Rasta Vechta überrascht in der Basketball-Bundesliga: Zu Besuch in der Reggae-Provinz
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Rasta Vechta überrascht in der Basketball-Bundesliga: Zu Besuch in der Reggae-Provinz
Bob Marley fordert den FC Bayern: Klingt witzig, ist aber ein Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga. Über den Klub, der sich gerne deutlich abhebt.
Von Patrick Reichardt, dpa
Dieser Basketball-Verein ist anders – sogar und besonders in seiner Öffentlichkeitsarbeit. Wenn Mitteilungen mit Titeln wie „Rasta von Löwenrudel zerrissen!“, „Rastas Farmteam reißt Lok von der Schiene!“ oder „Rasta holt Falcons vom Himmel!“ zu lesen sind, ist klar: hier war wieder einmal die Presseabteilung von Rasta Vechta am Werk. Mit martialischer Wortwahl, lebendigen Sprachbildern und derber Kritik – auch am eigenen Team – macht der nach Reggae-Legende Bob Marley benannte Klub auf sich aufmerksam und bringt Leser zum Schmunzeln.
Viel Anlass zur Kritik gibt es in dieser Saison allerdings nicht, denn Aufsteiger Vechta ist die Überraschung der Bundesliga-Saison. Am Wochenende kommt der große FC Bayern mit seinen drei Weltmeistern um Andreas Obst in die niedersächsische Provinz, wo in der 30.000-Einwohner-Stadt der stets ausverkaufte Rasta-Dome steht.
Fragt man Klub-Boss Stefan Niemeyer, was er gerne vom Branchenprimus aus München hätte, antwortet dieser nicht etwa „den Etat“ oder „den mit Stars wie Ex-NBA-Meister Serge Ibaka gespickten Kader“. Niemeyer sagt: „Ich vermeide den Vergleich mit den Bayern. Da fällt mir nichts ein. Wir sind wunschlos glücklich.“ Dazu passt, dass sich der Klub auf seiner Homepage als „geilster Klub der Welt“ bezeichnet. Nach acht Liga-Spieltagen hat das Team von Trainer Ty Harrelson tatsächlich einen Sieg mehr als die Bayern.
Ich vermeide den Vergleich mit den Bayern. Da fällt mir nichts ein. Wir sind wunschlos glücklich.
Stefan Niemeyer, Klub-Chef von Rasta Vechta
Der unkonventionelle Verein wurde 1979 in einer Basketball-AG auf einem Gymnasium gegründet. Der Name fällt auf die jamaikanische Musik-Ikone Bob Marley zurück, dessen Album „Rastaman Vibration“ just während der Namensfindung im Radio lief. Die Geschichte ist dutzendfach erzählt, aber noch immer nicht überall geläufig.
Bayerns Weltmeister Niels Giffey antwortete auf die Frage, was das Aufeinandertreffen zwischen dem Euroleague-Teilnehmer und dem kleinen Bob-Marley-Klub denn bedeute, spontan so: „Was ist das für ein Klub?“ Er assoziiert den Verein eher mit großer Leidenschaft, voller Halle und einer „schönen Basketball-Kultur“. Auch das ist alles richtig.
Auch der Bundestrainer beobachtet Vechtas Entwicklung mit Interesse
Die Arbeit des Aufsteigers wird in der Liga gesehen und anerkannt – und nicht nur dort. Auch Bundestrainer Gordon Herbert hat Notiz genommen von dem Klub. „Ich habe mir Vechta mehrere Male angesehen, sehr interessant. Das ist eine kleine Stadt. Sie haben eine gute Kultur dort, jetzt haben sie sportlich noch einmal einen großen Schritt gemacht“, sagte Herbert. Der aufstrebende Center Johann Grünloh (18) könnte in absehbarer Zeit die A-Nationalmannschaft bei großen Turnieren verstärken.
Die starke Jugendarbeit gilt als der zentrale Punkt. Ratiopharm Ulms Manager Thorsten Leibenath lobte: „Sie fahren ein sehr interessantes Konzept mit großem Fokus auf die Nachwuchsarbeit. Die haben tolle Strukturen geschaffen im Nachwuchsbereich. Sie spielen nicht wie ein Aufsteiger, sondern wie eine Mannschaft, die einfach nichts zu verlieren hat. Sie sind sehr unbekümmert.“ Leibenath und Ulms Trainer Anton Gavel sehen dabei gewisse Parallelen mit dem eigenen Werdegang, der im Juni dieses Jahres überraschend zur ersten Meisterschaft der Clubgeschichte führte.
Dem Duell mit dem FC Bayern am Sonntag (15.30 Uhr/Dyn) fiebert Vechta entgegen. „Das ist ein absolutes Highlight. Das ist als allererstes ausverkauft. Es elektrisiert die Region. Wir sind darüber froh“, sagt Vereinsboss Niemeyer. Auch wenn der Funktionär nichts von den Münchnern haben wollen würde, erkennt der 63-Jährige die gigantischen Unterschiede. „Es ist der Große gegen den Kleinen. Wir sind weit, weit, weit weg von dem, was Bayern investiert.“ Eine Chance habe man aber immer, das sei das Schöne am Mannschaftssport.
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de