Soziale Bewegungen im Kaiserreich: ASH Berlin erforscht koloniales Erbe der Sozialarbeit

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Soziale Bewegungen im Kaiserreich: ASH Berlin erforscht koloniales Erbe der Sozialarbeit - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© Promo Soziale Bewegungen im Kaiserreich: ASH Berlin erforscht koloniales Erbe der Sozialarbeit

In einem Forschungsprojekt, das die Berliner Alice-Salomon-Hochschule leitet, wird jetzt untersucht, wie Pionier:innen der Sozialen Arbeit mit dem deutschen Kolonialismus verstrickt waren.

Soziale Arbeit, diesen Arbeitsbereich verbindet man heute mit Menschen, die viel Empathie für andere aufbringen, ein offenes Weltbild und Gerechtigkeitsempfinden haben. Als sich die Soziale Arbeit in Deutschland als wichtige Gesellschaftsaufgabe und bald auch als Beruf etablierte, traf dies hingegen nicht auf alle zu, die sich in diesem Bereich engagierten. Ein Forschungsprojekt an der Alice-Salomon-Hochschule nimmt jetzt in den Blick, inwiefern sich Pionier:innen der Sozialen Arbeit am deutschen Kolonialismus mitschuldig machten.

Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit, aus denen das Berufsbild hervorging, seien um 1983 aus dem radikalen Flügel der Berliner Frauenbewegung heraus entstanden, hält die ASH in der Mitteilung zum Vorhaben fest. Zu dieser Zeit stieg Deutschland – insbesondere unter der Politik Otto von Bismarcks – zur Kolonialmacht auf, etwa durch Gewaltherrschaft in den Gebieten des heutigen Namibias, in Kamerun, Togo und einem Teil des heutigen Ghana.

Viele Personen aus der Anfangszeit der Sozialen Arbeit sind der ASH zufolge auch in der kolonialen Bewegung aktiv gewesen. Diese Zusammenhänge seien, mitsamt ihrer Nachwirkungen auf die Entwicklung des Berufsfelds, noch nicht systematisch erschlossen worden.

Die Soziale Arbeit habe sich „als weißer Raum“ etabliert, so die Erziehungswissenschaftlerin Dayana Lau, die das Projekt leitet und im Archiv der ASH arbeitet. Maßgeblich seien dementsprechend „eurozentrische Vorstellungen von sozialer Ordnung, Bildung, Arbeit und Familienleben“ gewesen.

In den Beschreibungen von Klient:innen aus der Zeit fänden sich koloniale Narrative, so Lau weiter: Sie seien in der Dokumentation der Sozialarbeitenden um 1900 etwa als „fremd“ oder „unzivilisiert“ dargestellt worden. „Innerhalb der Frauenbewegung und der Sozialen Arbeit trafen Rassismus und Kolonialismus nicht gerade auf Widerstand.“

Das Forschungsvorhaben mit dem Titel „Soziale Arbeit als koloniales Wissensarchiv? Ein Geschichtslabor zum (post-)kolonialen Erbe Sozialer Arbeit als Modell historiographischer Lehrforschung“ wird in den kommenden vier Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Beteiligt sind auch Forschende der Universität Hildesheim, der Philipps-Universität Marburg und der Hochschule RheinMain (HSRM). Kooperiert wird auch mit dem Pestalozzi-Fröbel-Haus Berlin, einem öffentlichen Träger für pädagogische und psychosoziale Ausbildung.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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