Rückhalt der Eisbären: Torwart Jake Hildebrand ist der Ruhepol im Hexenkessel
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Rückhalt der Eisbären: Torwart Jake Hildebrand ist der Ruhepol im Hexenkessel
Dass die Berliner in der Play-off-Serie gegen die Adler Mannheim mittlerweile mit 2:1 führen, liegt maßgeblich an den Paraden des US-Amerikaners. Am Sonntag wird seine Gelassenheit besonders gefragt sein.
Von Benedikt Paetzholdt
Die Schlusssirene ertönte gleich zweimal am Freitagabend. Weil die Zeitmessung nicht ganz korrekt funktioniert hatte, mussten die Fans der Eisbären noch mal kurz innehalten, ehe sie sicher sein zu konnten, dass der 3:2-Sieg gegen die Adler Mannheim Bestand hat. Womit die Eisbären nach anfänglichem Rückstand nun mit 2:1 in dieser Serie „Best-of-seven“ in Führung gegangen sind.
Angesichts der Überlegenheit am Bullypunkt der Gäste musste man damit rechnen, dass es noch mal gefährlich werden kann für das Tor der Berliner. Richtig scharf kam der Puck dann nicht mehr auf Keeper Jake Hildebrand. Und selbst wenn, der US-Amerikaner hätte wahrscheinlich die richtige Reaktion gezeigt.
Nach den bisherigen drei Spielen ist der Torwart sportlich der auffälligste Spieler. Er selbst spricht von einer „Achterbahn“. Angefangen mit dem 1:7 zum Auftakt, das für die Mannschaft als Ganzes ein wahr gewordenes Horrorszenario war. Aber selbst hier, als er nach 40 Minuten mit vier Gegentreffern ausgewechselt worden war, hatte er keineswegs ein schlechtes Spiel gemacht. „Da haben wir ihn einfach im Stich gelassen“, weiß Marcel Noebels.
Jake Hildebrand weist derzeit die drittbeste Fangquote auf
Beim Comeback in Mannheim „hat er uns den Hintern gerettet“, führte Noebels weiter aus. Nach dem frühen 2:0 hatten die Mannheimer am Mittwoch beste Chancen, noch höher in Führung zu gehen. Ob es dann ebenfalls möglich gewesen wäre, wieder zurückzukommen, sei dahingestellt. Hildebrand jedenfalls hatte schon hier die Ruhe bewahrt und mit wichtigen Paraden die Grundlagen für das spätere 4:2 gelegt.
Und in Spiel drei, bei einem anfangs sehr konzentrierten und am Ende sehr zittrigen Auftritt, hatte man über weite Strecken das Gefühl, dass Hildebrand kaum zu bezwingen ist. Was den Gästen auch erst dann gelang, als seine Teamkollegen in der Intensität nachgelassen und zu große Räume ermöglicht hatten.
„Er macht die großen Paraden, wenn wir diese brauchen“, gab es Lob von Trainer Serge Aubin. „Er bleibt einfach ruhig und lässt sich nicht groß beeinflussen. Für Hildebrand sei das aber „business as usual“. Das wird es gerade auch am Sonntag brauchen, wenn die Mannheimer Arena wieder brodeln wird (14 Uhr, Magentasport).
Hildebrand liegt über dem Wert der Hauptrunde
Im September hatte Hildebrand dem Tagesspiegel über seine bestechende Gelassenheit gesagt: „Mich haben immer schon Torhüter begeistert, die nicht hektisch geworden sind, sondern auch in engen Situationen die Ruhe bewahrt haben.“ Dann könnten sich die anderen Spieler eben besser auf sich und ihre Arbeit konzentrieren.
Entsprechend unaufgeregt bewertete der gefeierte Schlussmann sein eigenes Wirken. „Meine Kollegen haben immer wieder dafür gesorgt, dass ich die Pucks gut sehen konnte“, sagte Hildebrand. „Es war ein defensiv sehr strukturiertes Spiel.“ Dass sein Team in der Schlussphase noch mal in die Bredouille geriet, hatte er fast erwartet. „Viele Spiele in den Play-offs enden mit einem Tor Unterschied. Manchmal gehen die ersten beiden Schüsse rein, ein anderes Mal die letzten beiden Schüsse.“
Mit einer Fangquote von 92,09 weist die Berliner Nummer eins den drittbesten Wert aller Keeper auf, knapp vor seinem Mannheimer Pendant Arno Tiefensee (91,67), der wegen des Umwegs der Adler über die erste Play-off-Runde allerdings auch schon zwei Tore mehr bestritten hat. Hildebrand liegt damit bislang sogar noch über seinem Hauptrundenwert (91,74), womit er zum Spitzenquartett der Liga gehörte.
Zu Beginn der Saison hatte es beim einen oder der anderen noch Zweifel gegeben, ob Hildebrand der richtige Keeper ist, um wieder an erfolgreiche Zeiten anknüpfen zu können. Diese Bedenken sind längst ausgeräumt. Und gerade jetzt, wo es darum geht, sich gegen den schwersten aller Viertelfinal-Gegner durchzusetzen, könnte es keinen besseren geben, der auch dann noch kühlen Kopf bewahrt, wenn die Emotionen regelrecht überkochen.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de