Tod von Kay Bernstein: Wie geht es bei Hertha BSC ohne den Präsidenten weiter?

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Tod von Kay Bernstein: Wie geht es bei Hertha BSC ohne den Präsidenten weiter?

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Tod von Kay Bernstein: Wie geht es bei Hertha BSC ohne den Präsidenten weiter?

Kay Bernstein stand als Präsident im Zentrum von Hertha BSC. Sein Tod trifft den Klub daher nicht nur menschlich hart. Er wird auch darüber hinaus gravierende Konsequenzen haben.

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Es war eine Welle des Schocks, die Hertha BSC am Dienstag erfasst hat, als bekannt wurde, dass Kay Bernstein im Alter von nur 43 Jahren verstorben ist. Viele haben diese Nachricht nicht fassen können.

Der Präsident von Hertha BSC hinterlässt seine Frau und zwei minderjährige Töchter. Nicht zuletzt deshalb hat Bernsteins plötzlicher Tod viele Menschen bewegt, unabhängig davon, wie gut sie ihn persönlich kannten. Auch Hertha verliert nicht nur einen Funktionär, sondern in erster Linie einen Menschen, den viele als nahbar und einnehmend empfunden haben.

Hinter dem menschlichen Schmerz sind alle anderen Gedanken über die Folgen seines Todes erst einmal zurückgeblieben. Aber Kay Bernstein stand – mehr durch seinen Führungsanspruch als durch sein Amt – eben auch im Zentrum des Vereins Hertha BSC.

Er war als Präsident kein Frühstücksdirektor, sondern hat Einfluss auf die Vereinspolitik genommen. Bernstein war Vordenker und Galionsfigur des Berliner Wegs. Deshalb trifft sein Tod den Klub nicht nur menschlich; er wird sich in den nächsten Wochen und Monaten auch organisatorisch bemerkbar machen.

Das Präsidium

Tod von Kay Bernstein: Wie geht es bei Hertha BSC ohne den Präsidenten weiter?

Fabian Drescher (rechts) wird als Vizepräsident die Aufgaben von Kay Bernstein zunächst einmal übernehmen.

© IMAGO/Matthias Koch

In den vergangenen Jahren, die von großen Turbulenzen geprägt waren, hat sich die Satzung von Hertha BSC einige Male als arg lückenhaft herausgestellt. Einige Eventualitäten sind nicht explizit geregelt, dazu gehört auch der Fall, dass der Präsident durch Krankheit oder Tod sein Amt nicht mehr ausüben kann.

In der Satzung heißt es lediglich, dass der Stellvertreter des Präsidenten bei dessen Verhinderung die Arbeit des Präsidiums koordiniert und den Verein nach außen repräsentiert.

Bernsteins Stellvertreter ist Fabian Drescher, 41, der bei der Außerordentlichen Mitgliederversammlung im Juni 2022 zum Vizepräsidenten gewählt worden ist. Dem Präsidium gehört er seit Mai 2016 an – und damit länger als jeder andere.

Laut Satzung muss das Gremium aus mindestens sieben und höchstens neun Mitgliedern bestehen. Nach Bernsteins Tod sind es nun noch sieben. Das Präsidium, das bei der Mitgliederversammlung im Oktober neu gewählt wird, ist also weiterhin handlungsfähig.

Vorausgesetzt, es gibt bei der nächsten turnusmäßigen Mitgliederversammlung im Mai keine außerordentliche Präsidentenwahl, könnte Drescher die Aufgaben des Präsidenten bis zum Herbst kommissarisch übernehmen. So wie er es bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Oktober getan hat, als Bernstein im Krankenhaus lag. Aber eine Mitgliederversammlung zu führen ist etwas andere als einen ganzen Verein.

Die berufliche und private Situation Dreschers – er ist selbstständiger Rechtsanwalt und Vater zweier schulpflichtiger Kinder – sprechen eher dagegen, dass er das Amt dauerhaft ausüben kann und will. Hertha droht also spätestens ab dem Sommer ein Wahlkampf um den Posten des Präsidenten. Und womöglich auch wieder ein Richtungsstreit wie 2022, als Bernstein sich gegen Frank Steffel durchsetzte.

Viele Hertha-Fans haben nach Bernsteins Tod die Hoffnung geäußert, dass der von ihm eingeschlagene, deutlich basisdemokratische Weg fortgeführt wird. Das aber wird in hohem Maße davon abhängen, ob sich ein Kandidat findet, der Bernsteins Vermächtnis glaubwürdig verkörpert.

Die Mannschaft

In den sozialen Medien ist hier und da der Gedanke geäußert worden, ob es nicht besser wäre, Herthas Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zu verschieben. Am Sonntag beginnt für die Berliner mit dem Heimspiel gegen den Tabellenvierten die Rückrunde in der Zweiten Liga; an diesem Mittwoch, einen Tag nach der Nachricht von Bernsteins Tod, hat die Mannschaft von Trainer Pal Dardai die Vorbereitung auf das Spiel aufgenommen.

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Kay Bernstein hat immer die Nähe zu Trainer Pal Dardai (rechts) und seiner Mannschaft gesucht.

© IMAGO/Contrast

Die Sorge, dass Herthas Mannschaft gegen Düsseldorf nicht ganz bei der Sache sein könnte, ist vermutlich nicht unbegründet. Kay Bernstein war als Präsident eben keine abgehobene Figur. Er hat ganz bewusst die Nähe zu den Spielern gesucht. Erst in der vergangenen Woche war er im Trainingslager der Profis in Spanien zu Besuch.

