Tagesrückspiegel – Heute vor 14 Jahren: Chaos + ein bisschen Pech = Knall im Weltall

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Tagesrückspiegel – Heute vor 14 Jahren: Chaos + ein bisschen Pech = Knall im Weltall

© picture alliance / dpa / dpa/ESA

Tagesrückspiegel – Heute vor 14 Jahren: Chaos + ein bisschen Pech = Knall im Weltall

790 Kilometer über der Erde kam es zum bislang größten Crash zweier Satelliten. Über 36.500 Überreste von verschiedenen Missionen verschmutzen aktuell den Erdorbit. Es wird unübersichtlich.

Eine Kolumne von

In einer Höhe von 790 Kilometern, irgendwo über Nordsibirien, passierte es. Ausweichen war nicht mehr möglich. Iridium 33, ein amerikanischer Kommunikationssatellit, und Cosmos 2251, ein inaktiver Satellit des russischen Militärs, stießen zusammen und zerbarsten in Tausende Teile.

Kleine und große Teile, die noch heute, genau 14 Jahre nach dem Weltraumunfall, der als bislang größter und katastrophalster gilt, die Erde umkreisen. Es sei nichts Vergleichbares jemals zuvor passiert, sagte Nicholas Johnson von der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa damals dem US-Sender CBS News. „Eine Premiere. Leider.“

Wie konnte es dazu kommen? Johnson erklärte es so: Niemand habe dort oben Vorfahrt. Es gebe keinen Fluglotsen im Weltraum, keinen universellen Weg, auf dem man völlig sicher fliegen könne. Niemand wisse, was einem aus welcher Richtung entgegenkommen kann.

2200Fragmente von Iridium und Cosmos wurden bis heute gezählt.

Anders ausgedrückt: Ein unzureichendes Überwachungssystem gepaart mit schlechter Vorhersage von Kollisionsrisiken, gepaart mit unübersichtlichem Weltraumverkehr, plus ein bisschen Pech ist gleich Kollision. Mit mehr als elf Kilometern pro Sekunde knallten Iridium 33 und Cosmos 2251 in einem fast perfekten rechten Winkel aufeinander. Gegen 18 Uhr deutscher Zeit und zufällig. Zumindest gab es keine Anzeichen für einen absichtlich herbeigeführten Crash.

Iridium 33 – 556 Kilogramm schwer – war Teil eines Netzwerks von 66 Satelliten, die das weltweite Telefonieren per Mobiltelefon ermöglichten. Bei Cosmos 2251 – etwa 900 Kilogramm schwer – handelte es sich vermutlich um einen Sender, über den russische Streitkräfte kommunizierten. Der Himmelskörper funktionierte zwar, war aber zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes bereits zehn Jahr nicht mehr in Betrieb gewesen.

Das Problem der kosmischen Müllkippe

Die Überreste der beiden Satelliten flogen in unterschiedliche Umlaufbahnen, über 2200 Fragmente, die größer sind als eine Handbreite, wurden bislang durch die europäische Weltraumorganisation ESA identifiziert. Glücklicherweise wurden die Trümmerteile 2009 für die Internationale Raumstation ISS, entgegen erster Einschätzungen, nicht gefährlich. Anderer Schrott im Weltall schon.

Schon mehrfach mussten die Astronaut:innen manövrieren, um nicht getroffen zu werden. Selbst kleinste Teile können gefährlich werden, denn durch die hohen Geschwindigkeiten sind sie in der Lage als kleine Geschosse verheerende Schäden anzurichten.

Tagesrückspiegel – Heute vor 14 Jahren: Chaos + ein bisschen Pech = Knall im Weltall

In einem fast perfekten rechten Winkel stießen Iridium und Cosmos zusammen.

© wikipedia commons / Rlandmann

Mehr als 36.500 größere unerwünschte Nebenprodukte der Raumfahrt umkreisen laut Daten der ESA die Erde. Eine Million Teile sind kleiner als zehn, 130 Millionen kleiner als einen Zentimeter. Darüber hinaus gibt es weitere Millionen millimetergroßer Objekte. Sie stammen von abgeschalteten Satelliten und ausgedienten Raketenstufen, aber auch verlorene Werkzeuge der Astronaut:innen gehören dazu. Eine weitaus größere Zahl sind die Bruchstücke, durch Explosionen von Raumfahrtobjekten.

Wenn eine gewisse Dichte an herumfliegenden Teilen erreicht ist, kann es zu einer Kettenreaktion führen. Ein Teil trifft ein anderes, das selbst in weitere Teile zerlegt wird und dadurch neue Trümmer entstehen. Am einfachsten wäre es, die Entstehung von Weltraummüll von Anfang an zu verhindern, indem Raketen und Satelliten mit einem eigenen Antriebssystem wieder aus dem All entfernt werden.

Aus der Ferne werden sie in die tieferen Schichten der Atmosphäre befördert und können dort verglühen. Gefordert wird diese Maßnahme seit vielen Jahren, getan hat sich auch so einiges (Space Safety Programm der ESA) – allerdings werden ständig neue Satelliten ins All geschossen. Das Problem der kosmischen Müllkippe verschärft sich. Wird Weltraumschrott die Raumfahrt bald unmöglich machen?

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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