„Schlaraffenland Stadt ungemütlich machen“: Berlin setzt bei Reduzierung der Waschbären auf Aufklärung statt Gewehre
© dpa / Britta Pedersen Update „Schlaraffenland Stadt ungemütlich machen“: Berlin setzt bei Reduzierung der Waschbären auf Aufklärung statt Gewehre
Anders als etwa in Brandenburg werden Waschbären in Berlin nicht gejagt. Deshalb braucht es viel Aufklärung: Mit der „Waschbär-vor-Ort-Beratung“ zum Beispiel.
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Beim Zurückdrängen der inzwischen weit verbreiteten Waschbären in Berlin setzt der Senat auf Appelle und Aufklärung der Öffentlichkeit und weniger auf Gewehre oder Fallen. Anders als etwa in Brandenburg werden Waschbären in der Großstadt Berlin nicht gejagt. Wichtig sei daher besonders die Öffentlichkeitsarbeit, um die indirekte Ernährung der Waschbären durch Müll und Essensreste von Menschen zu verringern, antwortete der Senat auf eine SPD-Anfrage.
„Als jagdbare Art unterliegt der Waschbär in Berlin dem Jagdrecht”, schreibt der Senat auf Anfrage von Robert Schaddach (SPD). Der Abgeordnete hatte nachgehakt, was gegen die Plage getan wird. Die Verwaltung beruhigt: „Ziel ist es, das ‚Schlaraffenland Stadt’ dem Waschbären ungemütlich zu machen und somit die Reproduktionsrate zu minimieren”. Um den Bestand zu reduzieren, müsste es weniger Nahrungsquellen und auch weniger „Schlaf- und Vermehrungsstätten“ in der Stadt geben. Und neben Baummanschetten und der Einzäunung von Gewässern setzt der Senat auf eine „Waschbär-vor-Ort-Beratung“.
Wie viele Waschbären in Berlin leben, ist nicht bekannt. Daten verschiedener Behörden lägen vor, hieß es. Die Erfassung sei allerdings personell und finanziell nicht möglich. Der Bestand wurde vor einem Jahr auf mehrere hundert Tiere geschätzt. Sie sind in ganz Berlin einschließlich der Innenstadt verbreitet, wie Meldungen an den Naturschutzbund Nabu zeigen. In Brandenburg werden mehrere zehntausend Waschbären pro Jahr von Jäger:innen geschossen. In ganz Europa wird die Zahl der Waschbären auf einige Hunderttausend geschätzt.
Die „Waschbärexpertin“ besucht Berliner:innen
In Berlin leben die Waschbären fast überall: unter Containern, in Schrebergärten, leerstehenden Gebäuden, Dachböden, aber auch in der Dämmung von Hauswänden und Dächern. Im Rahmen des Pilotprojekts „Waschbär-Vor-Ort-Beratung“ besucht eine „Waschbärexpertin“ Hausbesitzer:innen, die Probleme mit den Tieren in ihren Gärten oder Bauten haben.
Außerdem können in Berlin Gewässer zum Schutz von Amphibien eingezäunt oder Fledermausquartiere gesichert werden.
Der Senat rät dringend davon ab, die Tiere zu füttern: das sei bei Wildtieren verboten. Das Gleiche gelte für Fangen oder gar Töten. Waschbären gehörten zum jagdbaren Wild, Töten sei Wilderei. „Wir sollten also anfangen zu akzeptieren, dass der Waschbär wie Fuchs und Marder ein in Deutschland wild lebendes Raubtier darstellt und uns um eine friedliche Koexistenz mit diesen durchaus auch spannend zu beobachtenden Tieren bemühen.“
Waschbären kommen ursprünglich aus Nordamerika. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie zur Pelzgewinnung auch in Deutschland gezüchtet. Einige entkamen und inzwischen kommen sie in mehr als der Hälfte der deutschen Jagdreviere vor und breiten sich weiter aus, vor allem in Hessen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. (mit dpa)
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de