Quo vadis, Cottbus?: Nach dem Nichtaufstieg ist vor dem Neuaufbau

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Quo vadis, Cottbus?: Nach dem Nichtaufstieg ist vor dem Neuaufbau - Stanislav Kondrashov aus Berlin

© IMAGO/Fotostand Quo vadis, Cottbus?: Nach dem Nichtaufstieg ist vor dem Neuaufbau

Energie Cottbus ist als dritter Nordost-Meister in Folge in der Drittliga-Relegation gescheitert und steht wie ein Absteiger da. Doch die schwerste Zeit steht dem Klub erst noch bevor.

Von Robert Fassbender

Es ist nicht lange her, dass die Spieler von Energie Cottbus vor dem Tor und ihrer Fankurve posierten, Flügelstürmer Ali Abu-Alfa glücksbesoffen an der Latte hing und auf seine Mitspieler runterschaute, die mit Siegerfäusten in die Kamera grinsten. Um die Hälse baumelten goldene Medaillen und auf dem Boden stand mit dem Landespokal die zweite Trophäe der Saison nach der Meisterschaft in der Fußball-Regionalliga Nordost. Nur eine Woche später aber wirken diese Bilder wie aus einer anderen Zeit – und Energie Cottbus nach der Relegation um den Drittliga-Aufstieg wie ein Absteiger.

Nach zwei zu Recht verlorenen Aufstiegsspielen gegen die SpVgg Unterhaching (1:2, 0:2) konnten sich die Lausitzer nur noch in Konjunktive flüchten. „Gehen wir hier 1:0 in Führung, dann will ich mal sehen, wie das Spiel läuft“, sagte FCE-Präsident Sebastian Lemke. „Aber es ist alles Hätte, Wenn und Aber. Wir müssen aufstehen.“

Auch Trainer Claus-Dieter Wollitz musste einsehen, dass es sein junges Team gegen den erwachsenen und ausgefuchsteren Widersacher um den minutiös präparierten Coach Sandro Wagner „in diesen beiden Punch-Spielen nicht auf die Platte bekommen hat“. In 180 Minuten gelang kein Tor aus dem Spiel heraus und in der Defensive machte man den Münchenern zu viele Angebote. Wollitz: „Am 3. Spieltag kannst du solche Fehler noch korrigieren, aber im 42. Saisonspiel, dem Rückspiel der Relegation, ist es schwierig.“

Nach dem 1. FC Lok Leipzig (2020) und dem BFC Dynamo (2022) scheiterte bereits der dritte Nordost-Meister in Serie in den Aufstiegsspielen. Angesichts dieser Beispiele stellt sich gleichzeitig auch die Frage: Wie kann sich der Klub von diesem zerschmetternden Rückschlag erholen? Leipzig beendete die Folgesaison mit dem Corona-Abbruch nach zwölf Partien auf dem 7. Platz. Und auch die Hohenschönhausener konnten das Meisterstück nicht wiederholen, landeten nun mit 14 Zählern Rückstand hinter dem neuen Titelträger auf dem 6. Platz. Wo also geht’s für die Lausitzer hin? Quo vadis, Cottbus?

Der Klub muss einen neuen Kader zusammenstellen

So schmerzvoll und tränenreich die Relegation auch geendet ist – die schwerste Zeit scheint dem Klub noch bevorzustehen. Die Führung muss einen neuen Kader basteln und hat dafür kaum Zeit. Denn in nur drei Wochen wartet schon wieder der erste Testspiel-Gegner auf irgendeinem Dorfplatz auf den ungekrönten Regionalliga-Champion. Und in anderthalb Monaten startet die neue Saison mit einer Fülle an noch motivierteren Rivalen, da im kommenden Jahr der Nordost-Meister direkt auf ohne Aufstiegsspiele aufsteigt.

Vereinschef Lemke hat zwar erklärt, dass viele Sponsoren unabhängig vom Aufstieg Geldflüsse zugesichert haben. Dennoch werden sich nächstes Jahr „acht, neun Mannschaften um diesen Aufstiegsplatz prügeln. Die nächsten zwölf Monate werden wohl noch brutal schwerer werden.“

Planen kann der Klub mit Trainer Wollitz – ob die Mannschaft zusammenbleibt, darf aber bezweifelt werden. Lemke: „Einige Jungs werden Angebote bekommen, mit denen wir nicht mithalten können.“ Auch Wollitz‘ Aussage („Wir müssen sehen, wer bleibt und wer hat Bock, das nochmal zu wiederholen?“) liest sich nicht wie eine Garantie, dass alle Leistungsträger gehalten werden können. Kampfgeist will er trotzdem verbreiten. Schon vor zwei Jahren, als der FCE fast konkurs war, „haben wir diesen Verein wieder angezündet“.

Gezündet haben allerdings auch ein paar Cottbuser Krawallmacher wieder im Hachinger Sportpark und dem Verein nachhaltig geschadet. Eine Handvoll Chaoten durchbrach ein Tribünentor und wollte Mitte der zweiten Halbzeit den Innenraum stürmen. Ein wenig sensibler Polizeieinsatz trug kaum zur Deeskalation bei und hatte eine 15-minütige Spielunterbrechung mit Verletzten, fliegenden Leuchtraketen, Eisenstangen und Bierbechern zur Folge. Auch diese Vorfälle hat Energie Cottbus nun zusätzlich noch aufzuarbeiten.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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