Senatorin Schreiner verschob Radweg-Eröffnung: Lkw-Fahrer überrollt Radfahrerin in der Ollenhauerstraße in Berlin-Reinickendorf
© imago/Jürgen Ritter Update Senatorin Schreiner verschob Radweg-Eröffnung: Lkw-Fahrer überrollt Radfahrerin in der Ollenhauerstraße in Berlin-Reinickendorf
Eine Radfahrerin wird auf der Ollenhauerstraße von einem abbiegenden Muldenkipper überrollt und schwer verletzt. Der sichere Radweg wird nach einer Blockade der CDU am Freitag freigegeben.
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Am Dienstagnachmittag ist eine Fahrradfahrerin in der Ollenhauerstraße in Berlin-Reinickendorf bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden. Der Unfall geschah drei Tage vor Eröffnung eines neuen, sicheren Radwegs. Eigentlich hätte der neue Radweg bereits im Juni eröffnet werden sollen, doch Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) stoppte die Arbeiten zunächst – es folgte ein monatelanger Streit.
Ein Lkw-Fahrer hatte die Radlerin am Dienstag beim Rechtsabbiegen in die Lindauer Allee angefahren und überrollt. Die 42-Jährige wurde von der Feuerwehr mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, sie sei ansprechbar, hieß es.
Nach Polizeiangaben fuhr die Frau noch auf dem alten Hochbord-Radweg, sie wollte geradeaus: der klassische Rechtsabbiegeunfall. Seit 2021 dürfen die Fahrer von Lkw über 3,5 Tonnen beim Abbiegen nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren. Dies soll solche Unfälle wie jetzt wieder in Reinickendorf verhindern. Zum Tempo des Muldenkippers sagte die Polizei nichts.
Seit Monaten wird um einen sicheren Radweg in dieser stark befahrenen Straße gestritten. Dieser sollte eigentlich im Juni eröffnet werden, die CDU stoppte dies und ließ den Radweg mit gelben Markierungen annullieren. Dagegen gab es heftigen Protest, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagte. Die DUH hatte angekündigt, die Klage zurückzuziehen, sobald der Radweg fertig ist. Im Juli hatten Umwelt- und Verkehrsverbände zu einer Demo für eine schnelle Lösung in der Ollenhauerstraße aufgerufen.
Letztlich knickten die CDU im Bezirk sowie die Verkehrssenatorin Manja Schreiner im Juli ein und akzeptierten die alte Planung. In einer Pressemitteilung verkaufte Schreiner den Radweg als eigene Idee: „Die Ollenhauerstraße ist ein gutes Beispiel für sachorientierte Verkehrsplanung.“ Der grüne Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar schrieb bei X, ehemals Twitter: „Ein fertig gestellter, sicherer Radweg wird monatelang nicht eröffnet. Das ist ideologische Verkehrspolitik. Und hier sind die Folgen.“
Unfallforscher verweisen allerdings darauf, dass die Gefahr durch Rechtsabbieger auch künftig bleibt. Egal ob Poller-Radweg oder Hochbord-Radweg: Beide stoßen irgendwann auf Kreuzungen und dann wird es gefährlich, hatte Unfallforscher Siegfried Brockmann gesagt: „Je höher die Kreuzungsdichte und je stärker der Radverkehr, desto schwieriger wird es.“ Auch der Büroleiter von Reinickendorfs CDU-Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel betonte, dass die Kreuzung „von der aktuellen Maßnahme nicht umfasst“ werde.
Die Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung hatte mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP im April für die Ollenhauerstraße eine berlinweit einmalige Lösung gefunden: Künftig darf nachts und an Wochenenden links neben dem Fahrradstreifen geparkt werden. So gibt es für den motorisierten Individualverkehr tagsüber weiter zwei Fahrspuren. Dafür wurde eigens ein neues Verkehrsschild entworfen, die Markierungs- und Beschilderungsarbeiten zogen sich dann hin.
Der FDP-Bezirksverordnete David Jahn sagte, dass der Unfall mit dem neuen Radweg möglicherweise verhindert worden wäre. „Die Sichtbarkeit von Radfahrern ist einfach höher.“ Jahn ärgert sich über die sinnlose Blockade der CDU, letztlich wurde nun genau der alte Plan doch umgesetzt. Nach Jahns Angaben soll der Radweg an diesem Freitag eröffnet werden, und zwar auf beiden Seiten der 1,5 Kilometer langen Ollenhauerstraße zwischen S-Bahn-Brücke und Kurt-Schumacher-Platz.
Während der Unfallaufnahme war die Ollenhauerstraße ab Kienhorststraße bis zur Lindauer Allee für mehr als vier Stunden gesperrt.
- Reinickendorf
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de