Mittwoch von Bundestags-Abgeordneten zur Personalpolitik des Ministeriums befragt.

Voraussichtlich werden beide ab 12 Uhr in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Wirtschaft sowie Klimaschutz und Energie sprechen. Die endgültigen Entscheidungen zum Ablauf sollen erst am Mittwochmorgen in den jeweiligen Ausschüssen fallen.

Graichen war an der Auswahl des neuen Geschäftsführers der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (Dena), Michael Schäfer, beteiligt, obwohl dieser sein Trauzeuge ist. Sowohl Graichen als auch Habeck sprechen mittlerweile von einem Fehler. Das Verfahren zur Personalauswahl soll neu aufgerollt werden.

Kritik gibt es außerdem an personellen Verflechtungen im Wirtschaftsministerium. Graichens Schwester, verheiratet mit dessen Staatssekretärs-Kollegen Michael Kellner, arbeitet wie auch ihr Bruder beim Öko-Institut – einer Forschungseinrichtung, die Aufträge vom Bund bekommt. Das Ministerium betont, Kellner und Graichen seien nicht an Ausschreibungen beteiligt gewesen, auf die sich das Öko-Institut hätte bewerben können.

Habeck hatte volle Transparenz zugesagt

Am Nachmittag (15.25 Uhr) diskutiert dann der Bundestag auf Betreiben der CDU/CSU-Fraktion auch in einer Aktuellen Stunde über das Thema. Unionsvertreter, darunter Fraktionschef Friedrich Merz (CDU), sprechen von Vetternwirtschaft und bringen auch einen Untersuchungsausschuss ins Spiel.

Merz hatte am Dienstag gesagt, ein solcher Ausschuss wäre ein „angemessenes Mittel“, sollten die offenen Fragen dazu in der Ausschusssitzung nicht ausreichend beantwortet werden.

CDU-Vize Andreas Jung sagte der „Augsburger Allgemeinen“: „Robert Habeck und Patrick Graichen müssen im Ausschuss jetzt umfassend Transparenz herstellen und alle aufgekommenen Fragen beantworten“. Die bisherigen Erklärungen Graichens reichten nicht aus.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann sprach in der „Rheinischen Post“ von einer „Woche der Wahrheit“ für Habeck und Graichen. Habeck könne einem Untersuchungsausschuss nur noch „durch größtmögliche Transparenz“ entgehen.

Habeck hatte am Dienstag volle Transparenz im Ausschuss zugesagt. „Was dann die Parlamentarier mit dieser Transparenz machen, ist dann sicherlich eine politische Frage“, hatte der Minister angefügt. An Graichen, bei dem im Ministerium alle Fäden zum Thema Energiewende zusammenlaufen, hält der Minister fest.

Der Obmann der Linken im Wirtschaftsausschuss, Pascal Meiser, sagte der „Augsburger Allgemeinen“ in Richtung Habeck: „Er sollte ernsthaft überlegen, ob er der Arbeit an der Energiewende nicht einen Bärendienst erweist, wenn er an seinem Staatssekretär festhält.“

Die Stelle des Dena-Geschäftsführers soll unterdessen in den kommenden Tagen neu ausgeschrieben werden. Das sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats, der Parlamentarische Wirtschaftsstaatssekretär Stefan Wenzel (Grüne), am Dienstagabend in Berlin bei einer Veranstaltung zum Abschied des aktuellen Geschäftsführers Andreas Kuhlmann. „Die wird in wenigen Tagen auch öffentlich ausgeschrieben und dann kann jede und jeder sich da neu bewerben.“

Wenzel zufolge wurde die Findungskommission breiter aufgestellt, „von der Personenzahl her, aber auch, was die Verankerung in den Ministerien angeht“. Er hoffe, dass man „sehr zeitig“ zu einer Entscheidung komme und noch vor der Sommerpause wisse, wer die Dena künftig gemeinsam mit Geschäftsführerin Kristina Haverkamp leiten werde. Schäfer hätte sein Amt eigentlich am 15. Juni antreten sollen. (dpa)

Zur Startseite

  • Bündnis 90 / Die Grünen
  • Robert Habeck

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.