Mehrere Spieler – Fabian Reese, Nader El-Jindaoui und Kapitän Toni Leistner – haben sich auf ihren Social-Media-Accounts nach Bernsteins Tod nicht nur pflichtschuldig, sondern auch persönlich zu Wort gemeldet. Leistner schrieb bei Instagram: „Vor drei Tagen saßen wir noch lachend an der Bar in Spanien und haben über UNSERE Träume geredet.“

Aber Fußball ist ein Geschäft. Und das Geschäft ist, gerade in Situationen wie diesen, gnadenlos. Für Hertha steht in den nächsten Wochen sportlich viel auf dem Spiel. „Der erste Monat ist entscheidend“, hat Trainer Dardai über den Start in die Rückrunde gesagt. Es geht um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals und um die Chance, den Aufstieg vielleicht doch noch Wirklichkeit werden zu lassen.

Vor drei Tagen saßen wir noch lachend an der Bar in Spanien und haben über UNSERE Träume geredet.

Herthas Kapitän Toni Leistner auf seinem Instagram-Account über Kay Bernstein

Die Rückkehr in die Bundesliga ist bei Hertha in dieser Saison nie als Muss bezeichnet worden. Gemessen an den Kosten für den Kader aber ist der Aufstieg eigentlich alternativlos, nicht zuletzt angesichts der schwierigen finanziellen Gesamtsituation. Nur der Hamburger SV gibt mehr Geld für sein Personal aus als Hertha.

Ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga wäre zudem nicht einfach nur ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga. Angesichts rückläufiger Einnahmen (allein knapp 2,5 Millionen Euro weniger Fernsehgeld) wäre Hertha zu weiteren Einsparungen gezwungen, die dann noch stärker an die Substanz gingen als vor einem Jahr.

Die Vereinsführung

Ende Dezember hat Tim Kauermann, 38, seine Arbeit für Hertha BSC beendet. Er war im Juni 2022 als Mitglied im Team Bernstein ins Präsidium gewählt worden, fungierte aber seit dem Sommer des vergangenen Jahres als „Leiter Sanierung“.

Diese Positionsbeschreibung ist Kauermanns Bedeutung für den Verein ebenso wenig gerecht geworden wie die Vergütung seiner Tätigkeit mit einem Euro pro Monat. Im Grunde war er Herthas Finanzgeschäftsführer. Und dass der Klub im Sommer die drohende Insolvenz abgewendet hat, war nicht zuletzt Tim Kauermann zu verdanken.

Seine Aufgaben hat inzwischen Felix Obergföll, 44, übernommen, ein langjähriger Weggefährte von Kay Bernstein. Obergföll war im Hintergrund an Bernsteins Kampagne für die Wahl zum Präsidenten beteiligt; beide kannten sich seit gemeinsamen Tagen in der Ostkurve.

Obergföll, Diplom-Volkswirt, arbeitet auf Honorarbasis für Hertha. Einen fest angestellten Finanzgeschäftsführer hat der Verein weiterhin nicht. Doch mit Blick auf die schwierige finanzielle Situation erscheint es unumgänglich, den Posten in naher Zukunft zu besetzen – zumal auch der Investor 777 Partners erkannt hat, dass die Hoheit über die Finanzen der Hebel sein kann, um noch viel stärkeren Einfluss auf die Geschicke des Vereins zu nehmen.

Auch bei Tom Herrich, dem letzten verbliebenen von einst drei Geschäftsführern bei Hertha, steht in diesem Jahr eine wichtige Entscheidung an. Sein Vertrag läuft im Oktober aus.

Herrich, der bei Hertha viele Jahre in der zweiten Reihe gearbeitet hat, hat den Klub im vergangenen Sommer durch die schwierige Phase geführt, in der die Insolvenz drohte. Unter anderem ist es ihm gelungen, die Kosten drastisch herunterzufahren.

Die Frage, ob Herrich im Amt bleibt, wäre wohl in erster Linie von Kay Bernstein beantwortet worden. Als Geschäftsführer hat Herrich eng mit ihm zusammengearbeitet, und trotzdem gab es zuletzt immer mal wieder Gerüchte, dass sein Verbleib im Amt kein Selbstläufer sei. Darüber muss nun – aller Wahrscheinlichkeit nach – das verbliebene Präsidium entscheiden.

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Chefsache Investor. Kay Bernstein hat 777 Partners in den Verein geholt, war aber zugleich darum bemüht, den Einfluss des Geldgebers zu beschränken.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Der Investor

Zu den großen Widersprüchen im Wirken von Kay Bernstein zählt, dass er einerseits als ehemaliger Ultra immer vehement gegen den Einfluss von Investoren im Profifußball gestritten hat – und dass er anderseits dem Anteilseigner 777 Partners als Präsident von Hertha BSC so viel Macht einräumen musste wie keinem Investor zuvor.

Auch dieses Machtgefüge gerät nun ins Wanken. Die Verhandlungen mit dem Investor aus den USA waren Chefsache. Der Kontakt zu 777 Partners lief vornehmlich über Bernstein (und Herrich). Vor allem aber stand Bernstein mit seiner Persönlichkeit und seiner Haltung dem Streben der US-Amerikaner nach stärkerem Einfluss bei Hertha BSC entgegen.

Und so stellt sich nun die spannende Frage, was der Klub seinem Investor künftig wird entgegensetzen können. Für 777 Partners könnte vor allem der Posten des Finanzgeschäftsführers ein Einfallstor sein, um verstärkt Zugriff auf das Tagesgeschäft bei Hertha BSC zu bekommen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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