Segeln bei den Weltspielen von Special Olympics: Sicherheit vor Geschwindigkeit

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Segeln bei den Weltspielen von Special Olympics: Sicherheit vor Geschwindigkeit

© IMAGO/JeanMW Segeln bei den Weltspielen von Special Olympics: Sicherheit vor Geschwindigkeit

Die Segelwettbewerbe bei den Weltspielen von Special Olympics sind ein sehr besonderes Ereignis. Der Siegeswille der Athleten ist draußen am Wannsee auch beim Kickern groß.

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Die Ausflügler am Wannsee hatten viel zu sehen dieser Tage. Während der Zeit der Weltspiele von Special Olympics stachen die Boote mit den blau weißen Segeln regelmäßig in See. Die Boote wurden den Teams von den Weltspielen zur Verfügung gestellt. Sie fuhren in Richtung des Strandbads Wannsee, hatten auch die große Anlegestelle der Ausflugsschiffe im Blick und kehrten dann an den Steg des Seglerhauses am Wannsee zurück.

Dort werden sie mit einer besonderen Zeremonie empfangen: Alle Volunteers und auch viele Betreuer stellen sich in einer Reihe an Land auf. Sie klatschen rhythmisch, begrüßen jedes einzelnes Mitglied der eintreffenden Teams. Und jeder wird abgeklatscht. Man merkt sofort: Segler bilden schnell eine Gemeinschaft. Die Teams mischen sich munter im Hafen. Mitglieder der Teams aus den Niederlanden und Belgien teilen sich die Tische auf der Terrasse. Konkurrenz besteht nur beim Anfeuern der jeweils eigenen Teams.

Jubel brandet auf, wenn mal wieder eine Tonne erfolgreich umrundet wurde. Unten spielen derweil Segler aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA am Kickertisch miteinander. Der Siegeswille ist groß, größer fast noch als auf dem Wasser. Jedes Tor wird lautstark bejubelt. „Leider haben wir hier am Kicker verloren. Aber auf dem See sind wir auf Medaillenkurs“, versichert Zuhair, Trainer bei Team UAE, dem Tagesspiegel.

Das Seglerprogramm für Special-Olympics-Athleten wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Jahr 2018 aus der Taufe gehoben, ein Jahr vor den vergangenen Weltspielen dort in Abu Dhabi. „Wir segeln regelmäßig in der Bucht. Wenn es zu stürmisch wird, bleiben wir in der Nähe der Corniche“, erzählt der Trainer. Die Corniche ist der Strandboulevard.

Auch einige deutsche Boote sind am Start

Am Wannsee sind die Attraktionen etwas versteckter, das Liebermann-Haus etwa oder auch die idyllische Terrasse des Seglerhauses entdeckt man vor allem von der Wasserseite aus. Am Seglerhaus pellt sich jetzt Jeremy Lenaerts aus den Wettkampfklamotten. Der Special-Olympics-Athlet ist gerade mit seinem Vater und Unified-Partner Danny in den Hafen eingelaufen. „Es hat riesengroßen Spaß gemacht. Auf dem See gab es zwar immer wieder kräftige Böen. Aber wir haben alles gut gemeistert“, sagt Lenaerts junior zum Tagesspiegel.

Mit seinem Vater segelt er schon seit ein paar Jahren. „Das aber nur zum Spaß. Erst in den letzten Monaten haben wir uns auf die Wettkämpfe vorbereitet“, sagt der Ältere. Wettkampfsegeln ist eher Stress für Jeremy. „Schöner ist es, einfach so aus Spaß zu segeln“, sagt er. Aber das Wettsegeln spornt auch an. Und Jeremy trägt große Verantwortung. Denn in der Kategorie 2, in der die beiden Lenaerts antreten, steht der geistig eingeschränkte Special Olympics-Athlet am Steuer, während der Unified-Partner die Segel bedient. „Ich habe Vertrauen zu ihm. Er macht das schon gut“, sagt Vater Danny über Sohn Jeremy.

In der Kategorie 3 sind die Verantwortlichkeiten noch einmal anders gelagert. Die beiden Sportler*innen mit geistigen Einschränkungen bedienen sowohl das Ruder als auch die Segel. Der Unified-Partner fährt lediglich mit, kann verbal ein paar taktische Hinweise geben und darf nur im Notfall eingreifen. Angst haben die Unified-Partner aber nicht. „Wir trainieren viel, legen auch Augenmerk auf die ganzen Sicherheitsaspekte. Und außerdem gilt immer: Sicherheit geht vor, auch vor Geschwindigkeit im Wettkampf“, betont UAE-Coach Zuhair.

Auch einige deutsche Boote sind bei den Segel-Wettbewerben am Start. Schon früh auf Gold-Kurs lag das Team Alexander Knaub & Nora Nockenroth. Knaub ist Tischler bei den Werkstätten Norderstedt, die Arbeitsplätze für Menschen mit Einschränkungen anbieten. Nockenroth designt im Hauptberuf in Kiel Schiffe. Und seit ihr Kieler Segelverein einen Schnupperkurs für Menschen mit Beeinträchtigungen anbot, an dem Knaub auch teilnahm und die Lust am fahren über See entdeckte, sind die beiden in einem Boot. Sie am Steuer, Knaub als Vorschoter an den Leinen. Beide fahren in Kategorie 1, da steuert der Unified Partner und der Special Olympics-Athlet übernimmt den Job mit den Segeln.

Das hat sich gut eingespielt, Neuenroth sagt die Farbe der Leinen an, an denen Knaub ziehen muss, um die Segelfläche zu vergrößern oder zu verkleinern oder um ein elegantes Wendemanöver einzuleiten. Sie hat beobachtet, dass Knaub auf See aufgetaut ist, kommunikativer geworden ist. „Er spricht jetzt einfach mehr. Ich rede viel, ich glaube, manchmal auch zu viel für ihn“, sagt Neuenroth lachend. „Aber die größte Veränderung bei ihm ist, dass er jetzt von sich aus spricht. Es war war schon früher so, dass er geantwortet auf meine Fragen. Aber jetzt erzählt Alex mir von sich aus Dinge“, sagt Neuenroth, und ihr Partner nickt.

Für Knaub stellt das Segeln eine neue Dimension dar. „Es ist schön, auf dem Wasser zu sein. Es ist einfach ein anderes Gefühl“, sagt er Tagesspiegel und deutet mit der Hand das Schwanken des Boots auf den Wellen an. Auch die Weite, den Blick bis zum Horizont mag er. Sport betrieb er bisher vornehmlich an Land. Er ist ein ziemlich guter Kugelstoßer und spielt auch gern Basketball. Segeln ist bei den Special Olympics ein vergleichsweise junger Sport. Erste Regatten wurden bei den Weltspielen 1995 in New Haven ausgetragen. Es ist der Beweis, dass auch komplexe und aufwendige Sportarten von Menschen mit Beeinträchtigungen betrieben werden können, wenn nur der Wille da ist, für die entsprechenden Bedingungen zu sorgen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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