Salafist wollte in Pankow auftreten : Prediger täuschte Berliner Veranstaltungsort
© YouTube/Screenshot Tagesspiegel Salafist wollte in Pankow auftreten : Prediger täuschte Berliner Veranstaltungsort
Marcel Krass gilt als einer der bekanntesten Salafisten Deutschlands. Ende April plant er ein Seminar in Berlin. Doch ob das wirklich stattfinden kann, ist unklar.
Freundliches Gesicht, ruhige Stimme und lange Monologe von teilweise über 20 Minuten. So präsentiert sich Marcel Krass auf dem YouTube-Kanal der sogenannten „Föderalen Islamischen Union“. Ein seit 2017 bestehender Zusammenschluss aus Hannover, der es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt hat, die deutschen Muslime zu vereinen. Krass ist einer von zwei Vorsitzenden.
Seit zwei Jahrzehnten eine feste Größe.
Der baden-württembergische Verfassungsschutz über Krass und seine Stellung in der salafistischen Szene der Bundesrepublik.
Auf YouTube widmet er sich regelmäßig alltäglichen Lebensfragen und spricht so vor allem ein junges Publikum an. Doch während andere Influencer in ihren Videos Kosmetikprodukte oder Kleidung bewerben, ist es bei Krass der Islam, der den Zuschauern schmackhaft gemacht werden soll. Ein konservativer, radikaler Islam.
Sein Name taucht regelmäßig in Verfassungsschutzberichten auf
Gleich in mehreren Bundesländern tauchte der Name Marcel Krass in der Vergangenheit regelmäßig in den jeweiligen Verfassungsschutzberichten auf. Der baden-württembergische Verfassungsschutz nennt Krass eine „seit zwei Jahrzehnten feste Größe“ in der salafistischen Szene der Bundesrepublik.
Das rührt wohl auch daher, dass der Krefelder keinerlei Berührungsängste zu bekannten deutschen Predigern des radikalen Islam besitzt. Enge Kontakte soll Krass zu Pierre Vogel und Sven Lau pflegen. Als damaliger Leiter des „Islamischen Zentrums Münster“ wurden Krass außerdem Kontakte zu Ziad Jarrah, einem der islamistischen Terroristen vom 11. September 2001 in New York nachgewiesen. Mehrmals telefonierten die beiden, unter anderem zeitnah zu den Anschlägen auf das World Trade Center.
Der Ort der Veranstaltung wurde bis zuletzt geheim gehalten
Seit mehreren Wochen bewirbt Marcel Krass über seine sozialen Netzwerke eine Seminar-Veranstaltung in Berlin für die sogenannte „Deen Akademie“. Beworben wird der Abend Ende April als das „Event des Jahres“, Krass soll angeblich vier Stunden zu seinem Publikum sprechen.
Der Ort des Geschehens wurde bis zuletzt geheim gehalten, doch die Frau, die den Abend moderieren soll, veröffentlichte ein verschwommenes Foto der Veranstaltungslocation auf ihrem Instagram-Profil.
Vermieter des Veranstaltungsortes kündigten den Vertrag
Nach Tagesspiegel-Recherchen handelt es sich dabei um einen beliebten Veranstaltungsort im Norden Berlins, im Bezirk Pankow. Auf Nachfrage bestätigten die Inhaber die Anmietung, berichteten jedoch gleichzeitig davon, bei Vertragsabschluss getäuscht worden zu sein.
So sei der Name „Marcel Krass“ offenbar nicht erwähnt worden, es sei lediglich von einem „Seminar“ die Rede gewesen. Daraufhin entschlossen sich die Vermieter des Veranstaltungsortes, den Vertrag aufzukündigen, um dem Salafisten und seiner Anhängerschaft keine Plattform zu bieten.
Ob Krass sich bereits nach einer neuen Location umguckt oder das Unterfangen des Berliner Seminars bereits aufgegeben hat, ist zurzeit noch unklar.
Eine Quelle: www.tagesspiegel.de